Kurzfilme und Diskussion How to do Politics with Aesthetics. Rethinking 100 Years of Peter Weiss

Tiefenschärfe/Depth of Field Tiefenschärfe/Depth of Field, Alex Gerbaulet, Mareike Bernien, 2016 Courtesy of the artists

23.10.2016, 15.00-19.00

Orionteatern, Stockholm

Programm 100 Jahre Peter Weiss

Die Veranstaltung „How to do Politics with Aesthetics. Rethinking 100 Years of Peter Weiss” untersucht aus einer deutsch-schwedischen Perspektive, wie Peter Weiss‘ Arbeiten und Ideen aktualisiert und weitergeführt werden können und wie sich Kunst und Politik in der heutigen gesellschaftlichen und kulturellen Wirklichkeit zueinander verhalten.

Weiss’ Arbeiten verhandeln das Verhältnis von Politik und Ästhetik und setzen sich mit der Geschichte des Widerstands auseinander, wobei unter der Oberfläche unablässig die Frage nach der Rolle der Sprache und der des Exils pocht, hin- und hergerissen zwischen Flucht und Suche nach Gemeinschaft. Wie sollen wir handeln in Zeiten politischer Unterdrückung? Wie leben in einer Welt, in der Millionen von Menschen vor Krieg und Zerstörung fliehen? Die Werke von Peter Weiss halten keine einfachen Antworten bereit, im Gegenteil. Umso aktueller sind sein Werk und die darin aufgeworfenen Fragen für uns heute.

Die Veranstaltung kombiniert ein zweiteiliges Kurzfilmprogramm mit zwei Diskussionsrunden.

Die Filmemacherinnen Alex Gerbaulet und Mareike Bernien (DE), die Regisseurin Nadja Weiss (SE) und der Filmkurator Florian Wüst (DE) diskutieren ausgehend von ihrer Arbeit die Aktualität von Weiss’ Werk und Ideen. Nadja Weiss inszeniert im November Peter Weiss’ Stück Die Ermittlung am Orionteatern in Stockholm. Alex Gerbaulet und Mareike Bernien greifen in ihrem neuesten Film Tiefenschärfe / Depth of Field (2016) explizit auf Weiss' Ästhetik zurück, um sich rassistischen Gewaltverbrechen zu nähern. Florian Wüst hat sich auf unterschiedliche Weise mit Peter Weiss beschäftigt und das Filmprogramm für diese Veranstaltung kuratiert.

Die Künstlerin Petra Bauer (SE), der Literaturwissenschaftler Stefan Jonsson (SE) und der Kritiker Kim West (SE) setzen sich mit der Verschränkung von Politik und Kunst heute auseinander. Petra Bauer, aktuell mit dem Buch Sisters! Making Films, Doing Politics (2016), hat sich vermehrt dem politischen Potential von Kunst gewidmet – ein Thema, mit dem sich auch Stefan Jonsson in mehreren Büchern beschäftigt hat. Kim West arbeitet derzeit an einer Dissertation zu radikalen Ausstellungsexperimenten in den 1960er und 70er Jahren, für die u.a. Peter Weiss „Dokumentartheater“ eine wichtige Referenz war.
 
 
PROGRAMM
 
23. Oktober um 15.00-19.00 Uhr, Orionteatern
Kurzfilme und Diskussion
Das Café öffnet um 14.00
 

15.00-16.00 Kurzfilme 1. Deutsch mit engl. Untertiteln.

Pause

16.15-17.00 Alex Gerbaulet (DE), Mareike Bernien (DE), Nadja Weiss (SE), Florian Wüst (DE): "How to work with Peter Weiss today?"

Pause

17.30-18.15 Petra Bauer (SE), Kim West (SE), Stefan Jonsson (SE): "How to do Politics with Aesthetics?"

Pause

18.20-19.00 Kurzfilme 2. Englisch, Polnisch, Italienisch mit engl. Untertiteln
 
FILMPROGRAMM
 
Wir zeigen Kurzfilme von zeitgenössischen KünstlerInnen, die auf unterschiedliche Weise an das Werk von Peter Weiss anknüpfen bzw. anhand derer sich die politische Ästhetik von Weiss aus heutiger Sicht reflektieren lässt. Hierbei geht es um Erinnerung, Widerstand und Gewalt, besonders auch in Hinblick auf aktuelle rechtspopulistische und nationalistische Tendenzen in Deutschland, Europa und den USA. Zusammengestellt von Florian Wüst.  
 
Kurzfilme 1
Bodenproben, Riki Kalbe, BRD 1987, 31'
Semra Ertan, Cana Bilir-Meier, DE/AT 2013, 7'
Tiefenschärfe / Depth of Field, Alex Gerbaulet, Mareike Bernien, DE 2016, 15'
 
Kurzfilme 2
The Right, Assaf Gruber, DE 2015, 12'
The Cast (Procession), Clemens von Wedemeyer, IT 2013, 15'
Symbolic Threats, Mischa Leinkauf, Lutz Henke, Matthias Wermke, DE 2015, 15'
 
TEILNEHMENDE

Petra Bauer ist Künstlerin und Researcherin die v.a. mit bewegten Bildern arbeitet. Kürzlich erschien ihre Dissertation Sisters! Making Films, Doing Politics (2016), in der sie sich mit der Frage auseinandersetzt, ob das Medium Film ein kollektives und poltiisches Potential besitzt, wie Walter Benjamin und Bertolt Brecht einst behaupteten, und wie die (Film-)Kunst eine aktive Rolle im öffentlichen Diskurs spielen kann, ohne zu einem Instrument reduziert zu werden.
 
Kim West ist Kunstkritiker und Researcher und arbeitet derzeit an einer Doktorarbeit mit dem Arbeitstitel The Exhibitionary Complex: Critical Theory of the Exhibition from the Culture Center Project to the Centre Pompidou, im Rahmen derer er sich u.a. mit Peter Weiss’ Ästhetik auseinandersetzt.
 
Stefan Jonsson ist Literaturwissenschaftler und Professsor für Ethnic Studies an der Universität Linköping. Seine aktuelle Forschung ist multidisziplinär und setzt sich mit der historischen und sozialen Struktur von kollektiven Identitäten auseinander. Stefan Jonsson war u.a. Associate Professor am Institut für Ästhetik an der Södertörn högskola, Fellow in Residence am Getty Institute in Los Angeles und Associate Professor am Germanistischen Institut der Universität Michigan.
 
Alex Gerbaulet
och Mareike Bernien är konstnärer och filmskapare. De är aktuella med filmen Tiefenschärfe / Depth of Field (2016) som under hänvisning till Peter Weiss behandlar brotten som NSU (Nationalsozialistischer Untergrund) begått. Deras senaste filmer Schicht (2015) och Rainbow’s Gravity (2014) vann många utmärkelser; Schicht vann Preis des Deutschen Wettbewerbs på Internationale Kurzfilmtage Oberhausen 2015.

Nadja Weiss ist Schauspielerin und Regisseurin. 2015 inszenierte sie u.a. Angst essen Seele auf am Stockholm Stadsteater und Der Mann ohne Vergangenheit am Dramaten. Sie ist aktuell mit der Inszenierung von Die Ermittlung am Orionteatern in Stockholm, die im November Premiere hat.

Kim West ist Kritiker und Researcher. Derzeit arbeitet er an seiner Dissertation The Exhibitionary Complex: Exhibition, Apparatus and Media from Kulturhuset to the Centre Pompidou, 1963–1977, im Rahmen derer er experimentelle Ausstellungs- und Mueseumsprojekte in Schweden, den USA und Frankreich untersucht. U.a. beschäftigt er sich mit der Gruppe um das Moderna Museet, in die auch Peter Weiss involviert war.

Florian Wüst, Künstler, Filmkurator und Peter Weiss-Kenner, kuratierte kürzlich die Filmreihe von Die Ästhetik des Widerstands – Peter Weiss 100 Jahre, ein Festival des HAU Hebbel am Ufer, Berlin, und veröffentlichte im letzten Jahr gemeinsam mit Ralph Eue den letzten Film von Weiss, Bag de ens facader von 1961, auf DVD.


In Zusammenarbeit mit Orionteatern und Index - The Swedish Contemporary Art Foundation.

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