Halloween, Prüfungen und isländische Kultur
#Blog 3
Woche 3 in der Schule (28.10.–03.11.2024)
Als ich an diesem Montag in die Schule kam, war ich etwas überrascht. Es waren zwar Ferien, aber in der Schule war trotzdem etwas los – überall hingen „Spinnennetze“, kleine Plastikspinnen und Kürbisse herum. Diese Woche war Halloween und auch die Isländer*innen halten diesem amerikanischen Brauch die Treue. Ich war gespannt, was mich diese Woche noch erwarten würde...
Abgesehen davon war ab heute wieder normaler Unterricht angesagt. Am Montag mussten zwei Schülerinnen eine Klassenarbeit nachschreiben, die ich beaufsichtigte. Nach zwei weiteren Deutschstunden stand für mich das erste Highlight meines Praktikums an: Die Vorbereitung auf die Goethe-Prüfung! Eine Schülerin der Borgarholtsskóli hatte sich für die A2-Zertifikatsprüfung angemeldet. Die Deutschlehrkraft hatte mich bereits letzte Woche gefragt, ob ich mit der Schülerin den mündlichen Teil üben könnte, und ich kam dieser Bitte gerne nach. Wir gingen die einzelnen Teile der mündlichen Prüfung durch und übten einzelne Begriffe, die die Schülerin unbedingt wissen wollte.
Am Dienstag lernte ich eine neue Klasse und eine andere Deutschlehrkraft kennen. Diese bereitete sich gerade auf eine mündliche Prüfung vor, in der sie sich vorstellen mussten. Die Gelegenheit wurde auch direkt genutzt, um mir die eingeübten Fragen zu stellen: „Wie heißt du?“, „Wie alt bist du?“, „Wo wohnst du?“ etc. Duzen ist in Island übrigens ganz normal. Hier sprechen sich alle mit dem Vornamen an.
Am Mittwoch stand für die Fachschaft Deutsch „Besuch“ auf dem Stundenplan. Island hat kein eigenes Goethe-Institut (GI), sondern gehört zum GI Kopenhagen (Dänemark). Ein Mitarbeiter kam uns besuchen. Die Deutschlehrkraft hatte für den Besuch einen kleinen Info-Vortrag über Island. In diesem Zusammenhang zeigte uns die Deutschlehrkraft eine Seite, auf der man die Verwandtschaftsverhältnisse überprüfen kann. Was man mit diesen Informationen macht, bleibt jedem selbst überlassen. Aber im Grunde genommen ist es echt cool zu sehen, von wem man abstammt oder in welcher Generation man verwandt ist. Neben dem Input tauschten wir uns über die Schule, das Praktikum und vieles mehr aus.
Außerdem hat der Mitarbeiter die Prüfungsbögen für die anstehende Goethe-Prüfung mitgebracht. Diese fand gleich am Donnerstag statt. Es wurden drei verschiedene Sprachniveaus geprüft. Der Tag war von morgens bis nachmittags durchgetaktet. Am Ende hatten aber alle Teilnehmer*innen ihre Prüfungen absolviert und soweit man die Ergebnisse schon sehen konnte, konnten auch alle mit ihren Leistungen recht zufrieden sein. Neben den Goethe-Prüfungen stand am Donnerstag Halloween auf dem Programm. Einige Lehrer verkleideten sich und liefen als Gespenst, Monster oder Hotdog durch die Schule. Es fasziniert mich immer wieder, wie viel Spaß im Schulalltag erlaubt ist.
Am Freitag war Allerheiligen, also... nein, leider hatten wir nicht frei! Während mir von zuhause alle Bilder von einem entspannten freien Tag schickten, musste ich morgens in die Schule, eine Klassenarbeit betreuen und auch noch korrigieren. Zum Glück sind die Freitage kurz, so dass ich am Nachmittag noch Zeit hatte, in die Stadt zu fahren und Sport zu treiben.
Mein Wochenende
Ich glaube, ich verstehe langsam, warum die Isländer*innen so spontan sind. Mein Wochenende war nämlich alles andere als das, was ich ursprünglich geplant hatte bzw. was ich mir vorgestellt hatte. Ich hatte mir überlegt, das Wochenende zu nutzen, um mir die Museen der Stadt anzuschauen, da es regnen sollte. Und was kam dann? - Die Sonne! Also habe ich meinen Plan, den Tag in Museen zu verbringen, verworfen und bin ins Zentrum gefahren, um dort zu bummeln und die Sehenswürdigkeiten wie die Konzerthalle Harpa, den Hafen und das Atlantikufer bei bestem Wetter zu genießen.
Für den Samstagabend hatte ich dann doch noch einen Termin in meinem Kalender stehen und das war ein Theaterbesuch. Im Nationaltheater wurde gerade die Eiskönigin („Frost“) aufgeführt und mir gefiel der Gedanke, mir das Stück anzuschauen, wohl wissend, dass ich die Sprache nicht verstehe, aber die Handlung der Eiskönigin kenne und mich einfach von der Leistung der Schauspieler*innen mitreißen lasse. Das hat sehr gut funktioniert! Es war ein wunderschöner Abend! Ich saß in der zweiten Reihe und konnte die Vorstellung in vollen Zügen genießen. Nicht zuletzt, weil ich vor der Pause bei der isländischen Version von „Let it go“ mit Seifenblasen und Schaum besprüht wurde...
FunFact: Rurik Gislason hatte am gleichen Abend auch den Plan ins Theater zu gehen.
In der Nacht auf Sonntag bewahrheitete sich das Wetter dann aber doch. Alle zwei Stunden kam Platzregen, der mich leider immer wieder weckte. An eine Fahrt ins Zentrum war nicht mehr zu denken. So nutzte ich den Sonntag erst einmal, um zu Hause aufzuräumen und als auch das erledigt war, beschloss ich, dass ein Besuch in der Sauna genau die richtige Entspannung für mich wäre. Dort habe ich dann den Nachmittag und Abend verbracht. Und morgen startet schon Woche 4…
LG Nicole
Autorin
Nicole Schanz hat ihren Master of Education mit den Fächern Deutsch und Sport für das Lehramt an Haupt-, Real-, Sekundar- und Gesamtschulen an der Universität Bielefeld abgeschlossen. Sie setzt ihr Studium jetzt im Bereich Erziehungswissenschaft Integrierte Sonderpädagogik mit dem Berufsziel Lehramt für sonderpädagogische Förderung fort. Von Oktober bis Dezember 2024 absolviert sie ihr SCHULWÄRTS!-Praktikum an der Borgarholtsskóli in Reykjavik, Island.