Interview mit den Podcast-Hosts von Feuer & Brot  „Man sollte sich selbst viel öfter feiern“

Podcastcover von "Feuer&Brot" ist in der Mitte des Bildes zu sehen. Darauf sieht man das Gesicht von zwei Frauen, die gerade in die Kamera blicken. Foto (Detail): © Joanna Legid

Alice Hasters und Maxi Häcke analysieren in ihrem Podcast „Feuer & Brot“ alles zwischen Politik und Popkultur. Im Interview blicken sie auf neun Jahre Podcast zurück und erzählen wie ihre Freundschaft sie durch die Zeit getragen hat.

Instagram-Storys werden eingeführt, TikTok steht in den Startlöchern und die deutsche Podcast-Szene ist noch recht überschaubar. Wir schreiben das Jahr 2016, als Alice Hasters und Maximiliane Häcke den Podcast „Feuer & Brot“ launchen. Alice studierte damals in München, Maxi lebte in Berlin. Die beiden kennen sich seit Kindheitstagen. Das Ziel des Podcasts: Sich nicht aus den Augen verlieren – und der männlich dominierten Podcastszene etwas entgegensetzen. Für unsere Reihe „Podcasts im Porträt“ haben wir die beiden interviewt.

Woher kommt der Name „Feuer & Brot“?

Alice: In der 12. Klasse sagte ein Freund zu uns: „Ihr seid wie Feuer und Brot.“ Er meinte wahrscheinlich „Feuer und Wasser“ oder „Wasser und Brot“. Wir fanden das witzig und haben bereits vor dem Podcast kleine Projekte unter dem Namen durchgeführt. 
 
Würdet ihr den Podcast heute auch noch so nennen?
 
Maxi: Wahrscheinlich würden wir uns heute mehr Gedanken machen. Wir haben den Namen damals gewählt, weil wir uns offenlassen wollten, wohin die Reise geht. Da man sich unter dem Namen nichts vorstellen kann, ist das vielleicht ein Nachteil. Andererseits kann man sich auch alles darunter vorstellen, was wiederum ein Vorteil sein kann. Außerdem ist der Name fast so alt wie unsere Freundschaft – ad hoc wüsste ich also nicht, wie wir den Podcast heute nennen würden.

Wie hat sich euer Podcast seit 2016 verändert?
 
Maxi: Der Podcast war von Anfang an politisch, allerdings sind wir natürlich zusammen mit dem Format gewachsen. Alice fing 2016 an, Kolumnen für den Blog „Kleinerdrei“ zu schreiben, und erlangte 2019 mit ihrem Sachbuchdebüt „Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen aber wissen sollten“ plötzlich eine größere Aufmerksamkeit. Natürlich hat das auch unser Sendungsbewusstsein verändert. Wir haben jetzt einen recht hohen Anspruch an unser Format. Ganz am Anfang waren wir etwas lockerer und haben weniger an mögliche Konsequenzen gedacht. Ich bin in der Hinsicht auf jeden Fall vorsichtiger geworden. Früher war es eher so, dass ich alles raushauen wollte und Alice mich bremsen musste. Heute muss ich mich manchmal daran erinnern, mutig zu sein und weniger Angst vor Kritik zu haben.
Zwei Frauen stehen nebeneinander. Sie lachen.

Alice Hasters und Maxi Häcke kennen sich seit ihrer Kindheit – und hosten schon seit 2016 den Podcast „Feuer & Brot“. | Foto (Detail): © Joanna Legid

Von „Millenial Cringe“ bis hin zu „Was Ostdeutschland gerade braucht“ – die Themenvielfalt in eurem Podcast ist sehr groß. Wie genau kann man sich eine*n typische*n „Feuer & Brot“-Hörer*in vorstellen?
 
Alice: Wir bekommen unser Publikum ja vor allem bei unseren Live-Events zu sehen. Und das sind wirklich tolle Leute. Ich würde sagen meist etwas jünger als wir, überwiegend weiblich, feministisch. Und ganz lieb. 

Wenn ihr ein Thema beleuchtet, wirkt es stets sehr gut recherchiert. Wie schafft ihr es, bei einer solchen Themenvielfalt jeweils so tief in die verschiedenen Themen einzusteigen, dass ihr darüber eine Stunde lang reden könnt?
 
Alice: Zunächst macht Maxi eine breite Recherche, dann gliedern wir die Erkenntnisse in Themenabschnitte. Die Folgen sind dann meist eine Mischung aus politischer Analyse, Kulturkritik und persönlicher Reflexion. Aber ehrlich gesagt: Maxi und ich können über alles mindestens eine Stunde lang sprechen. Uns fällt immer etwas ein. 
 
Ihr beschreibt euren Podcast als „Freundinnengespräche“. Wenn man sich eure Themenauswahl anschaut, denkt man dabei in erster Linie nicht an zwei Freundinnen, die sich am Küchentisch unterhalten. Wie äußert sich euer Freundinnen-Dasein im Podcast?

Maxi: Dadurch, dass wir noch da sind, oder? Nein, mal im Ernst: Viele Podcasts trennen sich irgendwann, weil zusammen zu arbeiten eine Herausforderung ist und darunter wahrscheinlich manche Freundschaft leidet. Auch für uns ist es in stressigen Phasen nicht immer leicht gewesen. Wir bringen aber viel Verständnis füreinander auf und versuchen uns zu unterstützen. Für den Podcast ist die Freundschaft allerdings ein Segen, so können wir auch bei schwierigen Themen unseren ganz eigenen Humor einbringen und intimere Themen besprechen. Eine Folge wie die zum Thema „Kinder haben wollen“ würde es ohne die Freundschaft so nicht geben.
 
Maxi und ich können über alles mindestens eine Stunde lang sprechen.
Alice Hasters
Welche Veränderungen zu früher seht ihr in euren Freundinnengesprächen?

Alice: Wir sind erwachsener geworden und damit haben sich die Themen erweitert und verändert. Maxi ist mittlerweile Mutter und wir haben beide eigenständige Karrieren. In unseren Analysen denken wir mehr über Sorgearbeit und Klassenverhältnisse nach als früher. Wie Maxi schon gesagt hat, war ich früher die Vorsichtige. Jetzt ist es eher umgekehrt. 
 
Was plant ihr zu eurem 10-jährigen Jubiläum im nächsten Jahr?
 
Maxi: Sehr gute Frage! Bis jetzt haben wir die letzten Male, wo es etwas zu feiern gab, ein wenig vernachlässigt. Das lag unter anderem an der begrenzten Zeit und meinem noch relativ frischen Mutterdasein. Vielleicht schaffen wir es aber, nächstes Jahr häufiger live auf der Bühne zu stehen. Lust dazu hätten wir auf jeden Fall! Man sollte sich selbst viel öfter feiern, gerade in diesen Zeiten.
 
Was sind die Pläne von „Feuer & Brot“ in den nächsten 10 Jahren?

Alice: Das Geheimnis unserer Langlebigkeit ist, dass wir nie wirklich große Pläne gemacht haben, sondern vieles auf uns zukommen haben lassen. Das werden wir auch weiterhin tun. 
 

Der Podcast im Kurzporträt

Podcastname: Feuer & Brot
Thema: „Freundinnengespräche zwischen Politik & Popkultur“
Hosts: Alice Hasters und Maximiliane Häcke
Folgenlänge: 30 Minuten bis 1,5 Stunden
Erscheint: Jede zweite Woche
 

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