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Klimaaktivismus und staatliche Verantwortung „Unsere bloße Existenz ist politischer Widerstand“

Klimaaktivist*innen im Chat
Fotos (Detail): © Unsplash / Markus Spiske, privat | Montage: Goethe-Institut

Wer chattet?

Die Klimaaktivist*innen Mitzi Jonelle Tan, Maria Reyes, Asuka Kähler und Matilde Alvim chatten über die Verantwortung des Staates in Bezug auf den Klimaaktivismus – und beantworten dabei Eure Fragen! 
Der Chat der Klimaaktivist*innen mit Euch Leser*innen fand am 01.07.2021 statt. In den Kommentaren könnt Ihr weiterhin mitdiskutieren.
  • Mitzi Jonelle Tan Mitzi Jonelle Tan

    Im Moment beobachten wir überall auf der Welt, wie Umweltaktivist*innen und Proteste kriminalisiert werden. Das ist etwas, das es in den Ländern des Globalen Südens schon sehr lange gibt. In meinem Land zum Beispiel, den Philippinen: wir sind für Umweltverteidiger*innen und -aktivist*innen das zweitgefährlichste Land der Welt. Jetzt beobachten wir das jedoch sogar im Globalen Norden. Habt Ihr das auch erlebt oder mitbekommen? Warum passiert das Eurer Meinung nach? 

  • Asuka Kähler Asuka Kähler

    Unser Aktivismus hat das Ziel, unser derzeitiges System zu verändern, und da wir eine ziemlich große Bewegung sind, stellen wir eine erhebliche Bedrohung dar. Da Regierungen überall auf der Welt an der Aufrechterhaltung des Status quo interessiert sind, kriminalisieren sie uns, um unsere Unterstützung in der Gesellschaft zu untergraben, uns zu entmutigen und unsere Strukturen zu schwächen.

  • Maria Reyes Maria Reyes

    Oh ja, ich habe Geschichten gehört und finde das sehr besorgniserregend. In Mexiko habe ich so etwas bisher noch nicht erlebt, aber ich kann Euch sagen, dass es sehr frustrierend ist, weil wir uns mit einer Regierung auseinandersetzen müssen, die uns nicht ernst genug nimmt, um uns zuzuhören.

  • Matilde Alvim Matilde Alvim

    Ich stimme Asuka zu. Wenn Politiker*innen sich bedroht fühlen, müssen sie sich entscheiden, ob sie uns unterdrücken oder ob sie handeln. Im Moment haben sie sich dafür entschieden, mit der Einschüchterung und Unterdrückung der Bewegung zu beginnen. Immer mehr Aktivist*innen werden von der Polizei konfrontiert und bekommen zunehmend rechtliche Konsequenzen zu spüren.

  • Mitzi Jonelle Tan Mitzi Jonelle Tan

    Ihr habt alle die Macht der Bewegung erwähnt und wie die Angst davor Politiker*innen dazu veranlasst, Aktivist*innen zum Schweigen zu bringen. Nun haben wir gesehen, wie insbesondere Schwarze und Indigene Menschen, People of Colour, Menschen aus dem Globalen Süden, Frauen und Mitglieder der LGBTQIA+-Community zum Schweigen gebracht werden. Bedeutet das, dass diese Gruppen inhärent „furchterregender“ oder „radikaler“ sind oder eine größere Bedrohung für den Staat darstellen? 

  • Maria Reyes Maria Reyes

    Solche Gruppen stellen das System definitiv viel stärker infrage als Individuen, denn unsere bloße Existenz ist politischer Widerstand; deshalb denke ich, dass sich unsere Identitäten systematisch überschneiden und für uns zu sehr viel mehr Opposition und Unterdrückung führen. Aber genau deshalb müssen wir an vorderster Front dieses Kampfes stehen, um sicherzustellen, dass wir auf unsere Rechte und die Räume Anspruch erheben, in denen wir traditionell ignoriert wurden.

  • Maria Reyes Maria Reyes

    Ich selbst bin beispielsweise über den Ökofeminismus zum Klimaaktivismus gekommen, dadurch wurde mir bewusst, dass die Ungerechtigkeiten, gegen die ich mein Leben lang gekämpft habe, systematisch mit der Klimakrise zusammenhängen. Das war der Moment, in dem ich mich entschied, Vollzeitaktivistin zu werden. 

  • Matilde Alvim Matilde Alvim

    Ich denke, einer der Hauptgründe, warum diese Gruppen stärker von Unterdrückung betroffen sind, ist, dass es für den Status quo leichter ist, sie zu verfolgen und zum Schweigen zu bringen. Ich stimme Maria zu: Dass der Kampf dieser Gruppen für politischen Widerstand steht, ist genau der Grund, warum sie im Kampf gegen Unterdrückung und beim Aufbau von etwas Neuem an vorderster Front stehen.

  • Mitzi Jonelle Tan Mitzi Jonelle Tan

    Ja, genau! Unsere Befreiungen hängen alle zusammen und deshalb müssen wir zusammenarbeiten und Allianzen mit verschiedenen Bewegungen aufbauen, um eine bessere Zukunft zu erreichen.

  • Mitzi Jonelle Tan Mitzi Jonelle Tan

    Was ist für Euch dann also das Ziel von Aktivismus? Was ist die „bessere Zukunft“ oder „Befreiung“, für die Ihr kämpft? Gibt es eine Zukunft, die keine Aktivist*innen mehr braucht, oder glaubt Ihr, Aktivismus wird in einer funktionierenden Demokratie immer nötig sein? 

  • Matilde Alvim Matilde Alvim

    Politische Auseinandersetzungen wird es immer geben und sie werden immer nötig sein. Ich würde mir wünschen, dass die Gruppen, denen ich angehöre, 2030 obsolet werden, denn das würde bedeuten, dass wir gewonnen und die Emissionen reduziert haben. Aber damit ist es nicht getan; neue Arten von Organisationen müssen geschaffen werden, um eine Welt zu organisieren und zu konstruieren, die ihr Klima bereits unwiederbringlich geschädigt hat. 

  • Maria Reyes Maria Reyes

    Eine sehr gute Frage, und um sie zu beantworten, müssen wir meiner Meinung nach zwischen zwei Aspekten des Aktivismus unterscheiden: Ich betrachte ihn gerne extern und intern. Extern bedeutet, wie wir Aktivismus einsetzen, um in unserem jeweiligen Kontext zu intervenieren, und intern bedeutet, wie Aktivismus ein Teil von uns wird und unsere Wahrnehmung beeinflusst. Ich denke, von der externen Seite her fände ich es definitiv gut, wenn wir eines Tages keinen Aktivismus mehr brauchen würden, wenn wir Klima- und intersektionale Befreiung erreicht hätten. Aber auf der internen Seite glaube ich, dass Aktivismus ein Teil von uns sein muss. 

  • Asuka Kähler Asuka Kähler

    Ich denke, Aktivismus wird in einer funktionierenden Demokratie immer nötig sein, da der Kern einer Demokratie unterschiedliche Meinungen und Menschen sind, die für ihre Interessen eintreten. Dennoch hoffe ich, dass sich die Themen ändern werden und Aktivist*innen in Zukunft nicht mehr um ihr Leben, ihre Zukunft und ihre Menschenrechte kämpfen müssen. Das Ziel von Aktivismus ganz allgemein ist meiner Meinung nach, für das zu kämpfen, was man für richtig hält, und natürlich dieses Ziel auch zu erreichen. Für mich persönlich wäre das globale Klimagerechtigkeit.

  • Mitzi Jonelle Tan Mitzi Jonelle Tan

    Maria, ich finde die Idee der Unterscheidung zwischen externem und internem Aktivismus wirklich großartig. Wie wir uns selbst gegenüber kritisch sein können und wie die Unterdrückungssysteme unsere Denkweisen beeinflussen und wie wir ständig gegen diese Tendenzen ankämpfen müssen. Möchtet Ihr anderen zu diesem Konzept, das System sowohl extern als auch intern zu verändern, noch etwas sagen? 

  • Asuka Kähler Asuka Kähler

    Ich stimme diesem Konzept voll und ganz zu. Da wir innerhalb des Systems, das wir verändern möchten, sozialisiert werden, sind unsere Denkmuster selbstverständlich davon geprägt und wir müssen diese, wenn nötig, ebenfalls überwinden. 

  • Matilde Alvim Matilde Alvim

    Definitiv! Diese toxische Kultur steckt in uns und wir müssen ernsthaft damit anfangen, sie in uns selbst abzubauen, damit wir unsere Räume sicherer machen können.

  • Mitzi Jonelle Tan Mitzi Jonelle Tan

    Und glaubt Ihr, dass alle Formen von Aktivismus aus Unterdrückung und Zum-Schweigen-Bringen entstehen? Ist es das Ziel von Aktivismus, alle Unterdrückung und alles Zum-Schweigen-Bringen abzuschaffen? Ist das überhaupt möglich?

  • Matilde Alvim Matilde Alvim

    Aktivismus ist ein kollektiver Akt, deshalb kann einfach nur zu sagen, was man denkt, nie Aktivismus sein. Aktivismus setzt kollektive Organisation voraus, um etwas zu erreichen. Er ist nicht inhärent gut oder schlecht.

  • Maria Reyes Maria Reyes

    Ich denke, dass tatsächlich alle Formen von Aktivismus aus Unterdrückung geboren werden, aber nicht unbedingt auf direktem Wege. Es gibt auch systemische Unterdrückung, die man womöglich anfangs unterschätzt. Man muss aber auch nicht die Ungerechtigkeiten selbst erleben, um sie zu bekämpfen, denn ein zentraler Wert des Aktivismus ist schließlich Solidarität. Aber von der anderen Seite gesehen denke ich nicht, dass es möglich ist, alle Formen von Unterdrückung abzuschaffen, wenn wir das System nicht ändern, und vor allem, wenn wir nicht ändern, wie der Kapitalismus Machtdynamiken prägt und dazu führt, dass wir uns gegenseitig auf der Basis wirtschaftlicher Werte beurteilen. 

  • Mitzi Jonelle Tan Mitzi Jonelle Tan

    Ja, genau! Ich denke, wenn wir diese Ungerechtigkeit nicht erleben – wenn wir vom System profitieren –, dann haben wir sogar eine noch größere Verantwortung, es zu verändern. Ich denke definitiv, dass der einzige Weg, alle Formen von Unterdrückung abzuschaffen, in einem Neudenken des Systems besteht. Unterscheidet sich das von dem Schlagwort „Systemwechsel“? Mit diesem Konzept wird ja viel um sich geworfen, was sind daher Eurer Meinung nach die Schritte hin zu einem Neudenken des Systems, insbesondere im Hinblick auf das Klima?

  • Asuka Kähler Asuka Kähler

    Ich glaube nicht, dass man Unterdrückung und Zum-Schweigen-Bringen abschaffen kann. Es wird immer einen Status quo geben und ein Leute, die ihn ändern möchten. Und sie werden mit Unterdrückung und Zum-Schweigen-Bringen zu kämpfen haben, egal, wie gut die Demokratie ist, in der sie leben, weil es immer Werte geben wird, auf die sich ein paar geeinigt haben, und Leute, die ihnen widersprechen.

  • Matilde Alvim Matilde Alvim

    Wir müssen weiterkämpfen und in Bezug auf unsere Taktiken und Strategien wagemutiger und radikaler sein. Nur einflussreiche und gut organisierte Massenbewegungen können ein System verändern und neudenken – wir müssen uns dieser Verantwortung stellen.

  • Maria Reyes Maria Reyes

    Ich denke, um ein System neuzudenken, müssen wir damit anfangen, jede Dimension davon zu dekolonisieren, die Institutionen, die Beziehungen zwischen Menschen und auch unser Selbstbild. Wir müssen dekolonisieren, wie wir die Natur sehen, aufhören, sie als Ressource zu bezeichnen, und uns selbst als Teil davon erkennen. Aber ich würde bezüglich der Möglichkeit, alle Formen von Unterdrückung abzuschaffen, ehrlich gesagt widersprechen. Ich denke, es ist sehr wohl möglich, aber es ist definitiv nicht einfach, denn wir müssten tatsächliche staatliche Strukturen abschaffen und die Art radikal verändern, wie unsere Machtdynamiken im Wirtschaftssystem verwurzelt sind.

  • Asuka Kähler Asuka Kähler

    Ich denke, das System neuzudenken oder zu entwurzeln ist spezifischer als Systemwechsel. Ersteres ist für mich, dass der Wandel von denen gemacht wird, die unterdrückt werden, dass er also von unten nach oben stattfindet, während Systemwechsel nichts darüber aussagt, wie der Wandel erreicht wird.  

  • Mitzi Jonelle Tan Mitzi Jonelle Tan

    Ja, junge Klimaaktivist*innen erfüllen uns mit Begeisterung und Inspiration, aber um zu einer wirklich einflussreichen, systemneudenkenden Massenbewegung zu werden, müssen wir uns stärker mit anderen Teilen der Gesellschaft zusammentun und einen Draht zu ihnen finden und insbesondere auf den kolonialistischen, kapitalistischen und imperialistischen Charakter der verschiedenen Krisen hinweisen, mit denen wir konfrontiert sind (und von denen eine die Klimakrise ist), und sie bekämpfen.

  • Mitzi Jonelle Tan Mitzi Jonelle Tan

    Ich stimme außerdem zu, dass das alles mit Dekolonisierung und internationaler Solidarität anfängt. Was die Klimakrise betrifft, denke ich, gehört dazu auch ein Wachstumsrückgang im Globalen Norden und, wie Ihr schon gesagt habt, eine Veränderung unseres Begriffs von „Entwicklung“, weg von einer Orientierung auf immerwährendes Wachstum und Profit hin zu einer, die menschenzentriert ist und auf geplantem Bedarf basiert. Einer, die die Abschaffung jeder Unterdrückung zur Bedingung macht. 

  • Mitzi Jonelle Tan Mitzi Jonelle Tan

    Wegen der Notwendigkeit zu dekolonisieren, müssen wir das System verändern –  eine sehr große Aufgabe. Leser*innen fragen: Fühlt Ihr Euch manchmal ohnmächtig gegenüber dem System? Wie können wir Menschen in Machtpositionen dazu bringen, zuzuhören und ihre Macht abzugeben? 

  • Matilde Alvim Matilde Alvim

    Tolle Frage! Ich fühle mich oft machtlos, auch weil das System uns lehrt, wie wir uns fühlen sollen. Ungleiche Machtdynamiken gibt es und wird es immer geben, aber es geht darum, umzuverteilen und diejenigen zu ermächtigen, die durch das kapitalistische System an den Rand gedrängt werden. 

  • Asuka Kähler Asuka Kähler

    Es ist mit Sicherheit ein sehr kräftezehrender Kampf. Ich glaube nicht, dass Leute auf uns hören werden, wenn für sie keine Konsequenzen folgen. Sie müssen sich in einer Situation befinden, in der sie uns zuhören müssen, in der sie keine andere Option haben, die ihre Position nicht noch mehr gefährden würde, da sie von sich aus diese Macht nicht aufgeben werden. Wenn wir die Macht wollen, müssen wir sie uns nehmen. 

  • Mitzi Jonelle Tan Mitzi Jonelle Tan

    Genau, das gleiche gilt auch für mich. Es gibt eine Menge Ungewissheit, wenn man mit diesen Fragen konfrontiert wird, aber ich persönlich glaube so sehr an die Macht, die von denen ausgeht, die durch das kapitalistische System am meisten Leid erfahren. 

  • Mitzi Jonelle Tan Mitzi Jonelle Tan

    Mein Aktivismus kommt nicht mehr von einem Ort der Wut, der Traurigkeit oder der Angst, Emotionen, die trotzdem alle sehr berechtigt sind, sondern von einem Ort der Liebe. Liebe für die Menschen und den Planeten.

  • Asuka Kähler Asuka Kähler

    Ich wünschte, ich hätte eine solche Vision und positive Energie, wie ihr sie zu haben scheint. Ich muss zugeben, dass ich eine etwas pessimistischere Sichtweise habe.

  • Matilde Alvim Matilde Alvim

    Manchmal ist es schwer, sich Revolutionen vorzustellen, aber wir müssen uns daran erinnern, dass Menschen historisch gesehen schon so viele unglaubliche Dinge erreicht haben.

  • Mitzi Jonelle Tan Mitzi Jonelle Tan

    Genau! Das ist etwas, das mich so sehr motiviert. Zu wissen, dass wir nur die aktuellste Welle der Revolution sind. Was ist mit Euch, was motiviert Euch? 

  • Matilde Alvim Matilde Alvim

    Ich muss sagen, dass Wut wegen so viel Ungerechtigkeit in der Tat ein Motivator ist. Aber wir müssen uns daran erinnern, dass Klimagerechtigkeit für die Menschen ist, und das bedeutet auch, Beziehungen aufzubauen, die auf Liebe, Fürsorge und Solidarität basieren, um zusammen durch diese schwierige Zeit zu kommen und uns den Problemen zu stellen, denen wir uns stellen müssen (oder es bereits tun).

  • Maria Reyes Maria Reyes

    Aus meiner Sicht sind beide Emotionen wirklich wichtig: Wut und Liebe, ich persönlich kann mich nicht davon abhalten, Wut zu empfinden, wenn ich sehe, dass Ungerechtigkeiten passieren. Und die Tatsache, dass wir so fühlen, zeigt, dass wir lernen, die Situation zu verstehen. 

  • Mitzi Jonelle Tan Mitzi Jonelle Tan

    Jemand von den Follower*innen hatte ein etwas demotivierendes Gefühl, und ich würde gerne Eure Gedanken dazu hören: “Ich habe das Gefühl, dass es eigentlich eine gesellschaftliche Mehrheit gibt, die offen für mehr Maßnahmen zum Klimaschutz etc. ist, aber am Ende überwiegen doch die wirtschaftlichen Interessen der Konzerne. Die Macht scheint mir so ungleich verteilt zu sein, dass ich nur einen sehr langsamen Wandel für möglich halte.”

  • Matilde Alvim Matilde Alvim

    Für mich ist ganz klar, dass der Wandel schnell gehen muss, der Klimawandel wartet nicht. Große Veränderungen in der Gesellschaft fragen nie nach Erlaubnis. Wir müssen die Verantwortung übernehmen, um diesen systemischen Wandel herbeizuführen – er wird nicht von selbst geschehen. 

  • Asuka Kähler Asuka Kähler

    Ich denke, dass nicht nur das wirtschaftliche Interesse der Konzerne das Problem ist, sondern auch die Denkweise und Philosophie der Menschen. Zu viele Menschen haben Angst, ihren Wohlstand zu verlieren usw., deshalb sind sie nicht bereit, die radikalen Veränderungen, die wir brauchen, anzunehmen oder zu unterstützen, weil es ihnen unangenehm ist, etwas zu verlieren.

  • Mitzi Jonelle Tan Mitzi Jonelle Tan

    Da wir über Systemwechsel und Klimaschutz sprechen, glaubt ihr, dass die Klimakrise in diesem kapitalistischen System gelöst werden kann? Wenn nicht, und wissend, dass ein Systemwechsel Zeit braucht, was tun wir dann, vor allem, wenn wir von einem außer Kontrolle geratenen Klimawandel wissen? Glaubt Ihr, wie eine Leserin noch fragt, dass Klimaschutz überhaupt mit der voranschreitenden Globalisierung vereinbar ist? 

  • Asuka Kähler Asuka Kähler

    Auf keinen Fall. Der Kapitalismus, egal ob er “grüner Kapitalismus” oder wie auch immer genannt wird, ist nicht mit einer klimagerechten Gesellschaft vereinbar. 

  • Mitzi Jonelle Tan Mitzi Jonelle Tan

    Ich stimme zu, 100%.   

  • Maria Reyes Maria Reyes

    Ich stimme auch zu! 

  • Asuka Kähler Asuka Kähler

    Wenn es um die Globalisierung geht, glaube ich, dass das zusammen gehen kann. Ich glaube, wir müssen unser globalisiertes System nutzen und Vorteile daraus ziehen, um überhaupt in der Lage zu sein, globale Gerechtigkeit zu schaffen. Ich sehe keinen Sinn darin, globale Strukturen abzuschaffen, wir müssen nur die Wege und Prinzipien abschaffen, nach denen sie genutzt werden. Ich glaube, dass eines der ersten Dinge, die wir erreichen müssen, neue Regeln für die globale Wirtschaft sind.  

  • Mitzi Jonelle Tan Mitzi Jonelle Tan

    Da wir uns also alle einig sind, dass das Problem nicht innerhalb des Kapitalismus gelöst werden kann, kam dies von den Follower*innen und ich würde gerne Eure Gedanken dazu hören: “Ich finde, der Staat sollte mehr für den Klimaschutz tun, damit die Aktivisten nicht die ganze Arbeit machen müssen!”

  • Matilde Alvim Matilde Alvim

    Das Problem ist, dass wir nicht erwarten können, dass das passiert. Der Staat schützt das kapitalistische System im Moment. 

  • Mitzi Jonelle Tan Mitzi Jonelle Tan

    Ich denke, wir müssen die Regierenden im Globalen Norden so sehr unter Druck setzen, dass sie keine andere Wahl haben, als auf uns zu hören. Um die Emissionen jetzt drastisch zu reduzieren, damit wir einen außer Kontrolle geratenen Klimawandel vermeiden können und einen Degrowth im Globalen Norden haben. Dann lassen wir sie für ihre Klimaschulden durch Reparationen zahlen, was nur finanziell beginnt, während wir den Kampf für die Dekolonisierung im Globalen Süden fortsetzen – bis wir in der Lage sind, das System komplett zu ändern. 

  • Maria Reyes Maria Reyes

    Oh, das ist ein interessanter Punkt, von der einen Seite könnte man sagen, wenn die Regierungen von Anfang an das getan hätten, was sie hätten tun sollen, wären Klimaaktivist*innen nicht nötig. Aber wir sind es, weil die Klimakrise ein systemisches Problem ist, das mehrere soziale Ungleichheiten miteinander verbindet, also kämpfen wir hier nicht nur für das Klima, sondern auch für die Menschen. Andererseits, selbst wenn die Staaten mehr tun würden, müssen wir dennoch die Bevölkerung zu einem aktiven Teil der Lösungen machen, und das schließt alle Menschen ein, die an der Front dieser Krise stehen. 

  • Matilde Alvim Matilde Alvim

    Ich denke, dass das, was Ihr beide sagt, sich nicht widerspricht: Der Kampf um den Systemwechsel wird und kann nur international geführt werden. Überwindet die Finanzsysteme und Finanzinstitutionen, die ihre Standorte hauptsächlich im Globalen Norden haben und führt den Kampf der Dekolonisierung im Globalen Süden, um die Befreiung zu erreichen.

  • Mitzi Jonelle Tan Mitzi Jonelle Tan

    Ja, genau!  Die Auswirkungen der Klimakrise, die jetzt passieren, werden bleiben und marginalisierte Gruppen können sich dann nicht mehr anpassen. Wenn wir das kapitalistische System beibehalten und innerhalb des Systems Klimamaßnahmen entwickeln, werden wir im besten Fall eine weniger erhitzte Welt haben, aber die Menschen, die am wenigsten dafür verantwortlich sind, werden immer noch zurückgelassen und vergessen, und das ist inakzeptabel. 

  • Mitzi Jonelle Tan Mitzi Jonelle Tan

    Nun haben wir viel über Dekolonisierung und Klimaaktivismus gesprochen. Und ich bin begeistert, dass Klimaaktivist*innen aus verschiedenen Teilen der Welt und mit verschiedenen Hintergründen hier zusammenkommen. Ich wollte Euch nach Euren Gedanken zu diesem Zitat von Lilla Watson fragen: “Wenn du gekommen bist, um mir zu helfen, dann verschwendest du deine Zeit. Wenn du aber gekommen bist, weil deine Freiheit mit meiner verbunden ist, dann lass uns zusammenarbeiten.”

  • Maria Reyes Maria Reyes

    Vom ersten Moment an, als ich dieses Zitat von Lilla Watson vor ein paar Wochen hörte, habe ich mich so sehr damit identifiziert, und zwar auf unterschiedliche Weise. Es erinnert mich daran, bescheiden zu sein, zuzuhören, von anderen zu lernen und nie den Blick für den Systemwandel zu verlieren. Aber dafür müssen wir zusammenarbeiten, eine Community bilden und uns umeinander kümmern. 

  • Mitzi Jonelle Tan Mitzi Jonelle Tan

    Ich denke, das ist jetzt die lebende, atmende Revolution: die Theorie in die Praxis umzusetzen, Gedanken und Wissen in die Tat umzusetzen, aus den Fehlern der Vergangenheit und voneinander zu lernen, miteinander zu reden, zusammenzuschließen und gemeinsam an unserer Befreiung zu arbeiten! Es ist ein langer Weg, der vor uns liegt, aber wir können es schaffen, weil wir uns dem Kampf der am meisten Marginalisierten anschließen: unseren Arbeiter*innen und unseren Bauern und Bäuerinnen, die so viel stärker sind als wir. Wenn wir uns ihnen anschließen, ist nichts unmöglich.