LGBTIQ+ und Traditionen Kaffee schlürfen

Eine verschneite Landschaft bei Nacht
Timimies Gedichte sind voller Verzweiflung, Wut und Emanzipation. Sie werden angetrieben vom Druck, der beim Stehen auf einer verschwindenden Landschaft erzeugt wird. | Foto (Detail): © Ville-Riiko Fofonoff

Dichter*in Timimie Märak gehört zum Volk der Sámi, ist genderqueer und lesbisch. Dieses Gedicht ist eine Auseinandersetzung mit den verschiedenen Facetten von Timimies Identität.

Was wir wollen
Anerkennung als Menschen, Behandlung als Gleichwertige

Was sie machen
Sie schneiden unser Haar und roden unsere Wälder
Sie sagen, sie tun das für uns
ignorieren aber stets den Stimmenchor, der Fakten und Gefühle herausschreit

Seien wir ehrlich: Wir haben es mit Wurzellosen zu tun

Das Althergebrachte wird in Stein gemeißelt
Liebe gilt als sonderbar wird immer noch als Krankheit behandelt

Seien wir ehrlich: Wir haben es mit Rücksichtslosen zu tun

Sie züchten uns, damit wir niederknien, füttern uns Gier und lassen alle glauben, Heilung kommt durch sich verstecken hinter Gesichtsmasken und Produktivität
Menschen ohne Zukunft können es sich leisten, wahrheitslos zu sein
Seien wir ehrlich: Wir haben zu tun mit einem
nutzlosen System, das funktioniert für sie
aber nur wegen uns.
 
Kohle abbauen, Öl bohren, den Tagesanbruch verpassen
Gehaltszahlung als Blutgeld

Hier das Gedicht in Nordsamisch

Maid mii háliidit 
Dohkkehuvvot olmmožin geat meannuduvvojit ovttadássásažžan 
 
Maid sii dahket 
Sii čuhppet vuovttaid ja min vuvddiid 
Sii dadjet sii dahket dan min dihte 
Álo badjelgehččet joavkku mii čuorvu duohtavuođaid ja dovdđuid 
 
Dovddastednot ahte lea sáhka mášuhemiid birra 
 
Boares geainnut asfalterejuvvojit 
Ráhkisvuođain gehččet ipmašiin ja ain gieđahallet dávdan 
 
Dovddastednot ahte lea sáhka goavvi olbmuid birra 
 
Sii bággejit min čippostallat, biebmat daid vuovdnáid geat midjiide buohkaide sárdnidit ahte buorádus lea ámadaju hámaid duohken ja buvttadanmunis 
Sis geain ii leat boahtteáige, sáhttet leat duohtavuođa haga 
Dovddastednot ahte lea sáhka dohkkemeahttun  
vuogádaga birra. Dat bargá sin ovddas 
muhto min geažil. 
 
Bohkat koallaoljju, das ii leat iđitguovssu 
Varraruđat bálkálihppun 

 
 

Über diesen Beitrag

Dieser Artikel wurde im Rahmen des interdisziplinären, grenzüberschreitenden Projekts The Right To Be Cold* verfasst, das sich mit der Ökologie und den nachhaltigen Lebensbedingungen der arktischen und borealen Regionen beschäftigt: Zu Fragen des Klimawandels und der damit einhergehenden dramatischen Veränderungen der Lebensbedingungen im Norden kommen Stimmen und unterschiedlichen Perspektiven zu Wort. „The Right To Be Cold“ verhandelt Ökologie, die Rechte indigener Völker, Klimagerechtigkeit und Kultur im Angesicht der globalen Klimakrise.

* Der Titel des Projekts stammt aus dem langen Kampf der Inuit um ihre Rechte im Zusammenhang mit dem Klimawandel. Das gleichnamige Buch von Sheila Watt-Cloutier (2015, Allen Lane Publication), zeugt von ihrer Pionierarbeit bei der Verknüpfung des Klimawandels mit den Menschenrechten. Okalik Eegeesiak, die ehemalige Vorsitzende des Inuit Circumpolar Council (ICC), verwendete diesen Ausdruck in ihrer Rede bei der UN-Klimakonferenz COP 21 am 3. Dezember 2015 .