Literatur Alhierd Bacharevič & Julia Cimafiejeva

Julia Cimafiejeva & Alhierd Bacharevic © Beladania Culture Society

So, 24.03.2024

18:00 – 19:30 Uhr

ACUD Studio

Lesung und Gespräch

Seit Herbst 2020 leben die beiden belarusischen Gegenwartsautor*innen Alhierd Bacharevič und Julia Cimafiejeva im europäischen Exil in Graz, der Schweiz und in Hamburg.

In seinem Abschiedstext Mit der Angst um den Hals setzt sich Alhierd Bacharevič mit dem Begriff des Faschismus auseinander und seiner Deutung in der Sowjetunion, durch die Faschismus zur Realität geworden ist. Die Lyrikerin Julia Cimafiejeva schrieb 2020 ein literarisches Tagebuch über die Ereignisse nach den Präsidentschaftswahlen innerhalb des Landes. Im Jahr 2023 wurde im Gorki Theater ihr dokumentarisches Stück Extremist*innen gelesen, das über die Situation der politischen Gefangenen in Belarus erzählt. In ihrem Fotoessay Minsk. Die Stadt, die ich vermisse erzählt die Autorin die Geschichte von Sehnsucht, Nostalgie und Hoffnung auf ein Wiedersehen. Wird Minsk die Autor*innen wiedererkennen, wenn sie zurückkommen?  
Es wird lange dauern, die Rückkehr wird schwierig sein, antwortet Alhierd Bacharevič in seinem autobiographischen Buch Хлопчык і снег, das bereits im Exil geschrieben wurde und eine Art Flucht in die Kindheit darstellt. Im Unterschied von anderen Künstler*innen haben weder Julia Cimafiejeva noch Alhierd Bacharevič im Exil eine Schweigepause vollzogen, sondern drei weitere Bücher geschrieben, die sich jeweils auf seine Art mit staatlicher Propaganda, den Ereignissen nach 2020 und dem Leben im Exil beschäftigt.  
Mit Europas Hunde ist 2024 der wichtigste Roman von Alhierd Bacharevič auf Deutsch erschienen, der sich unter anderem mit dem Phänomen der Sprache beschäftigt und teilweise in der konstruierten Sprache Balbuta verfasst ist. Seine Bücher sind in Belarus verboten, seine Romane Europas Hunde und Das letzte Buch von Herrn A. wurden mittlerweile als extremistisch eingestuft. 
 
  • Julia Cimafiejeva & Alhierd Bacharevic © Book Arsenal Kyiv
  • Julia Cimafiejeva © Book Arsenal Kyiv
  • Alhierd Bacharevic © Violetta Savchits

Gäste

Julia Cimafiejeva © Alhierd Bacharevic Julia Cimafiejeva (Юля Цімафеева) (geboren 1982) ist eine belarusische Schriftstellerin und Übersetzerin. Sie ist Autorin von vier Gedichtbänden in belarusischer Sprache und des Dokumentarbuchs Minsk Diary in englischer Sprache. Ihre Werke wurden in mehrere Sprachen übersetzt und sind in verschiedenen Projekten, Anthologien und Zeitschriften erschienen. Ihre jüngsten Titel auf Deutsch sind Der Angststein. Gedichte (edition.fotoTAPETA, 2022) und Minsk. Die Stadt, die ich vermisse. Fotografie. Gedichte (EDITIONfrölich, 2022). Cimafiejevas erstes amerikanisches Buch Motherfield: Poems & Belarusian Protest Diary wurde im November 2022 von Deep Vellum veröffentlicht. Gemeinsam mit ihrem Mann, dem Schriftsteller Alhierd Bacharevič, lebt sie im Exil.


Alhierd Bacharevic © Julia Cimafiejeva Alhierd Bacharevič (geb. 1975 in Minsk) ist ein belarusischer Schriftsteller. Er studierte belarusische Literatur und Sprachwissenschaft an der Pädagogischen Universität in Minsk. Er hat mehrere Romane und Essaysammlungen publiziert, seine Bücher sind ins Deutsche, Englische, Polnische, Französische, Russische und weitere Sprachen übersetzt. 2017 erschien sein 900-seitiges Werk Europas Hunde. Der Roman, den Bacharevič selbst ins Russische übersetzt hat, stand auf der Shortlist des größten russischen Literaturpreises Bolschaja Kniga. Das Belarus Free Theater inszenierte den Roman in Minsk, London, Paris, Adelaide und Berlin (Deutsches Theater). In Belarus wurde Alhierd Bacharevič mit mehreren Literaturpreisen (»Buch des Jahres« u.a.) ausgezeichnet. 2021 wurde er mit dem deutschen Erwin-Piscator-Preis geehrt.  

Moderation

Vera Dziadok ist Übersetzerin und Kulturmanagerin.
Nach dem Philologie-Studium an der Belarussischen Staatlichen Universität in Minsk hat sie als Journalistin und Dolmetscherin gearbeitet. Seit 2008 arbeitete sie als Koordinatorin der Kulturprogramme und Übersetzerin im Goethe-Institut Minsk. Nach der Einstellung der Arbeit des Goethe-Instituts in Minsk 2021 lebt sie in Vilnius als freie Kulturmanagerin und Übersetzerin. Vera Dziadok hat gemeinsam mit dem Programmteam des Goethe-Institut im Exil das Veranstaltungsprogramm des Belarus-Festivals kuratiert. 

 

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