Zwischen spontaner Freiheit und kleinen Hürden
#Blog 4
Woche 4 in der Schule (04.–10.11.2024)
Während der letzten Wochen habe ich hauptsächlich von meinen positiven Erlebnissen in Island erzählt. Aber wisst ihr was – es ist nicht alles immer nur schön und gut! Diese Woche machte mir die „Isländische Spontanität“ echt zu schaffen und ich frage mich bis jetzt, warum!
Also alles auf Anfang, was ist diese Woche passiert?
Die Lehrkraft, die für mich verantwortlich ist, war diese Woche auf Klassenfahrt in Berlin. Ich hatte folglich die Möglichkeit, mich mit meinen weiteren Verpflichtungen auseinanderzusetzen, wie bspw. dem Aktualisieren des Schulprofils oder der Hospitation in anderen Fächern. Ich hatte mir einen Plan erstellt, was ich wann machen möchte. So begann ich das Schulprofil auf der PASCH-Seite zu aktualisieren, habe mich nochmal Ideen für mein Projekt auseinandergesetzt und auch meinen Unterricht für die kommenden Wochen geplant. Da ich diese Woche keinen festen Stundenplan hatte, war ich sehr flexibel und hatte die Möglichkeit, bei verschiedenen Kolleg*innen mitzugehen und mir deren Unterricht anzusehen. Dienstag dann aber der erste Schock: es war kaum Jemand in der Schule. Ich erfuhr dann erst von einem Lehrer, dem ich zufällig auf dem Flur begegnet bin, dass heute kein Unterricht stattfinden würde, da ein Nachschreibetag stattfindet, an dem alle Prüfungen, die Schüler*innen bisher verpasst haben, nachgeschrieben werden können. So etwas kannte ich bisher nicht. Auf jeden Fall hatte ich dadurch einen freien Tag gewonnen, den ich zur Weiterarbeit an meinen Sachen nutzen konnte.
Mittwoch hatte ich die Möglichkeit mir den Sportunterricht in Island anzusehen. Während die Vorgaben für den Sportunterricht in Deutschland mit dem Kernlehrplan geregelt sind, ist in Island die Prämisse: „Hauptsache Bewegung“. Dementsprechend wird der Unterricht weniger geleitet wie bei uns, sondern viel mehr ein Angebot an Bewegungsmöglichkeiten geschaffen, die von den Schüler*innen genutzt werden können. An diesem Mittwoch hatten die Schüler*innen die Wahl, ob sie ins Gym gehen wollen, mit dem die Schule kooperiert, oder ob sie Schlittschuhlaufen möchten. Da ich als Lehrkraft in dem Sinne nicht gefordert war, durfte ich mich selbst am Sportgeschehen beteiligen und so ging es für mich auf die Eisbahn.
Eisbahn | © Nicole Schanz
Die restlichen Tage verstrichen. Ich schaute nochmal bei anderen Kolleg*innen in den Unterricht rein. Da saß ich dann aber tatsächlich auch nur, denn mein Isländisch ist immer noch nicht vorhanden.
Mein Wochenende
Mein Wochenende habe ich dafür genutzt, um mir Reykjavik anzusehen. Ich war zwar schon häufiger im Zentrum, bin bisher aber nur durch die Straßen spaziert und habe mir nichts von den Museen etc. angesehen. Ich holte mir also eine Reykjavik Card und besuchte fast alle darin inkludierten Museen. Diese boten vor allem viele künstlerische Ausstellungen, aber auch geschäftliche Informationen. Mein kleines Highlight war der „Zoo“. Zumindest hieß es so. Ich würde es viel mehr als einen Bauernhof beschreiben. Es war dennoch süß, sich die Tiere anzusehen.
Museum | © Nicole Schanz
Bauernhof | © Nicole Schanz
Samstag stand für mich zudem ein Besuch in der Harpa an. Ich hatte mich mit zwei anderen Mädels aus Deutschland für eine Comedy-Show entschieden, die uns beibringen soll, wie wir Isländerinnen werden. Die Show spielte mit Klischees, aber hatte auch sehr viele Wahrheiten parat, die mir nach vier Wochen nicht mehr unbekannt waren. Hierzu gehörte bspw. die Tatsache, dass der Regen in Island aus ALLEN Richtungen kommt und Isländer*innen ziemlich emotionslos reden. Ich lernte außerdem, dass der Nachname, der sich in der Regel aus dem Vornamen des Vaters und dem eigenen Geschlecht (Tochter/Sohn) zusammensetzt, auch nach einer Heirat nicht ändert und auch, dass Isländer recht viele Steuergelder in die Forschung von Elfen investieren. In Island gibt es außerdem eine Reihe an Sagen, die sich kurz gesagt alle mit Rache befassen. Eine Leseempfehlung war es am Ende nicht, aber dennoch ein gutes Hintergrundwissen, falls mich mal ein Isländer ansprechen sollte.
Nach dem Lachen war das tief der Woche dann auch überwunden. Wenn ich zurückblicke, war die Woche an sich überhaupt nicht schlimm! Wo mein Unbehagen her kam, weiß ich nicht, aber es ist inzwischen auch nicht mehr wichtig, da die Woche erledigt ist und es nun wieder Bergauf gehen kann. Was ich damit aber in jedem Fall zum Ausdruck bringen möchte – SCHULWÄRTS ist eine tolle Sache, aber auch ein „schlechter Tag“ kann innerhalb dieses Zeitraums vorkommen. Das ist total normal und menschlich! Wichtig ist nur, dass man sich davon nicht unterkriegen lässt!
LG Nicole
Autorin
Nicole Schanz hat ihren Master of Education mit den Fächern Deutsch und Sport für das Lehramt an Haupt-, Real-, Sekundar- und Gesamtschulen an der Universität Bielefeld abgeschlossen. Sie setzt ihr Studium jetzt im Bereich Erziehungswissenschaft Integrierte Sonderpädagogik mit dem Berufsziel Lehramt für sonderpädagogische Förderung fort. Von Oktober bis Dezember 2024 absolviert sie ihr SCHULWÄRTS!-Praktikum an der Borgarholtsskóli in Reykjavik, Island.