Rassismus gegen die eigene Haut

Bessere Wohngegend in Beirut
Bessere Wohngegend in Beirut | Creative Commons

Während des Vorspanns von Makhdoumin von Maher Abi Samra wundere ich mich, dass es in einem Land, in dem Frauen ohne Einwilligung ihres männlichen Vormunds keinen Kaffee bei Starbucks bekommen, einen Kulturfonds gibt. Und was?! Mein liebes Norwegen tut sich mit anderen Ölmächten zusammen, um die Welt zu verbessern? Doch der Film wird mich eines besseren belehren.

Aus Sri Lanka, Äthiopien und den Philippinen kommen Gastarbeiterinnen, „Maids“ genannt, in den Libanon. Mit großer Selbstverständlichkeit werden sie in Beirut sowie in vielen anderen Teilen der Welt als Dienstmädchen eingesetzt. Die zumeist sehr jungen Frauen haben praktisch keine Rechte, während der Arbeitgeber seine Maid jederzeit umtauschen kann. Viele der Mädchen werden vergewaltigt, umgebracht oder begehen Selbstmord.
 
Bewegungslose Maid

Der libanesische Regisseur war früher Fotoreporter. So muten die ersten fiktionalen Szenen, wie ein Foto der visuellen Aktivistin Zanele Muholi aus deren fotografischer Studie „Massa and Minah“ (The Maid and the mistress) an. Eine Frau erzählt die Ergebnisse vieler Interviews, die der Regisseur als Vorbereitung für den Dokumentarfilm durchgeführt hat, während ihre Maid bewegungslos danebensteht. Thematisiert wird Rassismus, der sich gegen die eigene Haut, die eigene Kultur richtet.
 
Maher Abi Samra und seine Kamerafrau Claire Mathon verbindet eine langjährige Zusammenarbeit, die man dem Film ansieht. Das Unsichtbare wird bildlich problematisiert, keine einzige der Arbeiterinnen wird gezeigt. So wird ein soziales Phänomen behandelt statt vieler Einzelschicksale. Die Kamera verweilt so lange auf den unzähligen Beiruter Mittelstands-Wohnungen, bis mir klar wird, dass ich, die Zuschauerin, mittendrin bin und mich ebenfalls dafür schäme, einen Teil meines Haushalts auf eine weniger privilegierte Frau aus einem armen Land oder Kriegsgebiet abzuwälzen. Wie Regie und Kamera blicke ich von außen auf das Geschehen und bin doch mittendrin im Vermittlungsbüro für junge Gastarbeiterinnen.