Weihnachtsbräuche
Von A wie Adventskranz bis Z wie Zimtstern

Weihnachtsstimmung am Gendarmenmarkt in Berlin
Weihnachtsstimmung am Gendarmenmarkt in Berlin | Foto (Ausschnitt): Anne Fromm

Keine andere Zeit des Jahres ist in Deutschland so aufgeladen mit Traditionen und Ritualen wie Weihnachten. Dabei pflegt nicht jede Region die gleichen Bräuche. Eine kleine Übersicht.

Advent, Advent, ein Lichtlein brennt

Die Weihnachtsstimmung beginnt mit der Adventszeit. An den vier Sonntagen vor Heiligabend wird Advent gefeiert: In vielen Haushalten gibt es Adventskränze, sie sind entweder gekauft oder selbst geflochten aus Tannenzweigen, verziert mit Weihnachtsschmuck, Zimtstangen, getrockneten Orangenschalen und vier großen Kerzen. An jedem Adventssonntag wird eine Kerze angezündet, bis schließlich alle vier brennen. „Advent, Advent, ein Lichtlein brennt. Erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier, dann steht das Christkind vor der Tür“, lautet ein Kinderreim.

Durch die Adventszeit führen die Adventskalender, die vor allem bei Kindern beliebt sind. Am ersten Dezember dürfen sie das erste Türchen des Kalenders öffnen, hinter dem sich Schokolade oder eine andere kleine Süßigkeit verbirgt. Am zweiten Dezember das zweite Türchen und so weiter bis zum 24. Dezember. In deutschen Supermärkten kann man meist ab Oktober Adventskalender kaufen, es gibt sie mittlerweile in allen Varianten, üppig und eher spartanisch, groß, klein, gefüllt mit Süßem oder anderen Geschenken. Viele Familien basteln aber auch ihre eigenen Kalender, zum Beispiel aus 24 Streichholzschachteln, Klopapierrollen, Socken oder Säckchen.

Nikolaus

Der Nikolaustag erinnert an den Heiligen Nikolaus von Myra, einen Bischof in der Türkei, der all sein Hab und Gut verschenkte. Am 6. Dezember wird seiner gedacht mit dem Nikolaustag. Am Abend des 5. Dezember putzen Kinder in ganz Deutschland ihre Stiefel und stellen sie vor die Tür. Am Morgen stecken Süßigkeiten, Nüsse und Obst in den Schuhen – der Nikolaus hat sie gefüllt.

Weihnachtsmarkt

Manche freuen sich das ganze Jahr auf ihn, andere verfluchen die Zeit, in der die Buden die Innenstädte verstopfen. Auf Weihnachtsmärkten gibt es vor allem zu essen und zu trinken, aber auch Weihnachtsgeschenke werden zum Verkauf angeboten. Über den Märkten hängt der Duft von Glühwein und gerösteten Mandeln. Einige Städte sind berühmt für ihre Märkte, zum Beispiel der Dresden für seinen Striezelmarkt oder Nürnberg für seinen Christkindlesmarkt.

Weihnachtsbaum

Er darf am Heiligen Abend in keinem Haushalt fehlen. Wie und wann er geschmückt wird, unterliegt in vielen Familien strengen Regularien. Die meisten schmücken ihren Weihnachtsbaum erst kurz vor oder am Morgen des 24. Dezember. Die Auswahl des Schmucks kann durchaus mal zum Streit führen: echte Kerzen oder elektrische Lichterkette? Lametta oder nicht? Schlichte Strohsterne oder viel Glanz und Glitzer? Meist bleibt der Baum bis zum 6. Januar in den Wohnzimmern stehen und wird danach entsorgt.

Der Heilige Abend

Viele Familien haben ganz eigene Rituale für den Ablauf des Heiligen Abends etabliert. Der Heilige Abend am 24. Dezember ist der Tag des Jahres, an dem die meisten Menschen in die Kirche gehen – die Weihnachtsandachten und Krippenspiele, die an die Geburt Jesu erinnern, sind in allen Städten gut besucht.

Die Bescherung findet traditionell unter dem Weihnachtsbaum statt. Dort sind die Geschenke drapiert. Bei kleinen Kindern kommt auch mal der Weihnachtsmann vorbei und fragt: „Warst du auch immer schön artig?“ Der Brauch besagt, dass die Kinder dem Weihnachtsmann ein Lied vorsingen oder ein Gedicht aufsagen. Das hat sich in vielen Familien gehalten, sie singen, musizieren oder lesen auch noch, wenn die Kinder längst groß sind.

Typisches Essen

Die Adventszeit ist eine süße Zeit. Traditionell werden im Laufe des Dezember Plätzchen gebacken, eine Art Keks, die man aber nur zu Weihnachten backt. Standardsorten sind Zimtsterne, Vanillekipferl, Butterplätzchen und Spekulatius. Vor allem im Osten des Landes isst man außerdem Stollen, eine Mischung aus Kuchen und süßem Brot mit Rosinen, Mandeln und Trockenfrüchten. Dresden ist für seinen Christstollen bekannt. In Thüringen nennt man das Gebäck Schittchen. In anderen Regionen isst man eher Quarkstollen. Auch ganz wichtig auf dem Adventsteller sind Lebkuchen. Die berühmtesten kommen aus Nürnberg. Aber auch die Aachener Printen sind überregional bekannt.

An den Weihnachtsfeiertagen isst man deftig in Deutschland. Verbreitet ist der Brauch, am Heiligabend Kartoffelsalat und Würstchen zu essen. Das kommt daher, dass am 24. Dezember früher und auch zum Teil heute noch vormittags gearbeitet wurde. Am Abend wollte man also ein Essen, dass schnell und einfach zubereitet wird. Umso aufwendiger wird dafür am ersten und zweiten Weihnachtstag gekocht: In vielen Haushalten gibt es Gänse- oder Entenbraten, dazu Rotkohl und Knödel. Das wichtigste Getränk der Weihnachtszeit ist Glühwein, heißer, mit Zimt und Nelken gewürzter Rotwein.