Helen Sinković

Helen Sinkovic © Creative Commons 4.0 Helen Sinkovic Creative Commons 4.0

Als wir Helen Sinković den Vorschlag machten, sie solle sich ihren Lieblingsort als Treffpunkt für unser Gespräch aussuchen, sagte sie, am liebsten sei ihr irgendein Ort in der Natur.
Die Umstände wollten es, dass wir uns auf dem Berg Petehovac oberhalb von Delnice trafen. Wir fragten sie, warum sie dieses Gespräch in der Natur führen wollte.

 
Ich glaube, dass Naturaufenthalte der schönste Teil meines Lebens sind. Meines Alltags. Das ist mir vor etwa zehn Jahren klar geworden, obwohl ich schon seit meiner Kindheit oft in den Wald gehe. Das bestimmt mich und ich sage immer, dass ich die Hoffnung habe bis zu meinem letzten Tag in den Wald und an die schönsten Orte gehen zu können. Ich habe noch nicht im Wald übersetzt, aber ich übersetze beispielsweise gerne am Ufer eines Flusses. Ich war einige Jahre in Folge mit Freunden am Fluss Mrežnica zum Campen und habe dort Bernhards „Der Keller“ übersetzt. Sogar an Jelinek habe ich in einem Zelt gearbeitet, das war schön.
 
Wer ist Helen Sinković?

Übersetzerin. Hört sich schrecklich an, aber ich glaube tatsächlich, dass meine Arbeit ein großer Teil von mir ist und dass ich mich mit meinem Beruf identifiziere.
 
Wenn ich nicht am Übersetzen bin… Hobbys, Interessen?

Ich habe immer eine Mission. Das hat eine Freundin von mir einmal im Spaß gesagt. Ich bemühe mich, immer für Leute da zu sein und zu helfen, wenn ich kann. Darauf sagte eine Freundin von mir: „Du bist ständig auf einer Mission.“ Ich denke nicht, dass es besondere Missionen sind. Es ist mir einfach sehr wichtig, mit anderen Menschen zusammenzukommen.
 
Als Kind wollte ich…

Putzfrau werden. Das habe ich beim Einschulungsgespräch gesagt, als ich gefragt wurde und alle waren total schockiert. Sie haben meiner Mutter sogar geraten, darüber nachzudenken, ob sie mich einschulen oder vielleicht noch ein bisschen warten sollte, bis ich etwas reifer bin. Denn normalerweise antworten Kinder, dass sie, was weiß ich, Arzt oder sowas werden wollen. Ich habe Putzfrau gesagt. Ich habe immer zu Hause gebettelt, ob ich denn was putzen darf. Es wurde mir aber immer verboten. Das war, als ich klein war. Doch auch heute habe ich den Ruf, dass ich gerne putze und gerne bei denen, die dazu nicht in der Lage sind oder es eben nicht können, vorbeikomme und die Wohnung putze (lacht).
 
Wenn ich keine Übersetzerin wäre, wäre ich…


Ärztin.
 
Stadt oder Land?

Stadt.
 
Sommer oder Winter?


Winter.
 
Tee oder Kaffee?

Kaffee.
 
Mein Lieblingsfach in der Schule...

Sprachen. Kroatisch. Deutsch. Geschichte mochte ich sehr.
 
Mein/e Lieblingssänger/in oder mein Lieblingslesestoff als Kind...

Lesestoff als Kind: Eugen Kumičić und Karl May. Als Kind hörte ich gerne Lidija Percan. Jetzt mag ich jegliche Rockmusik.
 
Mein Leibgericht...


Fleisch vom Grill und Cheesecake.
 
Die Beatles oder die Stones?

Die Stones.
 
Ich glaube, ich bin sehr schlecht im…

Tanzen und Singen.
 
Soziale Netze - ja oder nein?

Ja, auf alle Fälle. Facebook, Instagram, Whatsapp.
 
Meine Lieblingsfigur aus meinen Übersetzungen...

Meine Lieblingsfigur ist die Klavierspielerin im bzw. aus dem Roman „Die Klavierspielerin“, Erika Kohut.
 
Die abstoßendste Figur aus meinen Übersetzungen...

Das kann ich nicht gleich so aus dem Stehgreif sagen. Ich identifiziere mich ziemlich mit meinen Figuren und ich habe sie immer sehr gern. Also, die abstoßendste Figur ist auch aus einem Roman von Elfriede Jelinek, aus der „Lust“, genauer gesagt sind es zwei Figuren - der Direktor und seine Frau.
 
Das Schwierigste, was ich je übersetzt habe.

Am schwierigsten war etwas Soziologisches, „Gemeinschaft und Gesellschaft“ von Ferdinand Tönnies.
 
Wo ich am liebsten übersetze...


In meiner Wohnung am Schreibtisch.
 
Prosa oder Poesie?


Prosa.
 
Mein/e kroatische/r Lieblingsautor/in...


Olja Ivančević Savičević.
 
Was ich außer dem Übersetzen, wenn überhaupt, noch beruflich mache, und welcher Beruf mir lieber ist.


Ich mache eigentlich nichts außer übersetzen, auch in meinem anderen Job.
 
Mein momentanes Lieblingswerk aus der deutschsprachigen Literatur.
Thomas Bernhard war für mich immer der Gipfel und wird es auch immer bleiben. Ich kann ihn immer wieder neu lesen und bin immer wieder verblüfft darüber, wie ich diese Prosa genieße, so anspruchsvoll sie auch sein mag. Das ist für mich ein besonderes Erlebnis.
 
Pläne für den Sommer, bzw. das Meer oder die Berge?

Ausflüge. Mit etwas Glück, komme ich auch zu einem Bad im Meer.
 
 
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