Freudentränen und Abschied

Woche 9 in der Schule (09.–15.12.2024)

Und da ist sie: Meine letzte Woche in Island. Auch wenn ich versuche, hauptsächlich den Moment zu leben, gibt es inzwischen doch schon zahlreiche Erinnerungen, die meinen Alltag begleiten und mich meine Zeit in Island allmählich Revue passieren lassen.

Am Montag stand allerdings noch eine Sache an, die mich die letzte Woche viel Vorbereitung gekostet hat, was mich allerdings nur mit noch mehr Vorfreude auf das Event selbst stimmte. Im Rahmen meines SCHULWÄRTS-Praktikums muss ich nämlich ein interkulturelles Projekt zu Deutschland durchführen. Während ich die letzten Wochen durch die Stadt gegangen bin, habe ich mich zunehmend an der weihnachtlichen Stimmung erfreut. Isländer*innen haben schon Mitte November begonnen ihre Gärten, Fenster und Straßen mit weihnachtlicher Beleuchtung zu schmücken. Auf den Milchpackungen waren zwölf kleine Männchen mit einem Datum abgebildet und in den Supermärkten gab es Lebkuchenhäuser und Plätzchenzubehör. Deshalb habe ich mir für mein Projekt überlegt, dass ich mich mit Weihnachten in Deutschland und Island beschäftigen möchte. Ich wollte den Isländern deutsche Traditionen vorstellen und sie diese zum Teil ausprobieren lassen und auch mehr über ihr Weihnachtsfest erfahren. Es gab vier Stationen, an denen die Schüler*innen Wunschzettel schreiben, Schneeflocken basteln oder Informationen zur Krippe lesen konnten. Am Ende gab es ein kleines Quiz, bei dem Weihnachtsgeschenke gewonnen werden konnten. Diese wurden freundlicherweise von der Deutschen Botschaft in Island zur Verfügung gestellt. Im Gegenzug erhielt die Botschaft einen Bericht.

Eine Collage; die Bilder zeigen Arbeitsblätter und Bastelarbeiten auf Tischen. © Nicole Schanz

Ich habe gelernt, dass die zwölf Männchen auf den Milchkartons Weihnachtsmänner (Jolasveinn) sind, die ab dem 12.12. jeden Tag kommen. Jeder hat eine Besonderheit, einer ist sehr klein, einer leckt gerne Löffel ab, einer knallt mit den Türen, ... je nachdem, wer kommt, sollten also entweder alle Türen geschlossen sein oder die Löffel nicht gespült werden, damit der Kleine sich freuen kann. Wir haben auch über typische Mahlzeiten geredet und während es bei den Gerichten keine typische Spezialität gab, sagten mir alle Schüler*innen, dass Malzbier mit Appelsin DAS Getränk an Weihnachten ist. Vor einiger Zeit hatte ich sogar eine Dose Appelsin geschenkt bekommen. Jetzt wusste ich von der Tradition und wollte es am Abend probieren – es war extrem süß!

Am Dienstag standen die mündlichen Prüfungen des A1-Kurses an. Die Schüler*innen sollten sich in einem Dialog vorstellen. Der Lehrer und ich bewerteten gemeinsam. Außerdem bat mich der Lehrer, den Schülern die 17 vorgefertigten Fragen zu stellen: Wie heißt du? Woher kommst du? usw. Die Schüler*innen waren alle sehr gut vorbereitet und wir konnten zahlreich die Noten 8 und 9 vergeben. Mit dieser Prüfung endete das Schuljahr.

Mittwoch und Donnerstag war quasi schulfrei. Es gab nur für die Schüler*innen die Möglichkeit, Prüfungen nachzuholen. Da aber niemand aus meinen Kursen kam, habe ich die Zeit genutzt, um mit den Lehrern über meine Erfahrungen zu sprechen und das Fazit zu ziehen, dass ich eine wunderbare Zeit hatte.

Abschied

Obwohl der Unterricht am Dienstag schon fast zu Ende war, ging das Schulleben noch bis Donnerstag weiter. Am Donnerstag habe ich mich dann nach und nach von allen Kolleg*innen verabschiedet. Ich brachte einen Kuchen mit und dachte, nachdem ich mehrmals das Wort „Kacka“ gehört hatte, dass er nicht schmecken würde. Ich probierte ihn - er war köstlich! Und das sagten mir die Kolleg*innen dann auch in einer weiteren Pause und ich lernte, dass „kacka“ das isländische Wort für Kuchen ist. Am Donnerstagabend gab es ein Abendessen für das ganze Kollegium. Ich lernte noch einige Spezialitäten kennen und unterhielt mich mit den Kolleg*innen. Mein Betreuungslehrkraft hatte noch eine Überraschung für mich: Ich bekam ein Buch, in dem alle Weihnachtsmänner erklärt wurden. Außerdem gab es eine Landkarte von Island und eine sehr schöne Weihnachtskarte. Ich habe mich riesig gefreut! Nach dem Essen habe ich mich dann wirklich verabschiedet. Auf dem Weg nach Hause flossen Freudentränen. Ich war so glücklich und dankbar, dass ich diese Erfahrung machen durfte! Meine Erwartungen haben sich voll und ganz erfüllt, ich habe so viele tolle und herzliche Menschen kennengelernt, Schule bzw. Unterricht einmal anders erlebt und daraus meine positiven Erfahrungen gezogen. Aber nicht nur das, ich hatte Zeit in Island in einer neuen Umgebung zu leben, die mir viel Zeit zum Nachdenken gegeben hat. Ich habe jeden Moment genossen und oft in den Tag hinein gelebt, was ich mir in den letzten Jahren nie erlaubt habe. Island war die perfekte Pause nach meinem Grundstudium!

Den Freitag und Samstag habe ich noch einmal für einen Stadtbummel genutzt. Ich kaufte ein paar Souvenirs für Freunde und Familie, machte ein paar letzte Fotos und verabschiedete mich auch von meinen Freundinnen in Island. Wir waren alle erstaunt, wie schnell die neun Wochen vergangen waren. Am Sonntag ging mein Flugzeug um 6 Uhr morgens. Um 10:30 Uhr bin ich in Berlin gelandet und dann nach Hause gefahren. Um 15 Uhr war ich wieder da.

Ich kann wirklich nicht in Worte fassen, wie wertvoll dieses Praktikum für mich war. Deshalb möchte ich mich ganz herzlich beim Goethe-Institut bedanken, dass es diese Möglichkeit gibt und natürlich auch dafür, dass ich diese Erfahrung machen durfte. Ich kann wirklich jeden, der mit dem Gedanken spielt, sich zu bewerben, nur ermutigen, es zu tun! Und allen, die schon einen Platz haben, wünsche ich viel Spaß bei ihren individuellen Erfahrungen!

LG Nicole

Autorin

Nicole Schanz hat ihren Master of Education mit den Fächern Deutsch und Sport für das Lehramt an Haupt-, Real-, Sekundar- und Gesamtschulen an der Universität Bielefeld abgeschlossen. Sie setzt ihr Studium jetzt im Bereich Erziehungswissenschaft Integrierte Sonderpädagogik mit dem Berufsziel Lehramt für sonderpädagogische Förderung fort. Von Oktober bis Dezember 2024 absolviert sie ihr SCHULWÄRTS!-Praktikum an der Borgarholtsskóli in Reykjavik, Island.

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