Fokus Afghanistan

Goethe-Institut Afghanistan Foto: Bernhard Ludewig © Goethe-Institut

Das 2003 wiedereröffnete Goethe-Institut Afghanistan unterstützte die damals noch bestehende Kulturszene bei ihrem Wiederaufbau und förderte das Entstehen neuer kultureller Praktiken. Das Institut wurde 2017 durch einen Anschlag schwer beschädigt und musste daraufhin die Arbeit einstellen. Seit der Machtübernahme der Taliban 2021 ist die derzeitige Lage in Afghanistan äußerst schwierig: das Land ist isoliert und Frauen sind aus dem öffentlichen Leben weitestgehend verbannt. Auch für Künstler*innen war die Rückkehr der Taliban verheerend.

Um die Welt gingen Bilder, in denen Taliban-Kämpfer Musikinstrumente verbrannten und Künstler*innen aus Angst ihre eigenen Kunstwerke vernichteten. Kulturschaffende in Afghanistan und in der Diaspora versuchen weiterhin künstlerisch aktiv zu sein. Während es einige Kulturschaffende geschafft haben, das Land zu verlassen, warten andere noch immer auf die Möglichkeit zur Flucht.

Das Goethe-Institut im Exil wird sich in der zweiten Jahreshälfte 2023 der Kulturszene Afghanistans widmen und gibt afghanischen Kulturschaffenden eine Bühne.

Rückblick Länderfokus Afghanistan

Das Goethe-Institut im Exil widmete sich in der zweiten Jahreshälfte 2023 der Kulturszene Afghanistans. Dieser neue Länderschwerpunkt wurde mit einem Festival (30. Juni - 2. Juli 2023) eröffnet. Während des dreitägigen Festivals wurden sowohl Elemente der traditionellen und zeitgenössischen Kultur aufgegriffen als auch aktuelle Diskurse der Diaspora thematisiert. Ein Schwerpunkt lag auf der Sichtbarmachung der vielfältigen weiblichen und diversen Kunst- und Kulturproduktion Afghanistans.

Hier finden Sie ausgewählte Inhalte zum Länderschwerpunkt Afghanistan.

Die Sängerin Elaha Soroor steht singend auf der Bühne, während sie von ihrer Band musikalisch begleitet wird. Foto: Ksenia Yanko © Goethe-Institut im Exil

Goethe-Institut Afghanistan /
Kurzprofil

Fassade des ehemaligen Goethe-Instituts in Kabul © Goethe-Institut Das 1965 gegründete Goethe-Institut Kabul musste 1991 vor dem Einmarsch der Mudschaheddin seine Tätigkeit einstellen. Bis zu seiner Schließung war das Goethe-Institut Kabul ein bekannter und beliebter Ort für Begegnung, Austausch und kulturelle Veranstaltungen.
Innenhof Goethe-Institut Afghanistan Foto: Masoud Hotak © Goethe-Institut
Nach dem Ende des ersten Taliban-Regimes 2001 wurde ab Februar 2002 mit den ersten Recherchen vor Ort zur Wiederaufnahme der Arbeit begonnen. Im September 2003 wurde das Institut in der ehemaligen Residenz der damaligen DDR-Botschaft wiedereröffnet. Mit dem Bezug des eigenen Hauses und der Entsendung von weiterem Personal nahm das Institut seine Tätigkeit in allen Arbeitsbereichen wieder auf.

Das Goethe-Institut  Workshop Masoud Hotak © Goethe-Institut Afghanistan unterstützte die damals noch bestehende Kulturszene bei ihrem Wiederaufbau und förderte auch das Entstehen neuer kultureller Praktiken -  beispielsweise die Bereiche zeitgenössische Literatur, Animationsfilme und Puppentheater.

Das Institut befand sich auf dem Gelände der Deutschen Botschaft. Bei einem Anschlag darauf wurde 2017 das Institut schwer beschädigt und musste daraufhin die Arbeit einstellen. Seit dem 15. August 2021 sind die Taliban erneut an der Macht.

 

»die Kultur lebt momentan nur im Käfig der Ideologie weiter«

Interview mit Ibrahim Hotak

Ibrahim Hotak war der letzte Institutsleiter des Goethe-Instituts Afghanistan und arbeitet heute beim Goethe-Institut in Berlin. 2005 lebte er in Deutschland, als ihn ein alter Bekannter fragte, warum er nicht schon längst nach Afghanistan zurückgekehrt sei, um das Land mit aufzubauen. Nach dem Sturz der Taliban herrschte seit 2001 in Afghanistan Aufbruchsstimmung und so beschloss auch er, wieder nach Afghanistan zu ziehen.

Wie sah die Kulturlandschaft Afghanistans nach mehr als 20 Jahren Krieg aus? Ibrahim Hotak gibt Einblicke in die Kulturarbeit des Goethe-Instituts in diesen Jahren des Aufbruchs.
 

Ibrahim Hotak © Lisa Vlasenko

Impressionen der damaligen Kulturarbeit

  • Literaturfestival 2013 in Kabul. Dort sprachen die Schriftsteller*innen Pakeza Arzoo, Scheima Ghafoori, Humaira Qaderi, Nilofar Langar und Mahmood Jafari über das Thema Frauen in der Literatur. Masoud Hotak © Goethe-Institut
    Das Goethe-Institut in Kabul förderte insbesondere die zeitgenössische Literatur, vor allem von Schriftstellerinnen, wie auf dem siebten Literaturfestival 2013. Dort sprachen die Schriftsteller*innen Pakeza Arzoo, Scheima Ghafoori, Humaira Qaderi, Nilofar Langar und Mahmood Jafari über das Thema Frauen in der Literatur.
  • Der Dichter und Schriftsteller Alam Gul Sahar liest 2014 aus seinem Werk, das die Auswirkungen des Kriegs auf die Literatur untersuchte. Masoud Hotak © Goethe-Institut
    Im Jahr 2014 fand die 8. Ausgabe des Festivals für zeitgenössische Literatur statt. Der Dichter und Schriftsteller Alam Gul Sahar las dabei aus seinem aktuellen Werk vor, das die Auswirkungen des Kriegs auf die Literatur untersuchte.
  • An mehreren Ständen konnte man in zeitgenössischen afghanischen Werken schmökern. So auch die Schrifstellerin Hamida Zala und die Dichterin Parwin Malal. Masoud Hotak © Goethe-Institut
    An mehreren Ständen konnte man in zeitgenössischen afghanischen Werken schmökern. So auch die Schriftstellerin Hamida Zala und die Dichterin Parwin Malal.
  • Ausstellungansicht Karikaturen Masoud Hotak © Goethe-Institut
    In der Zeit der Demokratisierung von 2001-2021 öffnete sich das Land auch in Richtung Meinungsfreiheit. 2014 fand in Kabul eine Ausstellung mit zeitgenössischen afghanischen Karikaturen statt.
  • Die Graffiti-Künstlerin Shamsia Hassani bemalt eine Wand. Masoud Hotak © Goethe-Institut
    Die junge Künstlerin Shamsia Hassani bemalte die Sprengschutzwände, die den Weg zum Goethe-Institut Kabul säumten. Shamsia Hassani wurde später bekannt als die erste afghanische Graffiti-Künstlerin.
  • Musiker auf der Bühne Masoud Hotak © Goethe-Institut
    Auch Gruppen traditioneller Musik, beispielsweise einer Musikgruppe aus der südlichen Provinz Helmand performten am Goethe-Institut mit Tabla und Rubab – den typischen Instrumenten aus Afghanistan.
  • Deutschlehrkräfte und Mitarbeiter des Goethe-Instituts Kabul bei einer Fortbildung Masoud Hotak © Goethe-Institut
    Das Goethe-Institut in Kabul engagierte sich auch in der Spracharbeit, hier in einer Fortbildung für Deutsch-Lehrkräfte.
  • Kinder rennen auf einen Bücherstand zu Masoud Hotak © Goethe-Institut
    Es gibt Kinderbücher umsonst? Das will sich natürlich niemand entgehen lassen! Die Momentaufnahme zeigt eindrücklich eine laufende Kindermenge am Kinderliteraturfestival in Kabul.
  • Kinder und Erzählerin in einem Zelt Masoud Hotak © Goethe-Institut
    Auf diesem Festival wurden Kindergeschichten von Schauspieler*innen erzählt.
  • Kinder an einem Bücherstand Masoud Hotak © Goethe-Institut
    Am Bücherstand lagen aktuelle Dari- und Paschto-Übersetzungen von deutschen Kinderbüchern aus.
  • Eine Schauspielerin und zwei Schauspieler auf der Bühne © Goethe-Institut
    Schauspieler*innen auf der Bühne
  • Schüler sitzen in Gruppen an Tischen und lernen gemeinsam Masoud Hotak © Goethe-Institut
    Das Goethe-Institut Kabul hatte Kooperationen mit insgesamt 5 PASCH-Schulen. Interesse und Begeisterung für Deutschland wecken, junge Menschen zum Deutschlernen motivieren und ein weltweites Netzwerk von Schulen schaffen – das sind die Ziele der PASCH-Initiative. PASCH steht für „Schulen: Partner der Zukunft“.
  • Schauspieler auf der Bühne Masoud Hotak © Goethe-Institut
    Beim Theaterfestival führte eine Theatergruppe ein Stück zum Thema Korruption auf. In dem Stück ging es unter anderem um die Bekämpfung von Korruption.
  • Schauspieler auf der Bühne Masoud Hotak © Goethe-Institut
    Auch die Kunstform des Puppentheaters wurde vom Goethe-Institut gefördert, insbesondere durch eine Kooperation mit der Ernst Busch Akademie. Nasir Formuli, Homan Wesa, [Namen Personen] führten ein Stück basierend auf dem Buch „Die Geschichte vom Löwen, der nicht schreiben konnte“ von Martin Baltscheit auf.

Weiterlesen

Folgen Sie uns