Ausstellung, Filmvorführung, Konzert und weiteres Outsiders

On urban subcultures in Germany and Pakistan. Brilliant Dilletantes in dialogue. Foto: Humayun

16 April 2018 - 30 April, 2018

Amin Gulgee Gallery

Ausstellung, Filmvorführung, Konzert und weitere Outsider

Urbane Subkulturen in Deutschland und Pakistan. Geniale Dilletanten im Dialog.

Präsentiert vom Goethe-Institut Pakistan in Zusammenarbeit mit der Amin Gulgee Galerie.

Das Goethe-Institut Pakistan freut sich in Zusammenarbeit mit der Amin Gulgee Galerie im April Outsiders zu präsentieren. Es ist eine Veranstaltungsreihe, die die Ausstellung ‘Geniale Dilletanten’ umfasst (kuratiert von Mathilde Weh und Leonhard Emmerling), die die intensiven kulturellen Aktivitäten in der Subkultur der 1980er in Berlin und ganz Deutschland widerspiegelt.      

Ein Dialog wird zwischen dieser deutschen Ausstellung und einem pakistanischen Pendant, kuratiert von Amin Gulgee, Zarmeene Shah und Zeerak Ahmed angeregt. Der pakistanische Beitrag, der eine Antwort auf die deutsche Ausstellung ist, erkundet den Begriff der Sub-/Kontrakultur in Pakistan, und untersucht dabei unzählige Formen von den 1970er Jahren bis zur Gegenwart.

Die Ausstellung ist keineswegs als endgültige Studie gedacht, sondern sie versucht vielmehr eine Reihe von Fragen anzuregen, die die Idee der Gegenkultur im pakistanischen Kontext untersucht. Es ist eine vielschichtige und komplexe Fragestellung in einem Land, welches offiziell etwas mehr als 70 Jahre alt ist, jedoch eine Geschichte aufweist, dessen regionale und soziopolitische Auswirkungen tausende von Jahren zurückreicht. Fragestellungen, was denn dann „Kultur“ ist, sind wesentlich, um den Gegenbegriff „Kontrakultur“ zu bestimmen. Dies wird durch Pakistans eigene politische und kulturelle Geschichte weiter problematisiert, die scheinbar immerwährend – und manchmal gewaltsam – im Umbruch ist. Was in verschiedenen Epochen als Kultur bzw. Gegenkultur bezeichnet wird, wird durch die Zwänge der jeweiligen Zeitperiode, sowie ihre Regierungsformen und politische-rechtliche Strukturen stark beeinflusst.

Die Hauptveranstaltung dieses spannenden Programms außergewöhnlicher Kunst ist die internationale Wanderausstellung „Geniale Dilletanten“ in der Amin Gulgee Galerie in Karatschi, begleitet von Live-Auftritten, Filmvorführungen und Podiumsdiskussionen mit renommierten Künstlern und experimentellen Musikern. Seit den frühen 1980er Jahren ist vor allem Berlin ein Anziehungspunkt und Ort der Inspiration für internationale Künstler, wie z.B. Nick Cave, The Necks, David Bowie und Brian Eno.

Die Münchner Kuratorin Mathilde Weh: “Das Goethe-Institut ist hocherfreut, Geniale Dilletanten nach Pakistan zu bringen. Der unglaubliche Einfluss der DIY-Ästhetik der Bewegung ist heute noch in Deutschland und weltweit spürbar und informiert weiterhin zeitgenössische künstlerische Praktiken. Der Kurator Leonhard Emmerling wird am 17.April im Gespräch mit Zarmeene Shah sein.

Die pakistanische Show mit der Ausstellung ‘Outsiders’ untersucht diverse gegen-kulturelle Ausdrucksformen von den 1970er Jahren bis zur Gegenwart, die aus der Perspektive sozialen und politischen Aktivismus in der Kunst präsentiert werden. Die Zerrüttung der Geschlechterrollen wird durch unterschiedliche Medien und Äußerungen erkundet, sowie die Chancen und Verbreitung des subkulturellen Diskurses durch die Entstehung von Social Media Plattformen. Zu sehen gibt es außerdem gezielt ausgesuchte Darstellungen in verschiedenen Formaten (Musik, Fernsehen, Film, Mode, Fotografie, Aufführungen), die sich in der pakistanischen Gesellschaft während den letzten Jahrzehnten mit diesen Themen befassten.

Geniale Dilletanten war die Ankündigung eines Konzertes im Jahr 1981 im Berliner Tempodrom. Der bewusste Rechtschreibfehler im Titel wurde zum Synonym für das Zeitalter des künstlerischen Umbruchs in Deutschland, welches zu internationaler Anerkennung der dortigen kantigen Künstlerszene führte. Die Bewegung, die von ihren Wurzeln in deutschen Kunstschulen, Punk Rock und Dada, ausging, repräsentierte eine radikale Abweichung vom Mainstream, geprägt von genreübergreifenden Experimenten, dem Einsatz neuer elektronischer Geräte, sowie die Verwendung der deutschen statt der englischen Sprache.

Sieben experimentelle Bands, die eine Schlüsselrolle hatten (Einstürzende Neubauten, Die Tödliche Doris, Der Plan, Freiwillige Selbstkontrolle (F.S.K.), Palais Schaumburg, Ornament und Verbrechen und Deutsch-Amerikanische Freundschaft (D.A.F.)), sowie bildende Künstler, Filmemacher und Designer aus West- und Ostdeutschland, werden dargestellt. Die Ausstellung ist bislang die umfassendste Zusammenstellung dieser deutschen Subkultur der 80er. Sie enthält ein reichhaltiges Spektrum an Video- und Fotomaterial, Interviewfilme, Hörproben, Zeitschriften, Plakaten und andere Artefakte, die die gewagte Szene einfangen und die rasanten und rebellischen Entwicklungen in Kunst, Film, Mode und Design erforschen.

Die Ausstellung Geniale Dilletanten in Karatschi wird von einmaligen Podiumsdiskussionen und Aufführungen mit Repräsentanten von damals wie Robert Lippok, Mitglied der legendären ostdeutschen Band Ornament und Verbrechen, und Wolfgang Burat, der die Szene von seinen Anfängen an dokumentiert hat, ergänzt. Sie untersuchen das Vermächtnis deutscher Subkulturen und erwecken sie für ein neues Publikum zum Leben.

Wolfgang Burat, Köln, ist ein deutscher Fotograf und Mitbegründer des legendären deutschen Musikmagazins Spex. In den 80er Jahren fotografierte er Bands, Musiker, Fans, Live Gigs, Backstage Situationen und Künstler. Sein fotografischer Blick bestimmte die visuelle Wirkung dieser wichtigen Zeitschrift und auch darüber hinaus war er einflussreich. Sein gesamtes Werk ist von größter Relevanz für die Musik-, Kunst- und Sozialgeschichte, sowie für die Pop-Theorie. Viele seiner Fotografien sind in der Ausstellung zu sehen. Er wird einen Vortrag („Being There“) und einen Fotografie Workshop an der Habib University halten.

Filmemacher Marco Wilms wird seinen Film „Comrade Couture” zeigen, eine Reise in die Welt der Modefreaks und des böhmischen Ostberlins der 80er Jahre. Es ist eine Fantasiewelt im restriktiven Alltagsleben der DDR. Der Regisseur Marco Wilms war selbst Model in der DDR-Modewelt. Er wird einen 3-Tage Workshop zum Thema „Guerilla Filmmaking“ anbieten.

Markus Heidingsfelder, Karatschi, deutscher Medientheoretiker und Dokumentarfilmmacher, lehrt an der Habib University. Er gehört zur zweiten Generation des Spex Magazins, wo er bevorzugt mit Wolfgang Burat als Fotografen an vielen Artikeln arbeitete. Er wurde sogar selbst zweimal als begeisterter Palais Schaumburg Zuschauer in den Ausstellungskatalogen abgebildet. Laut Pop-Wissenschaftler Ralf Hinz, war es vor allem Markus Heidingsfelder, der bei Spex einen einzigartigen Schreibstil etablierte, der die Essenz der neuen Formen der Pop-Musik, die Anfang der 80er Jahre mit 'noise' und ungeordnete musikalische Muster auftauchten, einfing.

Urbane Subkulturen bringt mit der Vorführung von B-Movie: Lust and Sound in West-Berlin das Berlin der 80er Jahre auf die Leinwand. B-Movie wurde 2015 auf dem Internationalen Filmfestival in Berlin erstaufgeführt und erhält seither weltweit auf Filmfestivals glänzende Kritiken. Es ist ein Dokumentarfilm und persönlicher Bericht des Musikers und Regisseurs Mark Reeder über Musik, Kunst und Chaos im Westberlin der 1980er Jahre. Mit Originalinterviews und archiviertem Filmmaterial von symbolträchtigen Musikern wie Blixa Bargeld, Joy Division, Nick Cave, Nena und anderen, bietet B-Movie ein intimes Lebensporträt in dieser außergewöhnlichen und von der Mauer isolierten Stadt.

Amin Gulgee studierte Kunstgeschichte und Wirtschaftswissenschaften an der Yale University und gewann die Conger B. Goodyear Auszeichnung der bildenden Künste für seine Dissertation über die Mogul-Gärten. Der Bildhauer arbeitet seit mehr als zwei Jahrzehnten von seinem Atelier in Karatschi aus. Er hatte zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland, unter anderem in Venedig, London, Peking, Mumbai, New York, Dresden, Dubai und Singapur. Gulgee hatte mehr als 30 Einzelausstellungen in Pakistan, Malaysia, Singapur, den VAE, Indien, Großbritannien, Portugal und den USA. Seine jüngsten Einzelausstellungen waren „Walking on the Moon“ in Kuala Lumpur und „7” in seiner Galerie in Karatschi im Jahr 2015 und 2017. Er hat außerdem mehr als ein Dutzend performances in Karatschi, Lahore, Dubai, Nagoya, sowie in London inszeniert. Im Jahr 2000 eröffnete der Künstler die Amin Gulgee Galerie in Karatschi, um einen Raum für nicht-kommerzielle, thematische Ausstellungen für pakistanische und ausländische Künstler zu schaffen. Er kuratierte bzw. co-kuratierte 14 Shows an verschiedenen Orten. Gulgee war auch Hauptkurator der ersten Karatschi Biennale 2017. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter die „President’s Pride of Performance“ im Jahr 2005. 2012 wurde er zu einer der “Power Pakistan 100” ernannt.

Zarmeene Shah ist eine unabhängige Kuratorin und Kritikerin, die derzeit in Karatschi, Pakistan, ansässig ist.  Mit einem BFA Abschluss von der Indus Valley School of Art & Architecture (IVS) in Karatschi, und einen MA Abschluss in Critical & Curatorial Studies der Columbia University, wurde sie zu einer der ersten fachlich qualifizierten Kuratorinnen des Landes. Seitdem kuratierte sie mehrere bemerkenswerte Ausstellungen, darunter das Videoprogramm für „The Rising Tide” am Mohatta Palace (2010), den Pakistan Pavillon auf dem 4.Video Festival in Kairo (2011), die ‘Parrhesia’ I & II Shows (2011 & 2015), ‘Dreamscape’ (co-kuratiert mit Amin Gulgee, 2015), und ‘Taqseem’ zum 70jährigen Jubiläum der Abspaltung Pakistans (2017).  Sie war auch als unabhängige Beraterin für südasiatische Kunst an der CCA Derry-Londonderry und stellvertretende Direktorin des Mohatta Palace Museum in Karatschi tätig. Shah war die curator at large der ersten Karatschi Biennale 2017. Sie ist derzeit Professorin und Leiterin des Liberal Arts Programs an der IVS, wo sie zuvor Hauptkuratorin der IVS Galerie war. Mit einem Fokus auf zeitgenössische Kunst und semiotische Theorie, ist sie besonders an neuen Medien, dem Körper und städtischer Politik in der Kunst interessiert.   

Zeerak Ahmed, bzw. Slowspin, ist eine multidisziplinare Konzeptkünstlerin. Im Jahr 2012 erhielt sie ihren B.A. in Studiokunst und Politikwissenschaft vom Hiram College, USA. Danach kehrte sie zurück nach Karatschi, wo sie aufgewachsen war. Ahmed stellte zusammen mit ihrer Produktionsgemeinschaft TBP (DEL/SER) Mixed-Media-Installationen in mehreren lokalen und internationalen Räumen und Residenzen aus. 2017 erhielt sie ihren MFA Abschluss in Creative Practice vom Transart Institut. Ahmed war ebenfalls im kuratorischen Team der ersten Karatschi Biennale im Jahr 2017. Derzeit lehrt sie an der Indus Valley Schule für Kunst und Architektur. Ahmed ist daran interessiert, visuelle sensorische Erlebnisse zu kreieren, die sich mit architektonischen Räumen überschneiden und/oder sie unterbrechen. Als Produzent von Ambient und experimentellen elektronischen Klänge, konzentriert sie sich aktuell auf Klang-Skulpturen und Klangperformance Werke.

Outsiders – für Termine und Veranstaltungsangebote siehe zusätzliche Seite; für Änderungen konsultieren Sie bitte die Facebook Seite des Goethe-Instituts und die Veranstaltungsseite „Outsiders – Urbane Subkulturen in Deutschland und Pakistan”. Für Interviewanfragen oder weiteren Informationen zu dieser Pressemitteilung wenden Sie sich bitte an Zoya Ahmed.

Outsiders

Urbane Subkulturen in Deutschland und Pakistan - Geniale Dilletanten im Dialog

Eine kuratierte Veranstaltungsreihe, die Stränge von Subkulturen in Deutschland und Pakistan erforscht, mit Podiumsdiskussionen, Filmvorstellungen, Workshops und einem Konzert

Ausstellung: Geniale Dilletanten • Montag, 16. April – Montag, 30. April 2018 • 17- 20 Uhr • Amin Gulgee Galerie

Einleitung und Vortrag: Zarmeene Shah, Leonhard Emmerling, Markus Heidingsfelder • Dienstag, 17. April 2018 • 17 Uhr • Amin Gulgee Galerie

Workshop: Guerilla Filmmaking mit Marco Wilms: 18. – 29. April 2018 • Goethe-Institut

Filmvorführung: “Comrade Couture” mit Regisseur Marco Wilms • Samstag, 21.April 2018 • 12 Uhr • Goethe-Institut

Vortrag: Robert Lippok, Baber Sheikh, moderiert von Dr. Markus Heidingsfelder  • Samstag, 21.April 2018 • 17 Uhr • Amin Gulgee Galerie

Konzert: Robert Lippok • Samstag, 21.April 2018 • 19 Uhr • Amin Gulgee Galerie

Filmvorführung mit anschließender Fragesession mit Dr. Markus Heidingsfelder: “B-Movie: Lust and Sound in West Berlin” • Samstag, 28.April • 12 Uhr • Goethe-Institut

Vorlesung und Diskussion: "Being There - Punk as Photography", Wolfgang Burat, Dr. Markus Heidingsfelder • Samstag, 28.April • 14 Uhr • Goethe-Institut

Fotografie Workshop: "Take Face (Lighting Xtreme) mit Wolfgang Burat, moderiert von Dr. Markus Heidingsfelder • Habib University (Center for Media & Design - CMD) • Mittwoch, 2.Mai  • 11-17 Uhr • Filmstudio an der Habib University (Anmeldung erforderlich)

Die Ausstellung Geniale Dilletanten wird vom Goethe-Institut und der Amin Gulgee Galerie in Karatschi präsentiert.
 

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