Mika Shigemori
Musikerin für traditionelle japanische Musik, Großmeisterin der Shinnai-bushi-kenshin Schule
Herzlichen Glückwunsch zum zehnjährigen Jubiläum der Villa Kamogawa

Shigemori Mika Shigemori Mika Soweit ich mich erinnern kann, fand meine erste Begegnung mit der Villa Kamogawa 2015 statt. Damals wurde ich zusammen mit Frau Miwa Yanagi als Künstlerin der japanischen Seite für das Symposium Creators@Kamogawa unter der Moderation und Koordination von Herrn Tetsuya Ozaki zur Teilnahme an der Podiumsdiskussion eingeladen. Einen bleibenden Eindruck hinterließen die Gespräche und der Austausch mit den Stipendiat*innen über Kunst und Kultur, obwohl ich nicht Deutsch spreche. Sie kamen dank der hervorragenden Simultanübersetzung zustande. Von da an besuchte ich immer wieder Veranstaltungen der Villa Kamogawa.

Des Weiteren wurde ich zu Partys bei dem ehemaligen Direktor Markus Wernhard und seiner Gattin Eriko eingeladen. Bei Partys, die von dem warmherzigen und gastfreundlichen Ehepaar Wernhard bei sich zu Hause veranstaltet wurden, begegnete ich Menschen aus Japan und Deutschland, die in verschieden Bereichen tätig sind und plauderte mit ihnen, woraus sich ganz natürlich Kooperationen mit den in der Villa Kamogawa weilenden Künstler*innen und deren Produktionen entwickelten.

Zuerst stellte ich 2015 dem Bühnenbildner Philip Bußmann, der am Beispiel der Geisha-Kultur die Spannungsverhältnisse zwischen Tradition und Gegenwart in Form von Videoinstallationen darstellen wollte, eine Wirtin (Okami) und Geisha der Teehäuser in den Kyotoer Geisha-Vierteln (Hanamachi) vor. Dieses Brückenschlagen war ja auch nur für jemanden möglich, der in Kyoto zu Hause ist.

Das Jahr 2017 ist mir besonders in Erinnerung geblieben. Der Künstler Tobias Daemgen, der Lichtinstallationen mit traditionellen japanischen Musikinstrumenten und deren Klängen versehen wollte, fragte mich bezüglich der Musikinstrumente um Rat. Zusammen mit dem Szenographen Michael Graessner, einer Praktikantin und einer Mitarbeiterin der Villa Kamogawa sowie der Gattin des Direktors besuchten wir eine Shamisen-Werkstatt in einem für Kyoto typischen traditionellen Stadthaus. In dem Werk von Tobias Daemgen zu japanischen Klängen hüpften dann die Shamisentöne lieblich auf und ab.

Überdies wurde ich um Mitwirkung in Michael Graessners Videoinstallationen gebeten. An erster Stelle stand meine Komposition zu einem ins Japanische übersetzten Gedicht von Lisa Danulat, danach trug ich es mit Shamisen und Gesang vor. Diese musikalische Darbietung wurde in der Villa Kamogawa aufgezeichnet. Die Tatsache, dass sich diese in Kyoto befindet, hat es mir ermöglicht, wertvolle Erfahrungen zu machen, wofür ich sehr dankbar bin. Wenn sich deutsche Künstler*innen in dieser Stadt aufhalten und ihre Gefühle darüber in Kunstwerken zum Ausdruck bringen möchten, ist es für mich auch seither eine große Freude, wenn ich, die ich Fertigkeiten in den traditionellen Künsten und Verbindungen zu den Menschen hier besitze, sie dabei in irgendeiner Weise unterstützen kann. 

2020 hielt sich die Sängerin Frauke Aulbert in der Villa Kamogawa auf und äußerte den Wunsch, an Gesangsstunden von Geishas und Maikos teilzunehmen. Ich hörte von ihrem Wunsch und es gelang mir, eine Verbindung zu einem geeigneten Meister herzustellen. Zusammen mit Frau Junko Yamaoka, die mir stets mit Dolmetschen zur Seite stand, fand ein Treffen mit Frau Aulbert statt, wobei unser Gespräch über den Gesang und unsere Aktivitäten kein Ende finden wollte. Wenig später gesellte sich auch der neue Direktor, Herr Enzio Wetzel, hinzu, was mir die Möglichkeit bot, ihn herzlich zu begrüßen. Mit dem Gedanken, dass sich die Unterhaltungen mit Frau Aulbert zu einem späteren Zeitpunkt fortsetzen ließen,  verabschiedete ich mich, doch musste Frau Aulbert offensichtlich aufgrund der Pandemie leider schnell nach Deutschland zurückkehren.

Die Villa Kamogawa hat sich auch während der Pandemie nicht entmutigen lassen und hat zahlreiche Veranstaltungen, darunter auch Online-Projekte, durchgeführt. Mit der Aussicht auf weitere erfolgreiche Veranstaltungen möchte ich zum zehnjährigen Bestehen gratulieren. 



 

Deutsche Übersetzung: Isolde Kiefer-Ikeda