23. September 2025
Das Goethe-Institut auf der Frankfurter Buchmesse: Literatur als Widerstand, Kulturpolitik und internationale Perspektiven

Vom 15. bis 19. Oktober treffen sich in Frankfurt Literaturbegeisterte und Fachleute im Rahmen der diesjährigen Buchmesse. Das Goethe-Institut ist mit Programmpunkten aus der Ukraine und Georgien sowie zu Übersetzungen deutschsprachiger Literatur auf der Frankfurter Buchmesse vertreten. Darüber hinaus nehmen Podiumsdiskussionen die Zukunft der Kulturförderung sowie die Rolle von Kunst in autoritären Gesellschaften in den Blick.

Die öffentliche Kulturförderung in Europa steht vor Herausforderungen: Finanzielle Engpässe, politische Polarisierung, technologische und gesellschaftliche Umbrüche stellen bisherige Selbstverständlichkeiten infrage. Zwischen dem Ruf nach mehr Sicherheit und wirtschaftlicher Effizienz und dem Anspruch, mehr Nachhaltigkeit, Diversität und Teilhabe zu fördern, drohen Kunst und Kultur zum Spielball politischer Interessen zu werden. Wie kann Kulturpolitik in diesem Spannungsfeld bestehen? Diesen Fragen widmet sich die Veranstaltung „Unbehagen gegenüber Kultur- und Kunstförderung? Eine Konversation“ mit der Präsidentin des Goethe-Instituts Gesche Joost, dem Kulturpolitiker und strategischen Berater Philippe Bischof, dem Soziologen und Autor Nils C. Kumkar, dem Präsidenten der Akademie der Künste Manos Tsangaris und der Intendantin des Schauspiel Dortmund Julia Wissert (Freitag, 17. Oktober 2025, 18.00-18.50 Uhr, Centre Stage, Halle 4.1).

Weltweit schrumpfen die Freiräume für Kunst, Medien und Kultur. Diskriminierung, Überwachung und politische Vereinnahmung prägen den Alltag vieler Kulturschaffender. Wie kann Kulturarbeit darauf reagieren? Welche Rolle spielen Institutionen, wenn Meinungsfreiheit unter Druck gerät? Diesen Fragen widmet sich die Podiumsdiskussion „Kulturarbeit und kreatives Schaffen in einem autoritären Umfeld“: Der Generalsekretär des Goethe-Instituts Johannes Ebert diskutiert mit der philippinischen Autorin Katrina Tuvera und dem russischen Autor Sergej Lebedew über künstlerische Freiheit, internationale Solidarität und institutionelle Verantwortung. Die Autor*innen reflektieren, wie Literatur gesellschaftliche Repressionen sichtbar machen kann und welche Funktion Kultur über nationale Grenzen hinweg erfüllt. Moderiert wird das Panel von Vivian Perkovic (Samstag, 18. Oktober 2025, 11.00–11:50 Uhr, Centre Stage, Halle 4.1).

Literatur an der Front – Stimmen aus der Ukraine
Das Goethe-Institut in der Ukraine kuratiert gemeinsam mit dem Ukrainischen Buchinstitut, Mystetskyi Arsenal, dem Ukrainischen Institut, und der Bundeszentrale für politische Bildung unter dem Schwerpunkt „Filling in“ das Ukraine-Programm der Frankfurter Buchmesse mit Lesungen, Gesprächen und Fachveranstaltungen (Stand F79/80, Halle 4.1). Im Fokus stehen literarische Stimmen, die sich mit Krieg, Erinnerung und kultureller Identität auseinandersetzen. Die Lyrikerin und Militäroffizierin Jaryna Tschornohus thematisiert in ihren Gedichten die Spannung zwischen Verletzlichkeit und Widerstand. Andrij Ljubka, Oleksandr Irvanets und Yuliia Iliukha sprechen über ihre aktuellen Romane, die 2025 in deutscher Übersetzung erscheinen und über die Frage, wie sich Kriegserfahrungen literarisch vermitteln lassen. Mit der in Wien lebenden ukrainischen Schriftstellerin Tanja Maljartschuk, dem Autor Oleksandr Mykhed sowie der Übersetzerin aus dem Ukrainischen Claudia Dathe widmet sich Jurij Andruchowytsch, eine der bekanntesten literarischen Stimmen der Ukraine, der ukrainischen Klassik (Samstag, 17. Oktober, 13:30–14.20 Uhr, Stand 79/80, Halle 4.1). Ein besonderer Akzent liegt in diesem Jahr auf Grenzerfahrungen – geografisch, mental und historisch. Die Diskussion „Null: Gebrochene Linien des Krieges“ bringt den polnischen Schriftsteller Szczepan Twardoch, den deutschen Autor und Übersetzer Olaf Kühl sowie den ukrainischen Schriftsteller Artem Chapaye, der seit drei Jahren Militärdienst leistet, zusammen. Sie setzen sich mit den literarischen und realen Demarkationslinien in der Ostukraine auseinander (Sonntag, 19. Oktober 2025, 12:00–12:50 Uhr, Centre Stage, Halle 4.1).

Georgische Literatur im Zeichen des Widerstands
Die georgischen Autor*innen Ekaterine Togonidze, Salome Benidze und Irakli Kakabadze diskutieren, moderiert von Zaal Andronikashvili, wie Literatur zur Reflexion und Aufarbeitung autoritärer Strukturen beitragen kann. Ihre Werke thematisieren historische Traumata, individuelle Widerstandserfahrungen und die Suche nach nationaler Identität (Samstag, 18. Oktober 2025, 11.00–12.00 Uhr, International Stage, Foyer Halle 5.1/6.1).

Deutsche Literatur in der Welt
Im Rahmen des Litrix-Programms und des weltweiten Übersetzungsförderungsprogramms des Goethe-Instituts spricht die vielfach ausgezeichnete Autorin Martina Hefter über ihren Roman „Hey guten Morgen, wie geht es dir?“, der 2024 u.a. mit dem Deutschen Buchpreis prämiert wurde. Gemeinsam mit ihren Übersetzerinnen Elena Abós (Spanisch) und Dorota Stroińska (Polnisch) diskutiert sie über das Schreiben im digitalen Zeitalter, über sprachliche und kulturelle Vermittlungsprozesse sowie über die internationale Resonanz ihres Werks. Moderiert wird das Gespräch von Anne-Dore Krohn (rbb) (Freitag, 17. Oktober 2025, 17.00–17.50 Uhr, Zentrum Wort, Halle 4.1 F21).

Weitere Informationen zu den Veranstaltungen finden Sie hier:

Podiumsdiskussion: Unbehagen gegenüber Kultur- und Kunstförderung? Eine Konversation - Goethe-Institut

Podiumsdiskussion : Kulturarbeit und kreatives Schaffen in einem autoritären Umfeld - Goethe-Institut

Lesungen, Diskussionen und Präsentationen: Ukrainisches Programm auf der Frankfurter Buchmesse - Goethe-Institut Ukraine

Gespräch: Autoritäre Kontexte in der georgischen Literatur. Historische Traumata und individuelle Widerstände

Gespräch: Frankfurter Buchmesse: Literarische Spiegelungen - Goethe-Institut

Das Goethe-Institut ist das weltweit tätige Kulturinstitut der Bundesrepublik Deutschland. Mit derzeit 150 Instituten in 99 Ländern fördert es die Kenntnis der deutschen Sprache, pflegt die internationale kulturelle Zusammenarbeit und vermittelt ein aktuelles Deutschlandbild. Durch Kooperationen mit Partnereinrichtungen an zahlreichen weiteren Orten verfügt das Goethe-Institut insgesamt über rund 1.000 Anlaufstellen weltweit. www.goethe.de

Kontakt:

Annika Goretzki
Stv. Pressesprecherin
Goethe-Institut
Hauptstadtbüro
Tel.: +49 30 25906-565
annika.goretzki@goethe.de
 

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