Das Werk des deutschen Autors Uwe Timm wird der Ausgangspunkt sein für eine Reihe von Veranstaltungen der Universidad Nacional de San Martín, die sich rund um das Thema Erinnerung und organisierte Gewalt drehen. Mit von der Partie sind auch Patricio Pron, Eva Menasse und Martin Hielscher, der Biograph von Timm. In der Bibliothek des Goethe-Instituts wird Uwe Timm außerdem seinen jüngsten Roman Vogelweide vorstellen, der nun vom Verlag UnsamEdita auf Spanisch veröffentlicht wird.
TERMINE DER VERANSTALTUNGEN
Dienstag, 8. November, 19:00 Uhr. Uwe Timm präsentiert seinen Roman Vogelweide im Goethe-Institut, Avenida Corrientes 343. Eintritt frei.
Mit Uwe Timm, Patricio Pron, Daniela Verón (UnsamEdita), Macarena Mohamad (Übersetzerin) und Tito Lorefice (Kunstintervention).
Montag (7.11.), Mittwoch (9.11.) und Freitag (11.11.), jeweils ab 16:00 Uhr. Symposium „Erinnerung und Gewalt“, Auditorium Tanque auf dem Campus Miguelete der UNSAM. Die Veranstaltungen sind öffentlich und gratis. + timm@unsam.edu.ar.
Montag, 7. November, 16:00 bis 17:00 Uhr. Reflexionen von Eva Menasse (Autorin von
Lässliche Todsünden und
Vienna) über den Holocaust-Leugner David Irving. Die linguistischen Formen des Leugnens. 17:30 bis 18:30 Uhr. Diskussion und Austausch mit dem Publikum. Moderation Nicolás Kwiatkowski.
Mittwoch, 9. November, 16:00 bis 17:00 Uhr. Reflexionen von Uwe Timm: Das Erzählen von Geschichten, nach seinem Essay
Montaignes Traum. 17:30 bis 18:30 Uhr. Diskussion und Austausch mit dem Publikum. Moderation Santiago Gonzáles Casares.
Freitag, 11. November: 16:00 bis 17:30 Uhr. Gespräch zwischen Uwe Timm, Patricio Pron und Raquel Robles über Erinnerung und Gewalt ausgehend von den Werken:
Am Beispiel meines Bruders,
El espíritu de mis padres sigue subiendo en la lluvia und
Pequeños combatientes. 17:30 bis 18:15 Uhr. Diskussion und Austausch mit dem Publikum. Moderation Micaela Cuesta.
18:30 Uhr. Vorstellung der Neuausgabe von
Am Beispiel meines Bruders (UnsamEdita) von Uwe Timm, mit Kunstintervention.
Uwe Timm
Geboren während des Zweiten Weltkrieges war Uwe Timm seit `68 ein aktiver Beteiligter am öffentlichen und literarischen Leben Deutschlands und ist es noch bis ins heutige 21. Jahrhundert hinein. Bereits seit einiger Zeit verfolgen der Lehrstuhl für Hermeneutik, das Programm Lectura Mundi und der Verlag UnsamEdita der Universidad de San Martín (UNSAM) die Schritte und Arbeiten einer der derzeit größten Erzählers im deutschsprachigen Raum. Das Goethe-Institut erfreut sich dieser Begeisterung und empfängt Uwe Timm erneut in Argentinien.
Im November wird der Schriftsteller seinen jüngsten Roman
Vogelweide in der Bibliothek des Goethe-Instituts vorstellen. Der Roman wurde vor kurzem durch den UnsamEdita Verlag von Macarena Mohamad ins Spanische übersetzt. Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2013 fragt
Vogelweide nach dem Preis des Verlangens. Wie in Goethes Wahlverwandtschaften wälzen auch hier das Verlangen und die Unfähigkeit der Leidenschaft zu widerstehen, das Leben von zwei Paaren um, die glücklich miteinander waren und es nicht bleiben konnten: Ein Mann, Mitte fünfzig, hat alles verloren, seine Freundin (Selma), seine Geliebte (Anna), seinen besten Freund (Ewald, Ex-Mann von Anna), seinen Beruf, seine Wohnung – nur eine bankrotte Firma und einen Berg voller Schulden hat er hinterlassen. Nun lebt Eschenbach allein auf einer Insel in der Elbmündung als Vogelwart. Nach all den Turbulenzen in seinem Leben gibt er sich einem Einsiedlerdasein hin, das nur durch minutiöses Ausführen der stets gleichen alltäglichen Arbeiten gefüllt wird. Doch Anna kündigt ihren Besuch an – eben jene Anna, die vor sechs Jahren vor ihm nach New York geflohen ist und zuvor sein Leben komplett aus den Angeln gehoben hat…
Während seines Besuches in Argentinien ist Uwe Timm auch die Verbindung zu einer Serie von Begegnungen zum Thema Erinnerung und Gewalt, welche auf dem Campus Miguelete der Universidad de San Martín (UNSAM) veranstaltet werden. Teilnehmen werden auch der argentinische Autor Patricio Pron, die österreichische Schriftstellerin Eva Menasse und Martin Hielscher, Verleger, Literaturkritiker, deutscher Übersetzer und Biograph von Timm. Hielscher ist außerdem der Verantwortliche für Belletristik des anerkannten Beck Verlages.
Foto: Pablo Carrera Oser
Uwe Timm wurde 1940 in Hamburg geboren. Er studierte Germanistik und Philosophie in München und Paris. Von 1967 bis 1969 war er im Sozialistischen Deutschen Studentenbund (SDS) politisch tätig. Er war ein Freund von Benno Ohnesorg, der 1967 bei einer Demonstration in West-Berlin von der Polizei erschossen wurde. Im November 1969 heiratete Uwe Timm die argentinische Übersetzerin Dagmar Ploetz, die durch deutsche Übersetzungen von spanischen und lateinamerikanischen Autoren bekannt ist.
Uwe Timm ist einer der großen zeitgenössischen deutschen Erzähler und Autor von fast dreißig Veröffentlichungen. Auf Spanisch erschienen bereits
Johannisnacht,
Die Erfindung der Currywurst,
Der Mann auf dem Hochrad,
Der Schlangenbaum,
Von Anfang und Ende und
Am Beispiel meines Bruders, in dem er die ergreifende Geschichte seines Bruders Karl-Heinz Timm erzählt, der im Zweiten Weltkrieg seinen Verletzungen an der ukrainischen Front erlag. Mehr als ein Jahrhundert später wollte der Romanautor der Figur seines großen Bruders nachspüren, um seine Widersprüchlichkeiten zu ergründen und löste so eine erneute Debatte zur deutschen Erinnerung aus. In seinem jüngsten Roman
Vogelweide erzählt er von zwei Paaren, die glücklich waren, bis die Kraft des Verlangens ihre Leben umwälzt.
Unter den unzähligen Ehrungen, die Timm für sein Werk bereits erhielt, befinden sich zwei Münchner Literaturpreise (1989 und 2002), der Große Preis der Bayerischen Akademie der Künste (2002) und der prestigeträchtige Heinrich-Böll-Preis (2009). Sein Roman
Rot, bisher nicht ins Spanische übersetzt, wurde mit dem Napoli-Preis und dem Mondello-Preis von Palermo ausgezeichnet (2006). Zu der langen Liste von Auszeichnungen kamen 2012 die Carl Zuckmayer Medaille und 2013 der Münchner Ehrenpreis dazu.
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