Film Die Mauer

Die Mauer ©Jürgen Böttcher

Freitag, 08.11.2019, 19.00 Uhr

Centro Cultural Okendo - San Sebastián

Regie: Jürgen Böttcher, 96 Min., 1990

Die Mauer ist ein bleibendes Demontage-Protokoll der deutschdeutschen Grenze in Berlin, und gleichzeitig ein Requiem auf jenes Land, mit dem der Filmemacher und Maler Jürgen Böttcher 40 Jahre lang in inniger Hass-Liebe verbunden war. Japanische Touristen knipsen sie, türkischstämmige Kinder brechen Brocken aus ihr heraus und verkaufen diese, unzählige Kamerateams aus aller Welt nutzen sie als pittoreske Kulisse: „Die Mauer“, die im offiziellen Sprachgebrauch der DDR gern als „antifaschistischer Schutzwall“ verklärt wurde.

Böttcher und sein Kameramann Thomas Plenert zeichnen die vielfältigen Aktivitäten am ehemaligen Todesstreifen in phänomenologischer Manier auf, wissend, dass jede Wertung in diesem Moment die Stärke und Einmaligkeit der Bilder zerstören würde. Grandios sind die Sequenzen aus den unterirdischen Geisterbahnhöfen, in denen Soldaten der Grenztruppen gerade noch ihren Dienst verrichten. Oder die Szenen zum Jahreswechsel 1989/90: Ein Betrunkener verfällt in „Gorbi! Gorbi!“-Rufeund schwenkt dazu eine gleichnamige Wodkaflasche. Die Mauer ist übervoll von solchen metaphorischen, aber nie gesucht wirkenden Momenten. Der einzige zeitgeschichtliche Kommentar besteht in einer Projektion von Archivmaterial auf ein Mauersegment: Die tausendfach gesehenen Bilder aus dem zeitlichen Umfeld des 13. August 1961 werden dadurch nicht nur erträglich, sie bekommen durch die verblüffende Konstellation auch eine ganz neue Dimension. Das monströse Bauwerk inmitten von Berlin – mehr als 25 Jahre lang Sinnbild des Kalten Kriegs – wird durch den Kunstgriff des Regisseurs zur Leinwand seiner eigenen Geschichte.

Regie: Jürgen Böttcher
Drehbuch: Jürgen Böttcher
Kamera: Thomas Plenert

Zurück