Sitz des Staatspräsidenten

Sitz des Staatspräsidenten

Norbert von Bischoff beschreibt den Sitz des Staatspräsidenten mit den folgenden Worten: „Heute steht ganz in der Nähe des mit Türmchen versehenen Hauses das Gebäude, das die türkische Nation für den Kriegshelden (Gazi) hat erbauen lassen und das dem Hügel wie eine Krone aufsitzt. Über den Treppen und Gartenterrassen erhebt sich ein einstöckiges, weitläufiges Gebäude mit einem Flachdach, das schlicht, aber hochherrschaftlich und beeindruckend anzusehen ist. In der Form des Hauses haben sich modernste westliche Bautechnik und kubische Traditionen aus den Steppen Asiens auf eine vollkommene Art und Weise miteinander verbunden. In der Mitte des Hauses sind an den vier Ecken des Innenhofes Springbrunnen angebracht, die in Anatoliens heißer Jahreszeit für Erfrischung sorgen sollen; um diese Springbrunnen verlaufen weite Korridore und schattige Sonnendächer. Das die Zimmer schmückende Mobiliar ist in einfachem Stil gehalten, wurde jedoch aus den besten Materialien in Europas renommiertesten Werkstätten hergestellt“.

Der zweigeschossige Bau erhebt sich auf einem mit Feldsteinen verkleideten Sockel und ist nahezu quadratisch angelegt, wobei die Form durch den nach hinten offenen Innenhof etwas aufgelockert wird. In den Innenhof ist im Erdgeschoss ein Schwimmbecken eingelassen, das von den halboffenen Kolonnaden des Hofes umgeben wird. Im oberen Stockwerk öffnen sich Galerien, deren durchbrochene Sonnendächer leichten Schatten spenden, zum Schwimmbecken hin. Der Grundriss zeigt, dass die Anlage mit dem Eingangsbereich als Spiegelachse streng symmetrisch ausgerichtet ist. Im oberen Stock treten die mittleren neun Achsen etwas hervor, so dass sich ein von oben und an den Seiten geschlossener Balkon ergibt, der an die Bauweise traditioneller türkischer Häuser erinnert. Da es sich hier auch um ein Wohnhaus handelte, ließ sich der Architekt von Formen des türkischen Hausbaus beeinflussen. In diesem Stockwerk befinden sich neben dem Balkon auch Erker, die mit je einem Fenster versehen sind.

Auffallend an der Westfassade ist ein Vorsprung, der an die seitlichen Erker der Zentralbank erinnert. Die schlanken Säulen der Veranda an dieser Seite des Gebäudes stützen eine darüberliegende offene Terrasse. Die für die Bauten Holzmeisters charakteristischen architektonischen Stilmittel wie schlicht gehaltene Vorsprünge, Aneinanderreihung von schlichten, gleichgroßen Fenstern, Rundfenster, Flachdach, um die geometrischen Linien nicht zu beeinträchtigen, Geradlinigkeit auch im Inneren bei der Gestaltung des Mobiliars und der Kronleuchter und nicht zuletzt die sorgfältige Auswahl der Materialien finden sich auch in diesem Bauwerk wieder. Bei der Errichtung des Hauses haben Baumeister und Bauarbeiter aus Wien mitgewirkt.

Goethe-Institut Ankara
2010