Pororoca*
Kosmotechnologien des Wassers

*POROROCA ist ein natürliches Phänomen, das auftritt, wenn das Wasser des Meeres auf das Wasser großer Flüsse trifft, oder Flüsse, die zusammenfließen und große Wellen verursachen. Das Wort „pororoca“ stammt aus dem Tupi-Wort für „Knall“, „Explosion“.

Ein transnationales und interdisziplinäres Projekt zur Erforschung von Wasser als kulturelle, spirituelle und ökologische Ressource in Südamerika.

Das Bild zeigt eine vertikale Spiegelung eines dichten, grünen Waldes gegen einen blauen Himmel mit verstreuten Wolken. Die Spiegelung erzeugt einen symmetrischen Effekt, sodass es aussieht, als ob der Wald entlang der Mittelachse gespiegelt wird. Foto©Natalia Pavia

„Pororoca. Kosmotechnologien des Wassers“ untersucht indigene und gemeinschaftliche Perspektiven auf Wasser als spirituelle Entität und umkämpfte Ressource. Das Projekt verbindet künstlerische Praxis, ökologische Nachhaltigkeit und sozialen Widerstand, um globale und lokale Narrative des Wassers sichtbar zu machen und zum Dialog einzuladen. Es handelt sich um eine Kooperation zwischen dem Humboldt Forum, dem Ethnologischen Museum Berlin und den Goethe-Instituten in Südamerika.

Über das Projekt

Das Vorhaben setzt sich mit den vielfältigen Bedeutungen von Wasser als physischer, spiritueller und kultureller Ressource auseinander. Wasser steht im Mittelpunkt zahlreicher indigener Kosmologien und wird als Lebewesen wahrgenommen – als ein Wesen, das reinigt, heilt, transformiert und verbindet. Gleichzeitig ist Wasser eine umkämpfte Ressource, deren Zugang und Nutzung durch wirtschaftliche Interessen und koloniale Strukturen stark geprägt sind.

Das Projekt zielt darauf ab, diese multiplen Perspektiven sichtbar zu machen und sie in einen globalen Dialog zu bringen. In Lateinamerika leben indigene und marginalisierte Gemeinschaften oft in enger Beziehung zu wasserreichen Ökosystemen und pflegen nachhaltige Praktiken, die sowohl spirituelles Wissen als auch handwerkliches Können vereinen. Ihre Sichtweisen stehen im Kontrast zur kapitalistischen Konzeption von Wasser als Handelsware, die nicht selten zu ökologischen Krisen und sozialer Ungleichheit führt.

Durch die Verbindung künstlerischer, wissenschaftlicher und kollektiver Perspektiven schafft „Kosmotechnologien des Wassers“ Raum für Reflexion, Austausch und Aktivismus. Das Projekt nutzt Kunst als Medium, um ökologische, kulturelle und soziale Fragestellungen zu verhandeln. Es würdigt Wasser nicht nur als Grundlage des Lebens, sondern auch als Inspirationsquelle für alternative Konzepte von Eigentum, Technologie und Nachhaltigkeit.

Im Zentrum stehen Fragen wie:
  • Wie lässt sich Wasser als universelle, aber ungleich verteilte Ressource gerecht behandeln?
  • Welche Narrative können dazu beitragen, koloniale und kapitalistische Strukturen zu hinterfragen?
  • Wie können künstlerische Praktiken indigene und gemeinschaftliche Perspektiven stärken?
Durch die Zusammenarbeit mit Gemeinschaften in Lateinamerika entsteht ein Netzwerk, das unterschiedliche Kontexte miteinander verbindet. So wird Wasser nicht nur als Symbol des Lebens, sondern auch als Medium der Kommunikation und Transformation erfahrbar. Das Projekt verbindet lokale Kämpfe um Wasserrechte mit einer globalen Vision von Nachhaltigkeit, Gerechtigkeit und Teilhabe.

Ziel des Projektes

Das Projekt zielt darauf ab, den globalen Diskurs über Wasserrechte, Nachhaltigkeit und kulturelle Identität zu bereichern. Es fördert den Austausch zwischen Akteur*innen aus Lateinamerika und Deutschland und verbindet lokale Ansätze mit universellen Themen wie Umweltgerechtigkeit, spirituellem Erbe und sozialer Teilhabe. Die im Rahmen des Projekts entstehenden Perspektiven und künstlerischen Arbeiten münden in eine Ausstellung im Humboldt Forum in Berlin, die diese Verflechtungen sichtbar macht und zur weiteren Auseinandersetzung mit kolonialen, ökologischen und sozialen Fragen einlädt.

Zeitraum

2024-2027

Zielgruppe

Das Projekt richtet sich an indigene und marginalisierte Gemeinschaften, Kunstschaffende, Wissenschaftler*innen, Aktivist*innen, Studierende sowie an Kulturinstitutionen. Zugleich spricht es eine breitere Öffentlichkeit in Deutschland an, die sich für globale Fragen von Umwelt, Gerechtigkeit und kultureller Vielfalt interessiert.

Ablauf

Entlang der Leitlinien „Wasser als Gegenstand von Kolonisierung” sowie „Wasser als spirituelle Entität” wird das Projekt weiterentwickelt, das 2026 seine Ausspielung im Rahmen der Programmlinie „Erbe und Eigentum” im Humboldt Forum in Berlin finden soll. Methodiken und Inhalte der einzelnen Aktionen und späteren Präsentationsformen sind Gegenstand eines mehrstufigen kollaborativen Prozesses. Das Projekt umfasst vier Phasen:
  • Phase 1 (2024): Mapping von Gemeinschaften und Kollektiven sowie erste lokale Aktionen in Brasilien (Amazonas, Guanabara-Bucht, São Paulo und Porto Alegre) und Argentinien/Chile (Wallmapu). 
  • Phase 2 (2025): Aufeinander abgestimmte, größere Aktivitäten in Brasilien und Chile bilden die Kernaktivitäten des Projekts. Ergänzend werden drei kleinere Vorhaben in Kolumbien (Macucú, Bogotá) und Mexiko (Valladolid) durchgeführt. Audiovisuelle Begleitung des Prozesses. 
  • Phase 3 (2026–2027): Ausstellung im Humboldt Forum Berlin im Rahmen des Jahresthemas „Erbe und Eigentum“ mit Rahmenprogramm u.a. Residenzen und diskursivem Programm in Deutschland. 
  • Phase 4 (2027ff.): Lokale Aktivitäten in Lateinamerika. 

Weitere Informationen zu dem Projekt folgen.

Projektbeteiligte

Ein „Kernkollektiv“, bestehend aus freien Kurator*innen sowie Mitarbeitenden der regionalen Goethe-Institute und des Humboldt Forums / Ethnologischen Museums, bildet das Herzstück des Projekts. Es ist als lebendiger Organismus konzipiert, der von innen nach außen wächst und sich im Austausch mit lokalen Akteur*innen stetig weiterentwickelt. Die Zusammenarbeit ist dialogisch und prozessorientiert angelegt – lokale Wissenssysteme stehen dabei gleichberechtigt neben akademischen und künstlerischen Ansätzen.
  • Sandra Benites (Kuratorin, Brasilien mit Unterstützung von Rodrigo Duarte, Filmemacher)
  • Walmeri Ribeiro (Kuratorin, Brasilien)
  • Gabriela Urrutia (Kuratorin, Chile)
  • Andrea Scholz (Kuratorin, Ethnologisches Museum Berlin)
  • Stephanie Maiwald und Anne Bechstedt (Goethe-Institut Kolumbien)
  • Lucia González und Natalia Pavía (freie Mitarbeit)

Kontakt

Projektpartner

Folgen Sie uns