Theater Thomas Ostermeier 'Qui a tué mon père'

Ein Mann steht auf einer Bühne, vor sich ein Mikrofon. ©JeanLouisFernandez

Do, 19.01.2023 –
Sa, 21.01.2023

20:00 Uhr

Centro de Cultura Contemporánea Condeduque

Ein Theaterstück, in dem sich Wut und Zärtlichkeit mischen und in dem der Autor Édouard Louis die privaten Widersprüche eines gebrochenen Mannes, seines Vaters, erforscht.

Mit dem Centro de Cultura Contemporánea Conde Duque verbindet das Goethe-Institut eine lange Freundschaft, eine wunderbare und vertrauenvolle Zusammenarbeit, die es möglich macht viele Proyecte gemeinsam zu denken und zu stemmen: wie zum Beispiel Thomas Ostermeier mit einem seiner Stücke für die Schaubühne am Lehniner Platz in Berlín, in Madrid zu Gast zu haben.

worum geht es in  'Qui a tué mon père'?

Mit kaum 30 Jahren ist der französische Schriftsteller und Aktivist Édouard Louis mit der sehr direkten und realitätsnahen Prosa von jemandem, der sich selbst als "Klassen-Deserteur" bezeichnet, zu einer der herausragendsten literarischen und politischen Stimmen seiner Generation geworden. Mit dieser Inszenierung ist er in seiner Beziehung mit dem Theater einen Schritt weitergegangen (viele seiner Texte wurden in mehreren Ländern aufgeführt) und spielt sich diesmal selbst auf der Bühne. Regie führt einer der großen Namen des europäischen Theaters, der Deutsche Thomas Ostermeier, der bereits ein anderes seiner Stücke, „Historia de la violencia“ („Geschichte der Gewalt“), inszeniert hat, welches 2018 an der Schaubühne in Berlin uraufgeführt wurde. „Qui a tué mon père“ („Wer hat meinen Vater getötet“) ist ein empörtes Porträt, in welchem sich Wut und Sanftheit vermischen und in dem Édouard Louis die privaten Widersprüche eines gebrochenen Mannes, seines Vaters, auslotet. Die erschütternde Wirkung des Textes wird noch verstärkt, wenn man ihn aus dem Mund des Autors hört, ihn tanzen und seine Kindheitserinnerungen teilen sieht.

Die europäischen Kritiker haben vor dieser Inszenierung kapituliert, in der der Schriftsteller sein Innerstes bis zur Erschütterung entblößt, ohne auf Unbeholfenheit zu verzichten. Trotz der seelischen Narben ist die Aufführung auch sanft und steht im Kontrast zur Gewalt der Geschichte, die sie erzählt. Vom Zartgefühl bis zum Schrei, von der Intimität der inneren Reise bis zum Appell an die Gesellschaft spricht die Verletzlichkeit der Unterdrückten durch den Mund von Édouard Louis und bricht selbst das härteste Herz.
„Quién Mató A Mi Padre“ ist ein Versuch, die sozio-politischen Kräfte zu verstehen, die das Leben von Menschen formen und verändern, die von der Gesellschaft so behandelt werden, als wären sie egal.
Diese Kräfte wirken mit zersetzender Beständigkeit nicht nur auf die Persönlichkeit ein und verzerren sie durch das, was als konventionelles Verhalten für eine bestimmte Klasse oder ein bestimmtes Geschlecht akzeptiert oder abgelehnt wird, sondern haben auch physische Auswirkungen und zerstören die Körper.
In den Worten des Autors: "Einen bestimmten Körper in einem bestimmten sozialen Kontext zu haben - Schwarz, weiblich, transsexuell oder aus der Arbeiterklasse zu sein - bedeutet, schon früh dem Verderben ausgesetzt zu sein. Ich erzähle die Geschichte des Körpers meines Vaters, der sowohl durch die Arbeit als auch durch eine festgeschriebene männliche Ideologie und durch eine Reihe politischer Reformen zerstört wurde".
 

Land: Deutschland
Dauer: 90 Minuten
Empfohlenes Alter: ab 18 Jahren
Veranstaltungsraum: Theater
Text: Édouard Louis
Regisseur: Thomas Ostermeier
Videodesigner: Sébastien Dupouey & Marie Sanchez
Musik: Sylvain Jacques
Dramaturgie: Florian Borchmeyer & Élisa Leroy
Licht: Erich Schneider
Kostüm: Caroline Tavernier
Bühnenbild: Nina Wetzel
Koproduziert mit: Schaubühne-Berlin und Théâtre de la Ville-Paris
Premiere: Théâtre de la Ville – Abbesses am 9. September 2020
2018 – Éditions du Seuil

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