Die Stadt hat Durst
Die Pumpe und die Uhr

Menschen im Wald
© Katarina Zlatec

Mai, 2016
1.
Guten Tag! Entschuldigen Sie, wohnen hier Miroslav und Katica Mrzlečki?

Guten Tag, wer sind Sie? Ich meine, warum suchen Sie sie?

Ich bin Milan Keleuva... ich weiß, mein Name sagt Ihnen nichts. Ich wohne in der Bilaj-Straße in Zagreb, wo sie bis 1974 gewohnt haben...

Von Mladen Iličković

Miroslav ist mein Vater, aber er ist verstorben, und meine Mutter Katica ist nicht da. Was möchten Sie denn von ihnen?

Ihre Eltern habe ihre Wohnung in der Bilaj-Straße 2 im Jahre 1974 an einen Herrn Ivan Žagar verkauft. Er hat diesen Kauf aber leider nie ins Grundbuch eintragen lassen, sondern nur in den Kataster.

Wie sind sie überhaupt zu uns gekommen?

Nun… ich habe mich bei der ältesten Bewohnerin von Strmec, Julija Jambrišak, erkundigt. Sie wohnt unten am Ende der Frklići-Straße.

Wissen Sie was, 1974 war ich noch nicht mal geboren, deshalb wär‘s mir lieber, wenn meine Mutter sich mit der Sache befasst. Lassen Sie alle Papiere und ihre Handynummer mal da und sie meldet sich dann bei Ihnen. Okay?

In Ordnung, darf ich in ein paar Tagen anrufen?

Sie meldet sich bei Ihnen.

Oktober, 2013
2.

Hör mal, Marko, was ist denn mit Ivan?

Wie meinst du das?

Na ja, früher lief er in frisch gebügelten Hemden herum, roch nach Aftershave und jetzt ist er voller Flecken. Neulich stand ich hinter ihm an der Kasse… naja, er riecht und nach nichts Gutem…

Die Jungs aus dem Viertel erzählen rum, dass ihn dieser, wie heißt der nochmal… ach ja, Robi… der mit dem Zwillingsbruder, übers Ohr gehauen hat. Die wohnen in der Bilaj-Straße 4, dort über diesem Schickimicki-Laden für Wasserfilter.

Wie hat er ihn übers Ohr gehauen?

Er hat ihn gebeten für ihn zu bürgen bei einem Wucherer, der ihm Geld geliehen hat für Stoff, du weißt doch, dass er ein Junkie war. Danach hat er eine Überdosis genommen. Und als ob das nicht genug sei, haben ihn dann auch noch irgendwelche Kanaken geleimt, die ihn für vier Handys haben draufgehen lassen. Er hat was unterschrieben, sie haben die Handys vertickt und er steht jetzt für Robi und die Handyraten in der Kreide, so dass ihm von seiner Rente gerade mal 600 Mäuse bleiben.

Deshalb sucht er im Müll nach Leergut. Ich war echt verwundert, er war früher immer so schick… jetzt läuft er rum wie ein Penner. Neulich hat mich die Nervensäge, unsere Nachbarin und größte Tratschtante Biba praktisch überfallen: „Herr Nachbar, Sie brauchen den Herrn Žagar nicht zu bemitleiden, weil er allein und krank ist, er bezieht eine anständige Rente, 2800, er säuft nicht und geht nicht ins Wettbüro, das ist ein schöner Batzen!“

Wo hat der Žagar denn gearbeitet?

Er war Schaffner, 41 Jahre lang bei der Eisenbahn, ist ein Zugezogener aus Lika. Er tut mir leid, ich werd‘ ihn dieser Tage mal besuchen und ihn fragen, ob er was braucht.

November, 2014 
3.

Oh... guten Tag, Ivan, wie geht‘s?

Ach Sie sind‘s, Herr Nachbar … naja, es geht, mal vorwärts, mal steht’s still, die alte Leier.

Wo wir uns jetzt schon getroffen haben, wollte ich Sie fragen, ich hab‘ gesehen, wie Sie Ihr Leergut wegbringen und wollte Sie darum bitten sich auch um meins zu kümmern, weil ich nicht raus in die Kälte darf. Sie wissen ja, weil ich eine Halskrebs-Operation hatte.

Sie haben Leergut? Naja,… da sag ich nicht „nein“.

Und ja… ich wollte Sie noch fragen, warum Sie immer diese schweren Wasserkanister rumschleppen und sie an der Wasserpumpe füllen?

Ich hab‘ kein Wasser… schon seit vier Jahren nicht. Unser Nachbar, Herr Štuka, hat mir das Wasser abgedreht, als meine Frau gestorben ist. Er behauptet, ich schulde ihm Geld, dabei hab‘ ich bei seiner verstorbenen Mutter die Wasserrechnung immer rechtzeitig beglichen.

Warum haben Sie denn nicht Ihre eigene Wasseruhr installieren lassen?

Nun ja, ich hab‘ kein Geld für einen Schacht und ohne den Štuka kann ich es sowieso nicht, weil er der Mehrheitseigentümer ist. Er behauptet, er hat beim Wasserwerk einen Antrag gestellt, aber ich glaube ihm nicht so recht.

Ich frag ihn mal… aber ich fürchte, dass sich ohne eine Privatklage nichts regen wird.

Tja,… ich weiß, aber ein Anwalt will bezahlt werden.
Ich hab‘ einen Kumpel, der ist Rechtsanwalt, der könnte Ihnen das auf Raten anbieten.

März, 2015
4.

Hör mal, Marko, was machen denn die Landvermesser in der Blagaj-Straße?

Keinen blassen Schimmer, Milan… vielleicht wird Asphalt verlegt, hab vor dem Supermarkt gehört, dass die Wasser- und Abwasserleitungen ausgetauscht werden sollen.

Das ist doch super, es gibt ja ständig Rohrbrüche, die Hälfte des Wassers geht verloren. Ich hoffe bloß, dass sie die Wasserpumpe dalassen…

Die haben sie schon abgesägt, Dado hat mir erzählt, dass ihn das geweckt hat.

Verdammt, dann machen sie das auch mit der Pumpe in der Bilaj-Straße.

Warum ist das ein Problem?

Ja klar, dort holt sich Ivan sein Wasser, d.h. er hat es geholt, jetzt kann er nicht mehr, der Arme, also mach ich das hin und wieder für ihn und die anderen aus dem Viertel.

Scheiße, das ist ja echt Mist.

Ich werd‘ ins Staatsarchiv gehen, um mal nachzusehen, auf wessen Grundstück diese Pumpe steht.

Spielt das etwa eine Rolle?

Ja klar,… wenn sie auf einem Privatgrundstück steht, dann wird‘s nichts mit dem Absägen.

Oktober, 1952
5.

Guten Tag, Genossin Dušanka, sind Sie zu Hause? Hallo, bitte aufmachen!

Wo soll ich denn sonst sein, hör mit dem Klopfen auf! Was ist denn los und wer bist du überhaupt?

Ich bin Genosse Zvonimir Holjevac vom Volksausschuss der Stadt Zagreb, Abteilung für Bauwesen und kommunale Angelegenheiten.

Gut, und was willst du?

Ihr Kriegskamerad Zvonko Pirc schickt mich…

Ach, der Arschkriecher? Und was will er?

Nun… Sie wissen ja, dass man hier im Viertel den Leuten kostenlos sauberes Trinkwasser zu Verfügung stellen soll. Das Wasser aus den Pumpen vor den Häusern ist oft trüb.

Bitte, mach‘s kurz!

Auf jeden Fall haben die Genossen beschlossen, dass hier vor Ihrem Haus eine Pumpe aufgestellt werden soll, die an das öffentliche Wasserleitungsnetz angeschlossen ist.

In Ordnung, wenn es für das Volk ist, geht das in Ordnung, aber es soll draufstehen, dass Dušanka Dokmanović ihr Land für eine Pumpe gestiftet hat und dass auf diesem Land nichts anderes stehen darf, ist das klar?

Natürlich, Genossin, natürlich!

Und jetzt hör auf meine Mittagsruhe zu stören und sag Zvonko, dass er mir was dafür schuldet, dass ich ihn damals hinter den Kohlen versteckt habe. Tod dem Faschismus!

Freiheit dem Volke!  

Dezember, 2018
6.

Hallo, guten Tag, hier spricht Milan Keleuva! Bin ich mit der Anwaltskanzlei Janjićijević verbunden?

Ja, bitte sehr!

Ich möchte gerne mit Hrvoje sprechen!

Einen Augenblick, wie sagten Sie sei ihr Name?

Milan Ke-le-uva.

...

Hallo, Hrvoje am Apparat!


Grüß dich Hrvoje, hier ist Milan Keleuva. Ich rufe an, um nachzufragen, wie es mit dem Dringlichkeitsersuchen steht hinsichtlich der Privatklage von Ivan Žagar gegen Zdravko Štuka, der das Wasser abgedreht hat.

Ja, ja… ich erinnere mich, klar… ich hab‘ neulich im Restaurant hinter dem Gerichtsgebäude die Richterin Tanja Škrtić Odorsky getroffen.

Und, was hat sie gesagt?

Sie sagte: „Wenn der Herr sieben Jahre ohne Wasser zurechtgekommen ist, dann wird ihm ein weiteres Jahr ohne Gerichtsverhandlung nichts weiter ausmachen, Kollege Janjićijević!“ Ich habe darauf erwidert: „Kollegin Odorsky, gestern hat mich die Journalistin Vesna Tenžera vom Panorama angerufen und um eine Stellungnahme zu meinem Kommentar darüber gebeten, dass seit einem Jahr kein Verhandlungstermin festgelegt wurde, und ich weiß nicht, was ich ihr sagen soll.“ Danach philosophierte sie was darüber, dass man sich mit Kommentaren über die Arbeit des Gerichts und deren Beeinflussung strafbar mache… und dann versprach sie die Verhandlung einzuberufen, wenn sie vom Skiurlaub zurück ist.

Vielen Dank, dann sehen wir uns im Gerichtssaal oder vielleicht 15 Minuten vorher.

Natürlich, wiederhör‘n und frohes Neues Jahr!

Juni, 2020
7.

  • Wo waren wir nochmal stehengeblieben, Ljubica, ich kann mich heute überhaupt nicht konzentrieren. Ich war schon ein halbes Jahr nicht zur Massage und Schneckenschleim-Behandlung.
  • Den ganzen Absatz, Frau Richterin?
  • Ja, den ganzen.
  • Der letzte Absatz des Urteils lautet: Der Antrag des Klägers auf einen Beschluss folgenden Wortlauts: 
„Dem Zivilgericht erster Instanz in Zagreb, Grundbuchabteilung Zagreb, wird aufgetragen die zwischen Ivan Žagar als dem Kläger und Zdravko Štuka als dem Beklagten eingeleitete Klage wegen Zustimmung zur Durchsetzung eines Wasseranschlusses für die Immobilie auf Flurstück Nr. 1234, Grundbucheinlage 240, Gemarkung Trešnjevka, der Nutzungsart nach Haus und Hof in der Bilaj-Straße 2, im Grundbuch des Zivilgerichts erster Instanz der Stadt Zagreb, Grundbuchabteilung Zagreb, zu vermerken.“

    wird als unbegründet abgelehnt.
  • Gut, machen wir weiter: „Am 4. April 2013 stellte Ivan Žagar einen Antrag auf Wasseranschluss, doch es kam zu keiner Einigung unter den Miteigentümern, der Antragssteller hatte keinen Wasserzählerschacht gebaut und ausgesagt, er könne den Anschluss aus finanziellen Gründen nicht realisieren, weshalb kein Vertrag abgeschlossen und der Antrag für nichtig erklärt wurde. Am 1. Juni 2016 beantragte Zdravko Štuka den Wasseranschluss. Aufgrund einer dringlichen Asphaltverlegung und der Tatsache, dass es keinen Schacht gibt, wurde vorgeschlagen den Anschluss in zwei Phasen auszuführen. In der ersten Phase würde man auf dem Grundstück die Leitung für den Anschluss verlegen und nach dem Bau eines Schachtes würde dann die vertragliche Vereinbarung der Wasserzähler erfolgen. Doch da die Miteigentümer sich untereinander nicht einigen konnten, wurde auch dieses Mal kein Vertrag abgeschlossen und der Antrag für nichtig erklärt. Am 21. August 2018 stellte Zdravko Štuka einen neuen Antrag auf Wasseranschluss. Das Verfahren diesbezüglich läuft noch. Der Sachbearbeiter war vor Ort und man wartet noch, dass der Antragssteller einen Beweis darüber vorlegt, dass sich die Miteigentümer geeinigt haben, sowie dass ein Wasserzählerschacht gebaut wird. Diese führen ebenfalls an, dass das betreffende Gebäude über keinen separaten Wasserversorgungsanschluss verfüge und dass deshalb ein solcher Anschluss im Wasserzählerschacht gelegt werden müsse, welcher wiederum vorher noch auf dem Flurstück gebaut werden müsse. Wenn die Miteigentümer sich nicht einigen, dass im selben Schacht eine ausreichende Anzahl an Wasserzählern installiert wird, jeweils einer für jeden Miteigentümer, bleibt eine zweite teurere Möglichkeit, dass jeder einzelne Miteigentümer seinen eigenen Wasserzählerschacht bauen und seinen eigenen Anschluss legen lässt, wofür die technischen Gegebenheiten vorliegen, was aber im technischen Sinne unnötig ist. Der Wasseranschluss wird gemäß den Allgemeinen und Technischen Voraussetzungen für die Erbringung von Wasserleistungen, und zwar Artikel 8, 29, 30 und 64, sowie gemäß dem Beschluss über den Anschluss an kommunale Wassergebäude (Amtsblatt der Stadt Zagreb Nummer 7/2016) gelegt werden.“

Mai, 2016
8.

Hallo, hier spricht Katica Mrzlečki, ist das Herr Milan Kelava?

Da, Keleuva, das bin ich... danke, dass Sie anrufen.

Mein Sohn hat mir gesagt, dass Sie da waren, bei uns zu Hause in Strmec.

Ja, das stimmt, Frau Katica, ich brauche alle Erben von Miroslav Jambrišak, weil ich einen Zusatz zum Kaufvertrag für die Wohnung machen möchte, die mein Nachbar Ivan Žagar von ihm gekauft hat. 

Warum brauchen Sie das?

Weil Herr Žagar ohne diesen Zusatz die Wohnung nicht als sein Eigentum ins Grundbuch eintragen lassen kann. Ohne diesen Eintrag kann er nicht beweisen, dass er der Eigentümer der Wohnung ist, und dann kann er auch keinen Wasseranschluss beantragen. Sein Nachbar, der Mehrheitseigentümer ist, hat ihm vor sechs Jahren das Wasser abgestellt, das er über dessen Wasseruhr bezog.

Ach du meine Güte… was sich so alles auf der Welt tummelt, es gibt echt böse Leute! Warum gibt er ihm denn kein Wasser?

Er behauptet, er schulde ihm siebentausend, aber eigentlich hat der, der ihm das Wasser abgedreht hat, zwei Drittel des Hauses geerbt und er will den Žagar rausekeln und für so wenig Geld wie möglich loswerden.

Ja, verstehe, aber mein Mann ist hm… seine Erben sind meine drei Kinder und ich.

Na gut, können sie denn alle zum Notar kommen, damit wir diesen Vertragszusatz zum Kaufvertrag für ihre ehemalige Wohnung machen können. So käme Herr Žagar an seine Eigentumsurkunde.

Zwei meiner Kinder leben hier in Strmec, aber meine Tochter, ich weiß nicht, wie ich das sagen soll… wir haben keinen Kontakt und ich weiß nicht, wo sie ist.

Ach so, ich meld‘ mich wieder bei Ihnen. Vielen Dank für Ihre Zeit und Ihren guten Willen. Wiederhör‘n.

Wiederhör‘n.

April, 2015  
9.

Guten Tag, entschuldigen Sie, sind Sie Zdravko Štuka?

Ja, bitte?

Ich bin ein Bekannter Ihres Nachbarn Ivan Žagar. Ich habe Ihnen zweimal per Einschrieben einen Brief mit einer Anfrage darüber geschickt, warum Sie nicht zulassen, dass er seine eigene Wasseruhr einbaut. Deshalb bin ich jetzt persönlich vorbeigekommen.

Sie sind mit der Situation nicht vertraut. Ich kann meine Zustimmung nicht geben, weil es hier keine Abwasserleitung gibt.

Ja, aber im Kaufvertrag von 1974, als Ivan die Wohnung gekauft hat, steht, dass die Wohnung über eine Toilette und ein Badezimmer verfügt. Damals teilten sich die allerdings drei Familien aus dem Stockwerk und zwei weitere aus dem Dachgeschoss. Müssen wir deshalb wirklich vor Gericht?

Wenn Sie‘s unbedingt wissen müssen, ich gebe meine Zustimmung nicht, weil er mir 7000 Kuna für die Wasserrechnung schuldet.

Herr Štuka, eine vierköpfige Familie verbraucht monatlich vier Kubikmeter Wasser, das hat man mir im Wasserwerk gesagt. Im Zeitraum, in dem, wie Sie behaupten, diese Schulden entstanden sind, kostete der Kubikmeter Wasser nicht 18 Kuna wie heute, sondern 8 Kuna. 7000 geteilt durch 8 bedeuten einen Verbrauch von 875 Kubikmetern. Wenn Ivan zwei Kubikmeter monatlich verbraucht hat, dann wären das jährlich 24 Kubikmeter. Das bedeutet, er würde 36einhalb Jahre brauchen, um 875 Kubikmeter Wasser zu verbrauchen. Warum halten Sie ihn hin?

Gut, wenn es so ist, dann gebe ich meine Zustimmung nicht, weil ich sie ihm nicht geben will!

Ich kenne Leute wie Sie. Meine Oma, Gott hab sie selig, sagte über solche immer: „Der scheißt lieber jemandem in den Schuh, als sich satt zu essen.“

Was ist das mit der Kacke im Schuh, ich verstehe nicht…

Ja, das können Sie nicht verstehen, weil Sie sich nicht für das Glück anderer freuen können, das ist ein schweres Kreuz. Sie träumen davon 35 Quadratmeter für 10.000 Euro zu kaufen und einen alten Mann auf die Straße zu werfen, so wie Sie‘s mit ihrem kranken Vater und seiner Wohnung gemacht haben.

Das muss ich mir von dir nicht anhören, du serbischer Abschaum, hüte dich vor dem Dunkeln!

Wir sehen uns vor Gericht.

Juni, 2016
10.

Hallo Frau Jambrišak, Milan Keleuva hier, wegen des Vertragszusatzes für den Wohnungskauf in der Bilaj-Straße.

Ach Sie sind das, ja, wie weit sind Sie gekommen?

Mein Kumpel, der Anwalt ist, hat mir geraten, dass Sie als Exklusiv-Erbin den Zusatz unterschreiben. Ich würde Sie dann abholen und wir können nach Sveta Nedjelja zum Notar, wann es Ihnen passt.

Ach, das wäre lieb von Ihnen. Wissen Sie, ich habe vor Sorge um den armen Mann nicht schlafen können. Ich fühle mich ihm schuldig.

Geht es dann bei Ihnen am Montag so gegen zehn?

Ja, ja, ich warte dann auf Sie! Wiederseh‘n.

Wiederseh‘n.

Juni, 2020
11.

Vesna, kannst du morgen zur Stadtversammlung, zur Sitzung des Ausschusses für die Benennung von Siedlungen, Straßen und Plätzen? 

Chef, ich wollte doch morgen die Fortsetzung der Geschichte über den Alten machen, der seit 10 Jahren kein Wasser hat.

Ach ja, ich erinnere mich, als uns der wütende Nachbar anrief, weil wir das gesendet hatten, hat er das Wasser wieder aufgedreht?

Nein, aber das Gericht hat zu Gunsten des Alten entschieden und das ist auch der Anlass für meine Reportage. Der böse Nachbar kann jetzt noch Beschwerde einlegen. Wenn das Urteil aber in zweiter Instanz nicht aufgehoben wird, kann Herr Žagar damit im Dezember ins Wasserwerk gehen und seinen Schacht und seine Wasseruhr beantragen.

Hat er denn genug Kohle für die Uhr?

Die anderen, guten, Nachbarn haben für ihn zusammengelegt.

Na dann schreib die Ansage noch heute, damit ich sie dem Kollegium vorlegen kann. Mach die Story, aber werd‘ nicht sentimental. Der Beitrag dauert eineinhalb Minuten, okay?

Hohe Konzentration, tief im Inhalt der Sendung.

Juni, 2020
12.

Ansage: Obwohl Zagreb mit der Anzahl an Haushalten, die an das Wasserversorgungs- und Abwassernetz angeschlossen sind, kroatienweit sehr gut abschneidet, gibt es in der Stadt noch 2200 Haushalte ohne Trinkwasserversorgung und 15.000, die nicht ans Abwassernetz angeschlossen sind. Der 81-jährige Ivan Žagar aus der Bilaj-Straße hat schon seit 10 Jahren kein Wasser, doch dieser Tage fällte das Zagreber Zivilgericht erster Instanz ein Urteil zu seinen Gunsten und Ende des Jahres wird er trotz des Widerstands seines Nachbarn und Mehrheitseigentümers des Wohnhauses, in dem er lebt, an das Wassernetz angeschlossen.

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