Philologische Fakultät

Philologische Fakultät

Die Philologische Fakultät wurde am 1. Oktober 1935 gegründet. Der Lehrbetrieb wurde in einem Teil des Stiftungsgebäudes (Evkaf Apartmanı) aufgenommen. Das zwei Jahre später errichtete Gebäude der Fakultät gehört zu den großartigsten Bauwerken jener Zeit. Das Bauwerk, das an der Hauptader der Stadt in nord-südlicher Richtung verläuft, setzt sich aus einem über dem Kellergeschoss errichteten hochgelegenen Erdgeschoß sowie aus den mit diesem Erdgeschoss verbundenen vierstöckigen Seitengebäuden zusammen. Die zwei vertikalen Blocks der Seitengebäude wurden den zwei ineinander verschobenen horizontalen Gebäudeteilen angefügt, an deren Ende sich große Räumlichkeiten wie zum Beispiel Konferenzsäle befinden. Die Anordnung des Erdgeschosses unterscheidet sich durch ihren Eingang mit abgerundeten Ecken und der mit Marmor ausgekleideten großen Eingangshalle von den oberen Stockwerken. Durch den Eingang gelangt man auf einer prächtigen Freitreppe zu den oberen vier Stockwerken. Auf diesen Stockwerken reihen sich entlang der Korridore die Klassen- und Verwaltungsräume der verschiedenen Abteilungen der Fakultät auf.

Der mittlere Eingangsbereich des Gebäudes ragt nach außen vor. Der obere Abschnitt des Mittelteils trägt einen Ausspruch Atatürks, dessen Schriftzüge durch eine leichte Bogenkrümmung erhöht sind. Die hier in gleicher Größe und in gleichen Abständen angebrachten Fenster zeigen in den Seitenflügeln unterschiedliche Formen und Abmessungen, wobei die Achsen mit Gipsauflagen hervorgehoben wurden. Das Keller- und das Erdgeschoss wurden mit Feldsteinen, der mittlere Abschnitt mit regelmäßig geschnittenen Steinen und die Seitenflügel mit einem Gemisch aus Ziegeln und Feldsteinen in der Form von Flechtbändern verkleidet. Nur die Vorderfront weist diese Verkleidung auf; die Seiten- und die Rückfassade sind verputzt.

Die abwechselnd mit jeweils einer Stein- und einer Ziegelreihe gebauten Mauern der Seitenflügel und des sich in westlicher Richtung erstreckenden, der Straße zu liegenden Gebäudeabschnitts sowie der Gebrauch von türkisfarbenen Fliesen bei der Verkleidung der die Eingangshalle tragenden Stützbalken waren auch in der Frühzeit der osmanischen Periode üblich. Das sich hierin ausdrückende Interesse von Taut für den Baumeister Sinan und die türkische Kultur hatte ihn zum Studium der Nutzung traditioneller Bauweisen und -methoden angeregt. Taut selbst erklärte, er habe eine solche Technik zur Errichtung von Wänden genutzt, da er sich „Erfahrungen angeeignet habe über den Gebrauch von einigen ursprünglich rein türkischen Formelementen, die zum modernen Aussehen eines Bauwerks beitragen könnten“.

Konkave Fugen, ein bogenförmiger Abschluss des Daches über dem Eingang, das durch eine einzige Säule getragen wird, oder die in der süd-westlichen Ecke sich erhebende Halbsäule zählen zu den interessanten Details, die das Gebäude schmücken. Der Entwurf von Geländern und anderen aus Eisen bestehenden Bauelementen geht ebenso wie weitere Details des Bauwerkes nicht auf Taut zurück. Das im Widerspruch zur kubistischen Ästhetik, wie sie von Egli in seinen Entwürfen präsentiert wird, stehende Bauwerk kann als eine Synthese von mitteleuropäischen Traditionen mit türkischen architektonischen Einflüssen bezeichnet werden.

Goethe-Institut Ankara
2010