Kaoru Hayashi
Produzent, CLUB METRO
Die Villa Kamogawa und die Kyotoer Kulturszene

Kaoru Hayashi Kaoru Hayashi Vom CLUB METRO aus ist es entlang des Flusses Kamogawa in nördlicher Richtung nur fünf bis sechs Minuten zu Fuß bis zu einem wichtigen Treffpunkt der Kyotoer Kunstszene, der Villa Kamogawa, die mir in den letzten zehn Jahren in verschiedenster Weise unter die Arme gegriffen hat.

Zu Beginn fand ich Unterstützung, als deutsche DJs und Künstler*innen, unter anderem Carsten Nicolai, nach Japan kamen, dann veranstalteten Stipendiat*innen der Villa Kamogawa wie der Elektromusiker Jan Jelinek im METRO Livekonzerte, überdies besuchten uns mehrfach Stipendiat*innen, wodurch ein Kulturaustausch in der Art einer tatsächlichen Nachbarschaftsbeziehung begann. Außerdem gab es in der Villa Kamogawa Veranstaltungen mit elektronischer Musik wie zum Beispiel das von Yoshihide Ôtomo gegründete ASIAN MEETING FESTIVAL oder night cruising. Sie wurde so zu einem im Gedächtnis bleibenden Schauplatz zahlreicher Livekonzerte sowie zu einem Ort der Ausstrahlung hochqualitativer Musik Kyotos, zu dem es mich automatisch immer öfter hinzog.

Darüber hinaus erhielt ich viele Anregungen von den mit dem Kunstjournalisten Tetsuya Ozaki als Moderator veranstalteten Symposien Creators@Kamogawa, Ringveranstaltungen mit Stipendiat*innen und japanischen Künstler*innen oder mit Kunst in Beziehung stehenden Personen als Gästen, durch die jedes Mal variierenden Themen und die Diskussionen einer sehr luxuriösen Aufstellung von Podiumsteilnehmer*innen. Der im Anschluss an die Gesprächsrunden im nebenan gelegenen Café Müller seine Fortsetzung findende Austausch wurde ebenfalls zu einem Ort zahlreicher Begegnungen.

Doch besonders erwähnen möchte ich, dass, als im Jahr 2012 die Kampagne zur Reform des alten Gesetzes zur Kontrolle des Unterhaltungsgewerbes, das das Tanzen einschränkte, in Kyoto ihren Anfang nahm und sich dann über das ganze Land ausbreitete, der frühere  Direktor Markus Wernhard einen Brief an den Gouverneur der Präfektur Kyoto schrieb und ihn auf die Bedeutsamkeit der Clubkultur hinwies. Ich bin Herrn Wernhard für seine Bemühungen um die Nachtkultur von Herzen dankbar. Später veranstaltete ich noch ein Symposium mit den Hauptverfechtern der Reformbewegung, dem Rechtsanwalt Takahiro Saitô und Herrn Takaaki Umezawa, an dem auch der DJ Shûya Okino sowie der Moderator Tetsuya Ozaki, der Komponist Thomas Köner und die Schriftstellerin Nora Gomringer teilnahmen, die über die fortschrittlichen Unternehmungen der deutschen und über die japanische Nachtkultur diskutierten.

Markus Wernhard veranstaltete auch regelmäßig in der Villa Kamogawa Partys, zu denen sich die tonangebenden Persönlichkeiten der Kyotoer Kulturszene versammelten. Hier wurden mir im Kreis der Stipendiat*innen viele mit Kultur in Beziehung stehende Menschen Kyotos vorgestellt, und jedes Mal waren dies Abende, an denen man an diesem Treffpunkt Villa Kamogawa die Fülle der Kyotoer Kultur zu spüren bekam.

Unter den so zahlreichen Erinnerungen an die Künstler*innen der Residenz sind für mich besonders unvergesslich jene an Jakob Nolte, der ausgerechnet »meine Visitenkarte« als Exponat (haha!) für die aktuelle 3D-Ausstellung verwendete, sowie die Erinnerung an die renommierten und erfahrenen Stipendiat*innen der Villa Kamogawa, eine Musikerin, eine Autorin, Künstler*innen und Architekt*innen, die im Juni 2017 in gemeinsamer Produktion – es hatten alle Stipendiat*innen teilgenommen – in den Räumen des CLUB METRO mit Berlin Party – Tanzen mit Goethe die deutsche Clubszene präsentierten.



 

Deutsche Übersetzung: Isolde Kiefer-Ikeda