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Durch den deutschen Alltag: Dinner-Edition
Zu Gast bei Freund*innen

Collage mit Essensfotos von oben, Schuhen und einem Arm, der auf einer Platte Kartoffeln serviert.
Bildcredits: Ralphs_Fotos, pixabay | steverts, Getty Images | Billion Photos | Grafikelemente: Canva.com | Grafik © Lena Maurer

Schuhe ausziehen, Wein mitbringen und (nicht) mithelfen. Die Südtirolerin Lena Maurer liebt gemeinsame Abende bei Freund*innen zu Hause. Daher weiß sie auch, wie eine „typisch deutsche“ Essenseinladung abläuft. Ein persönlicher Einblick.

Schon als Teenie gehörten Kochabende mit Südtiroler Freund*innen zu meinem Alltag. Wir haben uns für irgendein Pasta-Gericht entschieden, zusammen Gemüse geschnitten, eine Person hat dann gekocht, und wir haben nach dem Essen gemeinsam aufgeräumt.
Auch während meiner Zeit als Studentin in München war es noch oft so, dass wir uns zum Abendessen bei Freund*innen zu Hause verabredeten. Wir hatten schlicht zu wenig Geld für Restaurantbesuche. Mit dem Start meines Arbeitslebens änderte sich das allerdings. Statt zwanglos zusammen zu kochen, gingen wir häufiger aushäusig essen. Zudem fielen mir bei Abendessenseinladungen plötzlich immer mehr Angewohnheiten auf, die ich als „typisch deutsch“ bezeichnen würde – obwohl ich zugegebenermaßen vieles davon mittlerweile auch so mache.

Um der Unsicherheit bei Nicht-Deutschen-Leser*innen vorzubeugen, folgen daher einige Gepflogenheiten rund ums gemeinsame Abendessen im Haushalt der Deutschen.

Herzlich willkommen bei mir zu Hause!

Falls du es geschafft hast, von einer deutschen Person nach Hause eingeladen zu werden, dann möchte ich dir zuallererst gratulieren. Es ist in Deutschland nämlich absolut nicht üblich, Freund*innen zu sich einzuladen. Manchmal hat das Platzgründe. Der Esstisch ist viel zu klein oder man hat schon ohne Besuch das Gefühl, dass die Wohnung aus allen Nähten platzt. Zudem gelten die eigenen vier Wände als Rückzugsort – Besuch zu haben, bedeutet demnach, sich zu öffnen und viel von sich preiszugeben. Nur gute Freund*innen und enge Familienmitglieder dürfen in die Privatsphäre eindringen.  

Sorry für das Durcheinander…

Die Wohnung ist wie aus dem Ei gepellt, trotzdem ist es typisch deutsch, sich erst einmal fürs Durcheinander zu entschuldigen. Dass eigentlich die ganze Wohnung auf Hochglanz poliert wurde, bleibt diskret verschwiegen.

Das perfekte Mitbringsel

In einigen Fällen wird man vor dem Abendessen gebrieft: Eine Person bringt die Nachspeise mit, eine andere ist für den Sekt zuständig. Sollte dieses Briefing ausbleiben, kann man entweder mit leeren Händen aufkreuzen und im Nachhinein fragen, ob man sich „zumindest bei den Kosten für den Einkauf beteiligen soll“. Oder man bringt Weißwein mit. Ich weiß nicht, was der Grund ist, aber in meinem deutschen Freund*innenkreis ist es immer Weißwein. Kein Rotwein, kein Bier, kein Sekt. Weißwein. Dankt mir später für den Tipp.

Bitte zieh die Schuhe aus!

Viele Deutsche mögen es ganz und gar nicht, wenn man mit Schuhen durch das Haus läuft. Daher empfiehlt es sich, direkt an der Eingangstür zu fragen, ob man die Schuhe ausziehen soll. Über seine Sockenwahl sollte man sich also schon vorher Gedanken machen. 

„Fühl dich wie zu Hause“

Nach dem die Schuhe ausgezogen sind, folgt oft die Floskel: „Fühl dich wie zu Hause.“ Dazu kann ich nur sagen – fühlt euch bitte nicht so wie zu Hause (außer ihr seid die allerbesten Freund*innen und habt schon seit dem Kindergarten zusammen auf dem Sofa gegammelt).
Person liegt auf der Couch und ist am Handy.

Nicht zu wörtlich nehmen. Die Floskel: „Fühl dich wie zu Hause“ | Grafik (Detail): © sketchify via Canva.com

Mithelfen nicht erwünscht

Vor einem Abendessen in der Wohnung von Freund*innen gemeinsam einkaufen zu gehen und zu kochen, ist eher eine Ausnahme. Meistens bereiten die Gastgeber*innen schon vor dem Treffen alles vor, sodass man gar nicht wirklich helfen kann. Und auch der Abwasch nach dem Abendessen ist keine Gemeinschaftsaufgabe, sondern wird in der Regel von den Gastgeber*innen erledigt. Dennoch ist es höflich zu fragen, ob man mithelfen soll. Mehr als die Teller zu stapeln, wird eh nicht erlaubt.  

Ab 22 Uhr ist Ruhe

Meiner Meinung nach ein absolutes Unwort: Ruhestörung. Ich kenne viele Geschichten von Freund*innen, bei denen um halb 11 die Polizei vor der Haustür stand, weil irgendein*e Nachbar*in Geräusche aus der Wohnung vernommen hat. Die Deutschen nehmen nämlich ihre Gesetze sehr ernst, und Lärm nach 22 Uhr bedeutet Ruhestörung.

Mein Tipp an der Stelle: Bei lauten Partys die Nachbarschaft mit Süßigkeiten bestechen und schon vorher Bescheid geben, wenn es lauter werden kann. Bei einem spontanen gemeinsamen Zusammensitzen nach 22 Uhr hilft allerdings nur: Das Fenster schließen und hoffen, dass die deutschen Nachbar*innen gnädig bleiben.

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