Hochzeit, Karriere, Kind, Haus – die Dreißiger werden häufig mit Erwartungen verknüpft. Im Podcast „dreißig.“ sprechen die Freundinnen Clare, Christina und Katrin über ihr Leben Anfang 30 und warum sie sich nicht immer erwachsen fühlen. Wir haben Clare Devlin für ein Videointerview getroffen.
Die Freundinnen Christina, Clare und Katrin hosten den Podcast „dreißig.“ – einen Podcast, den sie auch „Podcast über das Erwachsenwerden“ nennen. In den wöchentlich erscheinenden Folgen sprechen sie über Themen, die sie gerade bewegen: Karriere, Beziehung, Heirat, Kinder und vor allem den Druck, der in den Dreißigern auf Frauen lastet. Damit wollen sie zeigen, dass jedes Lebenstempo anders sein kann und das in Ordnung ist. Wir haben Clare für ein Videointerview getroffen.Ihr macht euren Podcast schon seit drei Jahren. Wie entstand die Idee dafür?
Katrin, Christina und ich haben beim WDR gemeinsam an einem Format für junge Frauen in den Zwanzigern gearbeitet. Als wir Ende 20 waren und das Format ausgelaufen war, fiel uns auf, dass es auf dem Medienmarkt nichts gab, das sich an Frauen in den Dreißigern richtete. Daher hatten wir die Idee, das Format selbst zu produzieren. Da wir alle bereits Erfahrung mit Podcasts hatten, war das für uns eine niederschwellige Lösung. Und so ist in einer Hauruck-Aktion unser Podcast entstanden – der übrigens auch für Männer ist.
Ihr nennt euren Podcast auch „Podcast übers Erwachsenwerden“. Von Menschen Ende 20 erwartet man eigentlich, dass sie schon erwachsen sind. Warum habt ihr das aufgegriffen?
Als Teenager dachten wir, dass man mit 30 erwachsen ist. Doch plötzlich waren wir selbst 30 und haben uns gefragt: Fühlt sich so Erwachsensein an? Sind wir erwachsen, wenn wir bei Fragen zu Spülmaschine, Steuern und Autoreparatur immer noch Mama oder Papa anrufen? Wir haben festgestellt, dass wir uns noch nicht richtig erwachsen fühlen.
Fühlst du dich jetzt mit 32 erwachsener als zu Beginn des Podcasts?
Ich fühle mich erwachsener, weil ich mich mit dem Thema auseinandergesetzt habe. Dennoch fühle ich mich nicht so, wie ich dachte, dass ich mich mit 32 fühlen werde.
Christina (links), Clare (Mitte) und Katrin (rechts) kennen sich seit ihrem Studium – mittlerweile hosten sie bereits im vierten Jahr den Podcast „dreißig.“. | Foto (Detail): © Linda Meiers
Zum einen besprechen wir Themen, die uns oder unser Umfeld beschäftigen. Zum anderen fragen wir unsere Community über unseren Instagram-Kanal, welche Themen sie interessieren würden. Es gibt schließlich immer Perspektiven, die wir bisher nicht berücksichtigt haben, weil sie nicht unserer Lebensrealität entsprechen. In diesem Fall suchen wir dann externe Gesprächspartner*innen, um das abbilden zu können.
Wie einfach oder schwer ist es wöchentlich ein Thema zu finden, über das ihr sprechen könnt?
Da wir uns ständig weiterentwickeln, ist die Themenfindung einfacher, als man denkt. Mit 29 haben wir noch ganz andere Dinge besprochen als heute. In der Zwischenzeit hat Christina ein Kind bekommen, war ein zweites Mal schwanger, hatte eine Fehlgeburt und ist jetzt ein drittes Mal schwanger. Katrin hat ebenfalls ein Kind bekommen. Ich habe mich von meinem Partner getrennt, bin ausgezogen, habe gedatet und führe mittlerweile eine Fernbeziehung. Das sind alles Themen, die das Leben schreibt.
Gibt es bei all diesen Themen auch Dinge, die ihr auf gar keinen Fall ansprechen würdet?
Wir würden über alles reden. Es sollte keine Tabuthemen geben. Die Frage ist eher, wie persönlich wir selbst bei einem Thema werden, da manches nicht losgelöst von unserem Umfeld zu betrachten ist. Jede von uns hat sich da selbst Grenzen gesetzt. Bei manchen Themen holen wir uns daher Gäst*innen dazu.
Ich fühle mich nicht so, wie ich dachte, dass ich mich mit 32 fühlen werde.
Anfangs dachten wir, der Podcast wird ein Hobbyprojekt. Wir haben aber schnell erkannt, dass wir eine Medienmarke um den Podcast herum aufbauen können. Da Christina, Katrin und ich bereits Erfahrung mit der Entwicklung eines Unternehmens hatten, haben wir das Ganze größer gedacht. So sind die Tour, das Buch, Merchandise-Artikel, Community-Aktionen und unser bezahlter Newsletter entstanden. Zudem haben wir Instagram von Anfang an priorisiert.
Ihr interagiert sehr stark mit eurer Community – da liegt es nahe, dass sich viele mit euch identifizieren. Entsteht manchmal das Gefühl, bestimmten Erwartungen entsprechen zu müssen?
Ja, ich glaube, das ist ein Phänomen, das viele Podcasts haben, die so viel Persönliches teilen. Menschen hören uns teilweise stundenlang zu, während sie die privatesten Dinge tun: Beim Duschen, während sie auf der Toilette sitzen oder joggen gehen. Daher sind manche schon von uns enttäuscht, wenn wir eine Meinung zu einem Thema vertreten, die sie nicht teilen. Mittlerweile können wir aber damit umgehen.
Zudem bemerken wir, dass unsere Community einen großen Wissensvorsprung hat. Bei persönlichen Begegnungen steht uns dann eine unbekannte Person gegenüber und der erste Impuls der Person ist, uns zu umarmen, zu drücken und zu fragen, wie der letzte Urlaub war. Auch an dieses Gefälle haben wir uns gewöhnt. Die Interaktion mit der Community ist aber vor allem schön – ohne sie wäre der Podcast nichts.
Wenn du jetzt in die Zukunft von „dreißig.“ blickst, wie sieht der Podcast in fünf bis zehn Jahren aus?
Ich wünsche mir, dass wir mit unserer Community, für die wir diesen Safe Space geschaffen haben, älter werden können. Außerdem wäre es schön, wenn wir unser Podcast-Unternehmen weiter ausbauen könnten. Was genau die Zukunft bringt, können wir an diesem Punkt nicht sagen. Aber wir sind auf jeden Fall sehr kreativ, was das anbelangt.
Wird dann „dreißig.“ in „vierzig.“ umbenannt?
Kann schon sein. Vielleicht heißt unser Podcast irgendwann „fünfzig.“ und dann „sechzig.“. Wer weiß.
Der Podcast im Kurzporträt
Podcastname: dreißig.Thema: Karriere, Beziehung, Kinder und Themen, die Anfang 30 bewegen
Hosts: Clare Devlin, Christina Calaminus und Katrin Feuerstein
Folgenlänge: Circa eine Stunde
Erscheint: Wöchentlich
August 2025