Stereotype: Perfekte Opfer oder Terrorist*innen?  Warum wir die Palästinenser*innen nicht sehen wollen?

Jarmuk, palästinensisches Viertel in Damaskus, Syrien
Jarmuk, palästinensisches Viertel in Damaskus, Syrien Foto: © Denis Vėjas

Warum fällt es uns so schwer, Empathie für Palästinenser*innen zu empfinden? Eine persönliche Spurensuche der litauischen Journalistin und Arabistin Marija Rakickaja zeigt: Nicht nur Entfernung trennt uns, sondern auch Sprache, Bilder und Erwartungen, die bestimmen, wem wir Mitgefühl zugestehen... und wem nicht.

Ich habe im Nahen Osten geforscht, bin dort umhergereist und versuche, die arabische Sprache zu beherrschen. Vielleicht erklärt das, warum mich die Ereignisse dieser Region stärker berühren als viele Menschen in meinem Umfeld. Ein Freund sagte einmal halb im Scherz, er verstehe wohl nur zu einem Prozent, warum ich überhaupt dorthin fahre.

Diese Reaktion ist nachvollziehbar. Und tatsächlich muss nicht jeder überall hinfahren. Mit diesem Text möchte ich nicht zum Reisen in arabische Länder aufrufen, sondern verstehen, warum Empathie für Palästinenser*innen in Litauen so schwerfällt.

Seit dem 7. Oktober 2023 wurden im Gazastreifen mehr als 65.000 Menschen getötet und über 167.000 verletzt. Eine unabhängige Kommission der Vereinten Nationen hat im September 2025 bestätigt, dass Israels Handlungen in Gaza die Kriterien eines Völkermords erfüllen. Am Mittwoch, dem 1. Oktober befahl der israelische Verteidigungsminister allen Palästinenser*innen, die Stadt Gaza zu verlassen, und erklärte, wer bleibe, werde als Kämpfer betrachtet. Die Gewalt, die Ausweitung illegaler Siedlungen und die Zerstörung palästinensischer Strukturen nehmen auch im Westjordanland zu. Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen warnt inzwischen vor einer „Gazafication“ des Westjordanlands.

Und doch: Trotz der Bilder von ausgemergelten Kindern und getöteten Journalist*innen bleibt die öffentliche Empathie in Litauen verhalten und verspätet. Die Frage ist, ob wir bereit sind, nicht nur den Völkermord zu sehen – sondern auch die Besatzung, unter deren Bedingungen er stattfinden konnte und deren Ende immer schwerer vorstellbar scheint.

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Es ist verständlich, dass ferne Kriege und Katastrophen uns weniger berühren als das, was vor unserer eigenen Haustür geschieht. Doch im Fall Palästinas scheint die Distanz nicht bloß räumlich zu sein. Wir wenden uns nicht ab, weil wir keine Bilder vor Augen hätten – im Gegenteil: Ich denke, dass bei vielen Menschen Assoziationen entstehen, aber es ist unklar, welche.

Palästinenser*innen erscheinen in der öffentlichen Darstellung fast immer in zwei Rollen: als Terroristen oder als Opfer – hilflose Frauen, Kinder oder Vertreter nobler Berufe. Zwischen diesen Extremen bleibt kein Platz für andere Menschen. In dieser Dichotomie spiegelt sich nicht nur ein Mangel an Empathie, sondern vielleicht sogar eine Abwehr von Empathie. Wenn eine neue Geschichte auftaucht, ordnen wir ihre Protagonist*innen automatisch einer dieser Kategorien zu.
 
Jarmuk, palästinensisches Viertel in Damaskus, Syrien

Jarmuk, palästinensisches Viertel in Damaskus, Syrien | Foto: © Denis Vėjas

Tatsächlich sind die meisten Palästinenser*innen weder Ärztinnen und Ärzte noch Kinder noch Terrorist*innen, sondern Menschen mit unterschiedlichen Ansichten, Charakteren und Berufen. Der palästinensische Dichter, Schriftsteller und Journalist Mohammed el-Kurd beschrieb in seinem Buch Perfect Victims and the Politics of Appeal die absurde Erwartung, Palästinenser*innen müssten „perfekte Opfer“ sein, um Mitgefühl zu verdienen.

Seine Worte erinnerten mich an meine eigene Reise ins Westjordanland im Jahr 2024. Auch ich ertappte mich dabei, die Menschen, denen ich begegnete, in „bequeme“ und „unbequeme“ Held*innen meiner Geschichten einzuteilen. Da war ein Anwalt, der in seiner Freizeit Klarinetten baut. Ein Museumsleiter, der mir stolz Fotos von einer Feier zum 16. Februar [Tag der litauischen Unabhängigkeit, Anm. d. Red.] zeigte. Ein sehr passendes Detail war ein Aufkleber in Regenbogenfarben mit der Aufschrift „Love is Halal“ an der Tür einer Toilette in einer Bar in Ramallah.

Andererseits passen junge Männer mit psychischen Problemen, die betrunken am Steuer sitzen, nicht in meine Erzählung. Und ja – auch Menschen, die mir schlicht unsympathisch waren, leben dort. Aber auch sie müssen täglich an den Kontrollpunkten vorbeifahren, sich unterwürfig mit den israelischen Soldat*innen unterhalten und sich zwischen Verboten hindurchmanövrieren. Sie erfüllen vielleicht nicht die Erwartungen an das „perfekte Opfer“, aber auch sie leben unter Besatzung – einer Besatzung, die 1967 mit dem Krieg zwischen Israel und den arabischen Staaten begann, als Israel den Gazastreifen, das Westjordanland und später Ost-Jerusalem annektierte. Im Juli 2024 urteilte der Internationale Gerichtshof, dass diese Besetzung illegal ist.

Auch innerhalb der palästinensischen Gesellschaft selbst herrscht ein subtiler Druck, bestimmten Narrativen zu entsprechen. Ein Freund aus Tulkarm, einer besonders stark bombardierten Stadt im Westjordanland, erzählte mir nach dem Besuch einer Kunstausstellung, in der Maler Palästina als weinende Mutter dargestellt hatten, er sei es leid, dass Aktivist*innen immer wieder dasselbe Motiv wiederholen, das zu nichts führt. Er ist begabt und ehrgeizig, möchte studieren, Karriere machen und sich frei im Land bewegen, aber für eine solche Vision gibt es keinen Raum.
  Im Westjordanland ist die Besatzung nicht abstrakt, sondern greifbar: Kontrollpunkte zwischen Städten, eine 700 Kilometer lange Mauer entlang der Straße, Bäuerinnen und Bauern, denen Siedler*innen den Zugang zu ihren Feldern verwehren. Uns ausländischen Besucherinnen begegneten die Soldaten meist höflich, fast kokett – sie fragten, ob Tel Aviv schöner sei als Ramallah. Natürlich nickten wir und sagten: „Ja, sicher.“ Nur, damit unsere Freunde auf den Vordersitzen keine unangenehmen Fragen beantworten mussten.

Angesichts der allgegenwärtigen Kontrollstrukturen erscheint es fast unglaublich, wie schwer es ist, sich nicht nur gegen den Hunger in Gaza, sondern überhaupt gegen die Besatzung auszusprechen. Vielleicht liegt das daran, dass mit der Anerkennung ihrer Illegalität sofort eine heikle Frage aufkommt: Haben die Palästinenser*innen das Recht, Widerstand zu leisten? Nach dem Terroranschlag der Hamas am 7. Oktober 2023, bei dem fast 1.200 israelische Zivilist*innen getötet und rund 250 Menschen als Geiseln genommen wurden, ist diese Frage noch komplexer geworden.

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Dabei gab es während der gesamten Besatzung unzählige Formen des Widerstands. Eine meiner liebsten Geschichten erzählt der Dokumentarfilm The Wanted 18 (2014). Er handelt von einer Gruppe von Aktivist*innen aus Bait Sahur, die in den 1980er Jahren 18 Kühe von einem befreundeten Kibbuzbewohner kauften. Die Aktivist*innenen verteilten die Milch an die Einwohner*innen der Stadt und ermöglichten ihnen so, israelische Produkte zu boykottieren. Die „Milch der Intifada“ wurde sehr beliebt, und obwohl sie nicht den gesamten Bedarf der Stadt decken konnte, motivierte die Aktion zu weiteren Formen des gewaltfreien Widerstands, beispielsweise zu einem Steuerboykott. Die israelischen Behörden erklärten die Kühe zur „Gefahr für die nationale Sicherheit“, schickten Soldaten und Hubschrauber, um sie zu finden. Am Ende wurden sie beschlagnahmt, doch der Film bleibt – trotz seines traurigen Ausgangs – eine Geschichte voller absurdem Humor und leiser Hoffnung. Er zeigt, wie eine Gemeinschaft sich zusammenschließen und kreative Wege des Widerstands finden kann.

Doch selbst diese Geschichte war nicht überall willkommen. Als der Regisseur Amer Shomali 2015 zu einer Vorführung seines Films The Wanted 18 beim Human Rights Watch-Filmfestival in New York eingeladen wurde, erhielt er kein Visum. Die israelischen Sicherheitsbehörden hatten ihm zuvor die Einreise nach Jerusalem verweigert – sie stuften ihn, ebenso wie seine Kühe als „Gefahr für die nationale Sicherheit“ ein.

Heute, da Israel seine Kontrolle über das Westjordanland weiter ausbaut, die Zahl der illegalen Siedlungen zunimmt, die wirtschaftliche Lage sich verschlechtert und Hoffnung zur knappen Ressource geworden ist, scheint solcher Widerstand kaum mehr möglich. Vielleicht bleibt nur eine Form, sich der Unterdrückung zu widersetzen: sumud. Sumud bedeutet, dass die bloße Existenz der Palästinenser*innen – ihre Entschlossenheit zu bleiben, ihre Bindung an das eigene Land, ihre Verwurzelung – bereits Widerstand ist. Wenn ich an meine Freund*innen denke, die nach stundenlangen Verhören durch israelische Beamte drei Stunden zu spät zu einem Treffen kamen, aber trotz allem ihren Lebenswillen, ihre Lust am Lernen und sogar am Feiern nicht verloren haben, dann denke ich, dass vielleicht auch das Widerstand ist – sumud.
Die bloße Existenz der Palästinenser*innen – ihre Entschlossenheit zu bleiben, ihre Bindung an das eigene Land, ihre Verwurzelung – ist bereits Widerstand.
Manchmal ist es die Sprache selbst, die unsere Fähigkeit einschränkt, über Empathie für die Palästinenser*innen – und über ihren Widerstand – zu sprechen. Selbst diejenigen, die Palästina auf die eine oder andere Weise unterstützen, sind sich nicht immer einig über den geeigneten Wortschatz, um ihre Unterstützung auszudrücken. Eines der umstrittensten Wörter ist „Intifada“. Als der demokratische Kandidat für das Amt des Bürgermeisters von New York, Zohran Mamdani, kürzlich zu dem Slogan „Globalize the intifada“ befragt wurde, sagte er, er verstehe ihn als verzweifelten Wunsch, Gleichheit und Gleichberechtigung im Kampf für die Menschenrechte der Palästinenser*innen zu erreichen. Seine Worte lösten einen Sturm der Entrüstung aus und Mamdani wurde des Antisemitismus bezichtigt.
 
Protest zur Unterstützung Palästinas in Vilnius. Litauen bekennt sich offiziell zur Zwei-Staaten-Lösung, vermeidet jedoch, die israelische Regierung offen für das Vorgehen ihrer Armee im Gazastreifen zu kritisieren.

Protest zur Unterstützung Palästinas in Vilnius. Litauen bekennt sich offiziell zur Zwei-Staaten-Lösung, vermeidet jedoch, die israelische Regierung offen für das Vorgehen ihrer Armee im Gazastreifen zu kritisieren. | Foto: © Denis Vėjas

Obwohl das arabische Wort „Intifada“ in vielen Kontexten verwendet wird, verbinden die meisten Menschen es vor allem mit den palästinensischen Aufständen gegen die israelische Besatzung. Die erste Intifada (1987–1991) bestand größtenteils aus friedlichen Demonstrationen, Boykotten und zivilem Ungehorsam – auch wenn es vereinzelt zu Gewalt kam. Sie gilt bis heute als Beispiel für gewaltfreien Widerstand, bleibt aber zugleich umstritten. In der zweiten Intifada (2000–2005) eskalierte die Gewalt: Etwa 1000 Israelis kamen durch Anschläge ums Leben, während bei den israelischen Vergeltungsaktionen 3000 bis 5000 Palästinenser*innen getötet wurden. Die Erinnerung daran ist bis heute belastet – das Wort „Intifada“ ruft bei vielen sofort Angst hervor.

Wenn ich über die Mehrdeutigkeit des Wortes „Intifada“ spreche, spüre ich oft, wie die Blicke sich verändern – als hätte ich etwas Anstößiges gesagt. Als würde ich erklären, dass das Hakenkreuz ursprünglich ein spirituelles Symbol des Hinduismus war. Oder dass Dschihad nicht unbedingt Krieg bedeutet – das ist für Historiker*innen oder Theolog*innen zwar richtig, aber Aussagen über einen globalen Dschihad würden ziemlich eindeutig interpretiert werden, auch in der arabischen Welt. Andererseits wird der Begriff „Intifada“, der vom Wort „schütteln“ (nafaḍa) abgeleitet ist und einen Aufstand gegen Unterdrückung bedeutet, in arabischen Ländern weit verbreitet verwendet: von Palästina bis zur Sahraui-Bewegung in Marokko. Ich erinnere mich an die friedlichen Proteste der libanesischen Jugend gegen die korrupte Regierung, an die Diskussionen darüber, ob man sie als Revolution oder als Intifada bezeichnen solle.

Vielleicht ist es aussichtslos, fest verankerte Assoziationen verändern zu wollen. Im litauischen Sprachgebrauch finde ich für „Intifada“ fast ausschließlich Definitionen, die mit Palästina und Gewalt verknüpft sind. Doch womöglich liegt das eigentliche Problem gar nicht im Wort selbst – sondern in der Skepsis gegenüber jeder Form palästinensischen Widerstands.

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Auf meiner Reise durch das Westjordanland besuchte ich auch Ost-Jerusalem. In den Souvenirläden der Altstadt drängen sich kämpferische Symbole: Man kann beispielsweise T-Shirts mit der Aufschrift „Guns’n’Moses“ kaufen. Das wirkt ironisch, fast harmlos – jedenfalls weit weniger bedrohlich als das rätselhafte Wort „Intifada“. Der von Israel organisierte Angriff mit Sprengstoffsendern gegen die libanesische Hisbollah (an öffentlichen Orten, auf Märkten, in Cafés und auf Straßen explodierten die Funkrufempfänger einfach in den Kleidertaschen) wurde von einigen Medien als geniale Operation gepriesen – wie aus einem Spionagefilm, trotz der vielen physisch und psychisch traumatisierten Menschen in der Umgebung. Das jüngste Opfer war ein neunjähriges Mädchen, das starb, als ein Funkrufempfänger in seiner Wohnung detonierte.
  Wenn ich an den Libanon denke, erinnere ich mich an eine Diskussion während einer Vorlesung an der Universität von Beirut.
„Ich bin für den Widerstand!“ („I’m with the resistance!“) sagte die Dozentin mit Nachdruck.
„Und ich auch!“, antwortete ein junger Student mit Hut und großem Ohrring, der gerade an der Debatte mit ihr teilgenommen hatte.
„Wir alle sind für den Widerstand!“, riefen mehrere Studentinnen.

Die Situation erschien mir damals äußerst interessant und fast komisch. Natürlich möchte niemand außerhalb des Widerstands stehen. Damals erschütterten Massenproteste gegen die korrupte Regierung das Land. Die Diskussion entstand, weil einige Studierende jene, die friedliche Demonstrierende angegriffen hatten, als Anhänger*innen der Hisbollah bezeichneten. Die Dozentin erwiderte, sie unterstütze den Widerstand. Die Hisbollah, diese Bewegung, die 1982 nach der israelischen Besetzung des Südlibanon entstand, wird von den Vereinigten Staaten, dem Vereinigten Königreich, der Arabischen Liga und anderen Ländern als terroristische Organisation eingestuft. Viele Libanes*innen hingegen sehen in ihr jene Kraft, die das Land einst befreite. Die Organisation selbst versteht sich als Teil des Widerstands (moqawama) – ein Begriff, den sie im Laufe der Zeit nahezu vollständig für sich beansprucht hat.

Die Studierenden verstanden den Widerstand anders als die Dozentin. Einer von ihnen erklärte später: Er sei kategorisch gegen das israelische Regime, aber ebenso kategorisch gegen die Hisbollah. Die Ideologie der Gruppe empfinde er als heuchlerisch und selektiv: Man könne nicht behaupten, für die Befreiung Palästinas zu kämpfen, und gleichzeitig seine Handlanger losschicken, um die für die Freiheit kämpfenden Libanes*innen zu attackieren oder die Rechte palästinensischer Geflüchteter im Libanon einzuschränken. In der Gesellschaft existieren unterschiedliche Meinungen über die Hisbollah. Gleichwohl nutzt die Organisation das Narrativ des Widerstands geschickt für ihre eigenen Zwecke: Wer sie kritisiert, riskiert, als Unterstützer*in der Besatzung bezeichnet zu werden. Indem der Widerstand gegen die israelische Besatzung mit Gewalt und der Unterstützung terroristischer Organisationen gleichgesetzt wird, wiederholen und verstärken wir genau diesen Diskurs und schaffen Raum, in dem lokale Populist*innen daraus Kapital schlagen.
Es gibt keine perfekten Opfer, sondern nur Zerstörung unvorstellbaren Ausmaßes in Gaza und Tausende Menschen, die unter abnormalen Bedingungen versuchen, ein normales Leben zu führen.
Beim Studium des Nahen Ostens kamen mir Kindheitserinnerungen hoch: Russische Fernsehsender zeigten damals ständig Bilder tschetschenischer Terroristen, die Menschen entführten und folterten. Als Kind dachte ich, dass Krieg und Besatzung schlecht seien, aber dass es wohl keine andere Lösung gebe – schließlich könne man mit ihnen nicht anders umgehen. Erst später begann ich, diese eindrucksvollen Bilder kritisch zu hinterfragen: Spiegelten sie wirklich das ganze Volk wider, oder wurden sie benutzt, um sein Existenzrecht zu leugnen? Ich habe hier nicht die Absicht, sehr unterschiedliche historische und gesellschaftliche Umstände oder das Ausmaß der Gewalt miteinander zu vergleichen. Doch das dahinterliegende Muster ist erkennbar: die Konstruktion eines einheitlichen, scheinbar alternativlosen Narrativs, das jegliche militärische Handlung rechtfertigt – und uns zugleich zwingt, unsere eigenen Überzeugungen infrage zu stellen.

Man kann über Begriffe, Diskurse und Nuancen diskutieren. Die Realität bleibt jedoch einfach: Es gibt keine perfekten Opfer, sondern nur Zerstörung unvorstellbaren Ausmaßes in Gaza und Tausende Menschen, die unter abnormalen Bedingungen versuchen, ein normales Leben in Gaza und im Westjordanland zu führen. Man kann auch darüber diskutieren, wie schwierig es ist, eine für beide Seiten zufriedenstellende Lösung zu finden.

Solange das Problem nicht anerkannt wird – dass die Besatzung grundsätzlich ungerecht ist – wird es keine Lösung geben. In Israel selbst gibt es Aktivist*innen, die ein Ende der Besatzung fordern. Organisationen wie B’Tselem oder Standing Together dokumentieren die unerträgliche Realität der Besatzung: Gewalt, Angst und Hass zwischen Palästinenser*innen und Israelis. Breaking the Silence, eine Vereinigung von Veteranen der zweiten Intifada, berichtet über das, was sie in den besetzten Gebieten erlebt haben – und über das Schweigen, das zuhause herrscht. All diesen Gruppen ist eines gemeinsam: Sie sind überzeugt, der einzige Weg zum Frieden führt über die Beendigung der Besatzung.
 
Jarmuk, palästinensisches Viertel in Damaskus, Syrien. Blick aus dem Fenster eines Taxis.

Jarmuk, palästinensisches Viertel in Damaskus, Syrien. Blick aus dem Fenster eines Taxis. | Foto: © Denis Vėjas

Perspectives_Logo Dieser Artikel erschien zuerst im litauischen Onlinemagazin NARA, einer unserer Medienpartner für PERSPECTIVES – dem neuen Label für unabhängigen, konstruktiven, multiperspektivischen Journalismus. JÁDU setzt dieses von der EU co-finanzierte Projekt mit sechs weiteren Redaktionen aus Mittelosteuropa unter Federführung des Goethe-Instituts um. >>> Mehr über PERSPECTIVES

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