Das Künstlerpaar, bestehend aus dem Klang- und Performancekünstler Holger Maik Mertin und der Fotografin und Dokumentarfilmerin Cecilia Martens (Cee), lernte sich 2022 während Holgers einjähriger Künstlerresidenz in Kapstadt kennen. Ihr gemeinsames Projekt #twoartistsoneplanet entstand. Zusammen sind sie auf dem Landweg von Südafrika, durch Europa nach Indien unterwegs. Auf ihrem Weg hinterlassen sie künstlerischen Spuren. Momentan sind sie auf einem einmonatigen Projektaufenthalt in Skopje.
„Clean(s)ing Skopje“ – das ist der Titel eures Projektes. Was kann man sich darunter vorstellen?
Holger: Das Projekt ist geteilt in zwei Schritte. Der erste ist das „Cleansing“. Das bedeutet für uns, Abfall von den Straßen Skopjes aufzusammeln. Der zweite Schritt besteht aus dem „Cleaning“. Es ist das englische Wort für Reinigung. Für mich ist diese mehr mental, denn physisch. Diesen lokal gesammelten Müll werden wir in kreatives Projektmaterial transformieren, mit dem wir etwas Neues erschaffen, wie eine Skulptur zum Beispiel. Dieser Prozess wird helfen, unser modernes Leben besser zu verstehen, es zu reflektieren und hoffentlich neue Wege zu finden.
Was möchtet ihr mit eurem Projekt erreichen?
Holger: Mehr „Awareness“ schaffen! Es soll den Anstoß geben, sich selbst und uns als Gesellschaft zu reflektieren. Für unser Projekt benutzen wir nur, das, was schon da ist: Müll. Für mich gibt es nichts Nachhaltigeres als das. Meine Kunst soll einen positiven Utopieraum formen. Kunst schafft Wege, in denen Menschen sich selbst neu spüren können.
Cee: Wir möchten Menschen aus verschiedenen Hintergründen zusammenzubringen. Gemeinsam etwas zu erleben, schafft Kontakt. Verbindung, Interaktion und Vielfalt, das ist für mich der wichtigste Teil unseres Projekts hier.
Was bedeutet „Slow Culture“ für euch?
Cee: „Slow Culture“ ist die Art und Weise, wie wir unser Leben gestalten. Egal ob es sich um den Kauf unserer Kleidung handelt und die Frage, ob sie ethisch vertretbar ist. Es geht darum, wie wir reisen: Nehmen wir das Flugzeug oder doch lieber Bus oder Zug? Es die Art und Weise, wie wir essen: Wir ernähren uns vegan und pflanzlich. Wir glauben daran, langsam zu leben und uns Zeit für die Orte zu nehmen, die wir besuchen. Die Vorstellung einfach in ein Flugzeug zu steigen und unser Projekt in Skopje in einem Wochenende abzuhandeln, entspricht genau dem Gegenteil von dem, was wir unter „Slow Culture“ verstehen. Man sollte sich probieren, in die Orte zu integrieren, die man bereist oder zumindest versuchen, zu lernen und Zeit mitzubringen. Uns erlaubt „Slow Culture“ die Zeit zu haben, innezuhalten und uns zu fragen: „Was passiert hier?“ „Was können wir lernen?“ „Was können wir weitergeben?“ Das ist für uns „Slow Culture“. Holger, möchtest du etwas hinzufügen?
Holger: „Slow Culture“ bedeutet, sich Zeit zu nehmen.
Cee: Natürlich bin ich mir der Realität bewusst. Der Veganismus zum Beispiel ist, vor allem in meinem Heimatland Südafrika, finanziell exklusiv. Diese Exklusivität wollen wir nicht. Es sollte nicht teurer sein, einen Bus zu nehmen, statt eines Flugzeugs. Selbst auf unserer Reise war es teurer auf dem Landweg, als zu fliegen. Das gesamte System muss sich ändern. Jedoch können wir nicht alles der Politik in die Schuhe schieben. Jeder von uns ist Teil des Systems. Ich hoffe, dass unsere Arbeit Menschen dazu inspiriert, sich damit auseinanderzusetzen, was sie tun können. Zu schauen, was möglich ist.