Interview mit Prof. Dr. Musa Yaşar Sağlam
Ein Gespräch mit Prof. Dr. Musa Yaşar Sağlam über Klaus Kordon, die Kunst und Ethik der literarischen Übertragung
Dr. Ahmet Terkivatan
Kinder- und Jugendliteratur ist weit mehr als bloße Unterhaltung. Sie öffnet jungen Leser:innen Türen zu neuen Welten, vermittelt Werte und bietet Orientierung in einer oft komplexen Realität. Inmitten dieser literarischen Landschaft ragt der deutsche Autor Klaus Kordon als eine prägnante Stimme heraus. Seine Geschichten erzählen von Mut, Widerstand und Menschlichkeit – und das aus der Sicht junger Menschen, die sich in schwierigen sozialen und politischen Verhältnissen behaupten müssen. Kordons Werke sind nicht nur spannend, sondern auch tiefgründig: Sie machen Geschichte erfahrbar und zeigen, wie wichtig es ist, Haltung zu zeigen – gerade in Zeiten der Unsicherheit. Diese literarischen Welten einem türkischen Publikum zugänglich zu machen, ist eine anspruchsvolle Aufgabe, die weit über sprachliche Präzision hinausgeht. Prof. Dr. Musa Sağlam, Germanist, Pädagoge und erfahrener Übersetzer, hat sich dieser Herausforderung angenommen. Mit großer Sorgfalt hat Sağlam drei Werke Kordons ausgewählt und ins Türkische übertragen: Kiko (Beltz & Gelberg, Originalausgabe, 24. Januar 2012), Alicia geht in die Stadt: Geschichten aus sieben Ländern (Gulliver bei Beltz & Gelberg, 6. Edition, 29. Mai 2015) und Piratensohn (Beltz & Gelberg, 3. Edition, 9. Januar 2008). Diese Titel vereinen zentrale Themen wie Identität, soziale Ungleichheit, Flucht, Freundschaft und Selbstbehauptung – Erfahrungen, die junge Menschen angesichts multipler Krisen, Gewalt und Kriege weltweit bewegen. Die vom Goethe-Institut Ankara geförderten Übersetzungen erscheinen im Nika Verlag und wurden am 10. Oktober 2025 im Rahmen einer literarischen Veranstaltung im Goethe-Institut Ankara vorgestellt. Der Abend ludt dazu ein, über die Herausforderungen und Möglichkeiten literarischer Vermittlung ins Gespräch zu kommen – und über die besondere Kraft von Geschichten, Brücken zwischen Kulturen zu schlagen.
Die aktuelle Übersetzungstrilogie baut auf einer bereits bestehenden literarischen Verbindung auf: Bereits zuvor hatte Sağlam zwei Werke von Klaus Kordon ins Türkische übertragen – eines erschien bei TÜBİTAK Yayınları, das andere bei İş Bankası Kültür Yayınları. Diese frühere Auseinandersetzung mit Kordons Sprache und Themen bildet das Fundament für die neuen Übersetzungen und verleiht ihnen zusätzliche Tiefe und Kontinuität.
Im Gespräch mit Sağlam wird schnell klar, wie persönlich und reflektiert er an seine Übersetzungen herangeht. Wir haben ihn gefragt, wie er die Balance zwischen sprachlicher Treue und kultureller Anpassung findet, welche Rolle das Goethe-Institut Ankara in seinem Werdegang spielt – und was ihn an Klaus Kordons Erzählweise besonders fasziniert.
Das vorliegende Gespräch mit Sağlam basiert auf einem Katalog von 26 schriftlich formulierten Fragen, die ebenso schriftlich beantwortet wurden. Ziel war es, Einblicke in seine Übersetzungspraxis sowie in seine literaturpädagogischen Überzeugungen zu gewinnen. Die schriftliche Form des Interviews ermöglichte eine besonders reflektierte und differenzierte Auseinandersetzung mit den gestellten Fragen. Die Antworten von Sağlam zeichnen sich durch eine bemerkenswerte Tiefe und Klarheit aus. Sie spiegeln nicht nur seine langjährige Erfahrung als Literaturübersetzer wider, sondern auch seine Haltung zur Verantwortung, die mit der Übertragung von Kinder- und Jugendliteratur in einen anderen kulturellen Kontext einhergeht. Ergänzt wird das schriftliche Interview durch zahlreiche persönliche Gespräche, die im Rahmen von Konferenzen und Fachveranstaltungen im Goethe-Institut Ankara geführt wurden.
Die aktuelle Übersetzungstrilogie baut auf einer bereits bestehenden literarischen Verbindung auf: Bereits zuvor hatte Sağlam zwei Werke von Klaus Kordon ins Türkische übertragen – eines erschien bei TÜBİTAK Yayınları, das andere bei İş Bankası Kültür Yayınları. Diese frühere Auseinandersetzung mit Kordons Sprache und Themen bildet das Fundament für die neuen Übersetzungen und verleiht ihnen zusätzliche Tiefe und Kontinuität.
Im Gespräch mit Sağlam wird schnell klar, wie persönlich und reflektiert er an seine Übersetzungen herangeht. Wir haben ihn gefragt, wie er die Balance zwischen sprachlicher Treue und kultureller Anpassung findet, welche Rolle das Goethe-Institut Ankara in seinem Werdegang spielt – und was ihn an Klaus Kordons Erzählweise besonders fasziniert.
Das vorliegende Gespräch mit Sağlam basiert auf einem Katalog von 26 schriftlich formulierten Fragen, die ebenso schriftlich beantwortet wurden. Ziel war es, Einblicke in seine Übersetzungspraxis sowie in seine literaturpädagogischen Überzeugungen zu gewinnen. Die schriftliche Form des Interviews ermöglichte eine besonders reflektierte und differenzierte Auseinandersetzung mit den gestellten Fragen. Die Antworten von Sağlam zeichnen sich durch eine bemerkenswerte Tiefe und Klarheit aus. Sie spiegeln nicht nur seine langjährige Erfahrung als Literaturübersetzer wider, sondern auch seine Haltung zur Verantwortung, die mit der Übertragung von Kinder- und Jugendliteratur in einen anderen kulturellen Kontext einhergeht. Ergänzt wird das schriftliche Interview durch zahlreiche persönliche Gespräche, die im Rahmen von Konferenzen und Fachveranstaltungen im Goethe-Institut Ankara geführt wurden.
Für Sağlam ist literarisches Übersetzen weit mehr als ein sprachlicher Vorgang. Es ist ein kulturelles und ethisches Engagement, das sowohl dem Originaltext als auch den Leser:innen im Zielsprachenraum gerecht werden muss. Besonders im Bereich der Kinder- und Jugendliteratur sieht er die Verantwortung der Übersetzer:innen darin, nicht nur sprachliche Äquivalenzen zu schaffen, sondern auch die emotionale und ideelle Tiefe der Originaltexte zu bewahren. „Kinderliteratur ist kein Schonraum, sondern ein Resonanzraum für gesellschaftliche Erfahrungen“, sagt Sağlam. Dabei komme es darauf an, den Ton des Originals zu treffen und zugleich die Leser:innen im Zielsprachenraum authentisch zu erreichen. Gerade bei Klaus Kordon sei dies eine besondere Herausforderung: Seine Werke zeichnen sich durch eine literarisch verdichtete und zugleich kindgerechte Sprache aus. Sağlam erklärt: „Man darf nicht zu simpel werden, aber auch nicht zu akademisch – Kinder spüren sofort, wenn etwas nicht authentisch klingt.“
Diese Gratwanderung zeigt sich exemplarisch in Szenen wie jener aus „Krokodil im Nacken“, in der ein Berliner Luftschutzkeller während eines Bombenangriffs beschrieben wird. Kordon arbeitet hier mit kurzen, rhythmischen Sätzen, die die beklemmende Atmosphäre verdichten. Die Übersetzung muss diese emotionale Dichte bewahren, ohne die Sprache zu überfrachten – und dabei kindgerecht bleiben. Auch in „Mit dem Rücken zur Wand“ wird die sprachliche Herausforderung deutlich: Die Beziehung zwischen dem Jugendlichen und seinem politisch verfolgten Vater ist ambivalent und vielschichtig. Die feinen Zwischentöne – Stolz, Scham, Angst – müssen im Türkischen subtil mitschwingen, ohne belehrend zu wirken. In „Der erste Frühling“ beschreibt Kordon den Alltag im Nachkriegs-Berlin mit poetischen Bildern wie „Die Sonne fiel auf die grauen Steine wie ein Versprechen.“ Solche Metaphern müssen in der Zielsprache ebenso bildhaft und zugleich verständlich bleiben, damit die Hoffnung, die sie transportieren, auch bei jungen Leser:innen ankommt.
Sağlams Übersetzungen zeigen, wie sprachliche Präzision und kulturelle Sensibilität zusammenwirken müssen, um literarische Qualität auch im neuen Sprachraum erfahrbar zu machen. Sein zentrales Anliegen bei der Übersetzung der Werke von Kordon ist die Bewahrung der kindlichen Perspektive – nicht nur als stilistisches Merkmal, sondern als erzählerisches Prinzip. Kordon schreibt nicht über Kinder, sondern aus ihrer Sicht. Diese narrative Haltung verlangt vom Übersetzer ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen, sprachlicher Sensibilität und ein tiefes Verständnis für die kindliche Wahrnehmung von Welt, Konflikten und Emotionen. Sağlam bringt es auf den Punkt: „Ziel war es, die Geschichte nicht aus der Perspektive eines Erwachsenen zu erzählen, sondern aus der Sicht eines Kindes – und natürlich in der Sprache eines Kindes."
Diese Gratwanderung zeigt sich exemplarisch in Szenen wie jener aus „Krokodil im Nacken“, in der ein Berliner Luftschutzkeller während eines Bombenangriffs beschrieben wird. Kordon arbeitet hier mit kurzen, rhythmischen Sätzen, die die beklemmende Atmosphäre verdichten. Die Übersetzung muss diese emotionale Dichte bewahren, ohne die Sprache zu überfrachten – und dabei kindgerecht bleiben. Auch in „Mit dem Rücken zur Wand“ wird die sprachliche Herausforderung deutlich: Die Beziehung zwischen dem Jugendlichen und seinem politisch verfolgten Vater ist ambivalent und vielschichtig. Die feinen Zwischentöne – Stolz, Scham, Angst – müssen im Türkischen subtil mitschwingen, ohne belehrend zu wirken. In „Der erste Frühling“ beschreibt Kordon den Alltag im Nachkriegs-Berlin mit poetischen Bildern wie „Die Sonne fiel auf die grauen Steine wie ein Versprechen.“ Solche Metaphern müssen in der Zielsprache ebenso bildhaft und zugleich verständlich bleiben, damit die Hoffnung, die sie transportieren, auch bei jungen Leser:innen ankommt.
Sağlams Übersetzungen zeigen, wie sprachliche Präzision und kulturelle Sensibilität zusammenwirken müssen, um literarische Qualität auch im neuen Sprachraum erfahrbar zu machen. Sein zentrales Anliegen bei der Übersetzung der Werke von Kordon ist die Bewahrung der kindlichen Perspektive – nicht nur als stilistisches Merkmal, sondern als erzählerisches Prinzip. Kordon schreibt nicht über Kinder, sondern aus ihrer Sicht. Diese narrative Haltung verlangt vom Übersetzer ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen, sprachlicher Sensibilität und ein tiefes Verständnis für die kindliche Wahrnehmung von Welt, Konflikten und Emotionen. Sağlam bringt es auf den Punkt: „Ziel war es, die Geschichte nicht aus der Perspektive eines Erwachsenen zu erzählen, sondern aus der Sicht eines Kindes – und natürlich in der Sprache eines Kindes."
Die Herausforderung besteht darin, die sprachliche Authentizität der deutschen Originaltexte in eine ebenso glaubwürdige türkische Ausdrucksweise zu übertragen, ohne die kindliche Stimme zu verfälschen oder zu glätten. Dabei geht es nicht nur um Wortwahl und Syntax, sondern um die Rekonstruktion eines inneren Erlebensraums, der in der Zielsprache dieselbe emotionale Tiefe entfalten soll wie im Original. In diesem Prozess schöpft Sağlam aus seiner langjährigen Erfahrung als Pädagoge und Vater. Seine Übersetzungen entstehen im Dialog mit der Lebenswelt von Kindern – oft testet er Passagen im familiären Kreis, beobachtet Reaktionen, stellt Fragen und justiert sprachliche Nuancen. Diese Praxis verleiht seinen Übersetzungen eine besondere Lebendigkeit und Nähe zur Zielgruppe. Er berichtet: „Wie bei all meinen bisherigen Übersetzungen habe ich auch diesmal nach Abschluss des Übersetzungsprozesses meine Tochter, eine aufmerksame Leserin mit gutem Türkisch, gebeten, die Texte zu lesen. Sie überprüfte die Passagen auf ihre Kindgerechtheit.“ Und weiter: „Ich habe die Übersetzungen auch meiner Frau vorgelesen – sie ist wie ich Akademikerin und Soziologin. So wie wir es auch am 10. Oktober beim Leseabend im Goethe-Institut tun werden, habe ich die Texte vollständig vorgelesen und gemeinsam mit ihr die Stellen besprochen, an denen sie ins Stocken geriet.“ Diese vielschichtige Herangehensweise an die Übersetzung – geprägt von pädagogischer Erfahrung, familiärer Nähe und sprachlicher Präzision – macht deutlich, wie sehr er sich nicht nur als Übersetzer, sondern als Vermittler zwischen Kulturen und Generationen versteht. Die Übersetzung wird so zu einem vielschichtigen Akt der kulturellen Vermittlung: Sie verbindet nicht nur zwei Sprachen, sondern auch zwei Kindheiten – die deutsche, wie sie Kordon beschreibt, und die türkische, wie sie Sağlam versteht und sprachlich erschließt.
Aber zeigen sich nicht hier die Grenzen KI-generierter Übersetzung? Zwar können KI-Systeme grammatikalisch korrekte und stilistisch glatte Texte erzeugen, doch fehlt ihnen die situative Empathie, das Gespür für kindliche Irritationen und die Fähigkeit, kulturelle Nuancen zu erfassen. Sie erkennen keine Stolperstellen im Text, reagieren nicht auf Rückmeldungen aus der Lebenswelt der Zielgruppe und können keine dialogische Feinjustierung leisten. Die emotionale Resonanz, die durch das Vorlesen, das gemeinsame Reflektieren und das familiäre Testen entsteht, bleibt ihnen verschlossen. Sağlams Arbeit ist geprägt von einem tiefen Respekt gegenüber dem Originaltext und einem feinen Gespür für die Bedürfnisse der jungen Leserschaft in der Zielsprache. Er versteht literarische Übersetzung nicht als bloßen Sprachtransfer, sondern als kreativen, dialogischen und kulturell eingebetteten Prozess. In einer Zeit, in der KI immer mehr Aufgaben übernimmt, bleibt die literarische Übersetzung ein Feld, das menschliche Erfahrung, Empathie und kulturelles Verständnis erfordert.
Aber zeigen sich nicht hier die Grenzen KI-generierter Übersetzung? Zwar können KI-Systeme grammatikalisch korrekte und stilistisch glatte Texte erzeugen, doch fehlt ihnen die situative Empathie, das Gespür für kindliche Irritationen und die Fähigkeit, kulturelle Nuancen zu erfassen. Sie erkennen keine Stolperstellen im Text, reagieren nicht auf Rückmeldungen aus der Lebenswelt der Zielgruppe und können keine dialogische Feinjustierung leisten. Die emotionale Resonanz, die durch das Vorlesen, das gemeinsame Reflektieren und das familiäre Testen entsteht, bleibt ihnen verschlossen. Sağlams Arbeit ist geprägt von einem tiefen Respekt gegenüber dem Originaltext und einem feinen Gespür für die Bedürfnisse der jungen Leserschaft in der Zielsprache. Er versteht literarische Übersetzung nicht als bloßen Sprachtransfer, sondern als kreativen, dialogischen und kulturell eingebetteten Prozess. In einer Zeit, in der KI immer mehr Aufgaben übernimmt, bleibt die literarische Übersetzung ein Feld, das menschliche Erfahrung, Empathie und kulturelles Verständnis erfordert.
Was verleiht Klaus Kordons Werken für junge Leser:innen in der Türkei ihre besondere Relevanz? Für Sağlam liegt ihr Wert in der kompromisslosen Darstellung des kindlichen Ringens innerhalb einer von Erwachsenen dominierten Welt. Im Mittelpunkt stehen Kinder aus verschiedenen Ländern und Kulturen, die mit den Widersprüchen der Erwachsenenwelt konfrontiert sind und eigene Wege finden müssen, um deren Auswirkungen zu bewältigen. Diese Perspektive ist zugleich universell und zutiefst individuell. Seine persönliche Motivation zur Übersetzung von Kordons Büchern beschreibt er mit folgenden Worten: „Wenn man Klaus Kordon und die Themen, die er behandelt, näher betrachtet, fällt auf, dass er Kinderfiguren in den Mittelpunkt stellt, die aus unterschiedlichen Kulturen, Glaubensrichtungen und Lebensverhältnissen stammen und gleichzeitig darum kämpfen, frei und ehrlich zu bleiben sowie ihre moralische Integrität zu bewahren. Gerade diese Themen und die Art ihrer literarischen Darstellung haben mich zutiefst fasziniert – und deshalb habe ich den Wunsch verspürt, Klaus Kordons Werke mit türkischen Leser*innen zu teilen.“ Dieser Wunsch entspringt nicht nur einer literarischen Begeisterung, sondern auch dem tiefen Bedürfnis, jungen Leser:innen in der Türkei Geschichten zugänglich zu machen, die Mut machen, zum Nachdenken anregen und kritische Fragen stellen. Kordons Bücher sind keine bloßen Erzählungen – sie eröffnen literarische Räume, in denen Kinder zu moralischen Akteur:innen werden, die sich gegen Ungerechtigkeit, Ausgrenzung und Gewalt behaupten.
Die Reaktionen türkischer Leser:innen auf zentrale Themen wie Widerstand, soziale Ungleicheit oder Gerechtigkeit sind vielschichtig, aber stets von einem hohen Maß an Engagement geprägt. Kordons Figuren verkörpern Mut und moralische Standhaftigkeit – Eigenschaften, die jungen Menschen helfen können, die Härten des Lebens frühzeitig zu erkennen und sich mit deren Ursachen sowie möglichen Lösungsansätzen auseinanderzusetzen. Gerade in Zeiten gesellschaftlicher Spannungen und politischer Unsicherheiten, die auch Kinder und Jugendliche unmittelbar betreffen, schafft diese Art von Literatur Räume für Reflexion und Orientierung.
Sağlam hebt zudem die Bedeutung literarischer Übersetzung als Medium des interkulturellen Dialogs hervor. Deutschland und die Türkei stehen für unterschiedliche kulturelle Prägungen, Lebensrealitäten und Sozialisationsprozesse. Übersetzte Kinder- und Jugendliteratur kann helfen, diese Unterschiede zu überbrücken und gegenseitiges Verständnis zu fördern.
„Das reduziert Vorurteile – auch wenn es sie nicht vollständig beseitigt“, so Sağlam.
Doch dieser Dialog ist nicht spannungsfrei. Die Praxis der Übersetzung bewegt sich stets im Spannungsfeld zwischen kultureller Sensibilität und gesellschaftlicher Kontrolle. Zensur – sei sie staatlich verordnet oder durch Selbstzensur bedingt – kann dazu führen, dass bestimmte Themen abgeschwächt oder ganz ausgeblendet werden.
Gerade hier zeigt sich, wie sehr Literatur nicht nur Brücke, sondern auch Prüfstein gesellschaftlicher Offenheit sein kann: Offenheit bedeutet, unbequeme Fragen zuzulassen, Vielfalt als Stärke zu begreifen und Kindern Zugang zu Geschichten zu ermöglichen, die nicht nur bestätigen, sondern herausfordern. Sie zeigt sich darin, wie viel Ambivalenz, Fremdheit und kritisches Denken eine Gesellschaft in ihrer Kinder- und Jugendliteratur zulässt – und ob sie jungen Leser:innen zutraut, sich mit komplexen Wirklichkeiten auseinanderzusetzen.
Die Reaktionen türkischer Leser:innen auf zentrale Themen wie Widerstand, soziale Ungleicheit oder Gerechtigkeit sind vielschichtig, aber stets von einem hohen Maß an Engagement geprägt. Kordons Figuren verkörpern Mut und moralische Standhaftigkeit – Eigenschaften, die jungen Menschen helfen können, die Härten des Lebens frühzeitig zu erkennen und sich mit deren Ursachen sowie möglichen Lösungsansätzen auseinanderzusetzen. Gerade in Zeiten gesellschaftlicher Spannungen und politischer Unsicherheiten, die auch Kinder und Jugendliche unmittelbar betreffen, schafft diese Art von Literatur Räume für Reflexion und Orientierung.
Sağlam hebt zudem die Bedeutung literarischer Übersetzung als Medium des interkulturellen Dialogs hervor. Deutschland und die Türkei stehen für unterschiedliche kulturelle Prägungen, Lebensrealitäten und Sozialisationsprozesse. Übersetzte Kinder- und Jugendliteratur kann helfen, diese Unterschiede zu überbrücken und gegenseitiges Verständnis zu fördern.
„Das reduziert Vorurteile – auch wenn es sie nicht vollständig beseitigt“, so Sağlam.
Doch dieser Dialog ist nicht spannungsfrei. Die Praxis der Übersetzung bewegt sich stets im Spannungsfeld zwischen kultureller Sensibilität und gesellschaftlicher Kontrolle. Zensur – sei sie staatlich verordnet oder durch Selbstzensur bedingt – kann dazu führen, dass bestimmte Themen abgeschwächt oder ganz ausgeblendet werden.
Gerade hier zeigt sich, wie sehr Literatur nicht nur Brücke, sondern auch Prüfstein gesellschaftlicher Offenheit sein kann: Offenheit bedeutet, unbequeme Fragen zuzulassen, Vielfalt als Stärke zu begreifen und Kindern Zugang zu Geschichten zu ermöglichen, die nicht nur bestätigen, sondern herausfordern. Sie zeigt sich darin, wie viel Ambivalenz, Fremdheit und kritisches Denken eine Gesellschaft in ihrer Kinder- und Jugendliteratur zulässt – und ob sie jungen Leser:innen zutraut, sich mit komplexen Wirklichkeiten auseinanderzusetzen.
Auch in der Welt der Kinder- und Jugendliteratur lauert eine stille Gefahr: die Zensur. Sie tritt nicht immer offen zutage, sondern oft subtil – als vermeintliche Fürsorge, als Anpassung an kulturelle Normen oder als Rücksichtnahme auf politische Empfindlichkeiten. Gerade in der Übersetzung zeigt sich diese Form der Zensur besonders deutlich. Inhalte werden als „nicht altersgerecht“ eingestuft, komplexe Themen vereinfacht oder unbequeme Wahrheiten ausgeblendet. Doch was bleibt, wenn Literatur ihrer Tiefe beraubt wird?
Sağlam warnt: „Zensur beginnt oft im Kopf. Übersetzer:innen tragen Verantwortung – sie entscheiden mit darüber, welche Stimmen gehört werden und welche verstummen.“ Dieser Satz ist mehr als eine Feststellung – er ist ein Appell. Er fordert damit eine bewusste Auseinandersetzung mit der eigenen Haltung, mit den Mechanismen der Anpassung und mit den stillen Formen der Selbstzensur, die sich in der Übersetzungspraxis eingeschlichen haben. Wer übersetzt, entscheidet nicht nur über Worte, sondern über Perspektiven, über Sichtbarkeit und über Teilhabe. Die Verantwortung liegt nicht allein im sprachlichen Können, sondern im ethischen Bewusstsein.
Die Diskussion um Zensur in der Kinder- und Jugendliteratur ist nicht neu, gewinnt jedoch im Kontext der literarischen Übersetzung eine besondere Brisanz. Übersetzungen sind nie bloße sprachliche Übertragungen – sie sind kulturelle, ethische und politische Entscheidungen. Gerade in der Arbeit mit jungen Leser:innen stellt sich die Frage, wie viel Fremdheit, Komplexität und historische Tiefe zugemutet werden darf – oder vielmehr: zugemutet werden sollte.
Die Übersetzungstheorie bietet hierfür wichtige Impulse. Lawrence Venuti kritisiert die „Unsichtbarkeit“ von Übersetzer:innen und warnt vor einer Anpassung an die Zielkultur, die Differenz auslöscht. Antoine Berman unterscheidet zwischen „ethischer“ und „ethnologischer“ Übersetzung – wobei letztere durch Vereinfachung und ideologische Filterung das Original entstellt. Susan Bassnett wiederum betont die Rolle von Übersetzung als interkultureller Dialog, der nur dann gelingt, wenn er die Komplexität des Ausgangstextes respektiert.
In der Praxis zeigt sich jedoch, dass gerade in der Kinder- und Jugendliteratur häufig eine Form der präventiven Zensur stattfindet: Themen wie Armut, Flucht, politische Gewalt, soziale Ungleichheit oder Sexualität werden als „nicht altersgerecht“ eingestuft und aus Rücksicht auf kulturelle oder politische Empfindlichkeiten abgeschwächt oder gestrichen. Diese Form der Zensur beginnt – wie Sağlam treffend formuliert – „im Kopf“: in den Entscheidungen von Übersetzer:innen, Lektor:innen und Verlagen. Eine mutige Übersetzungskultur erkennt die Fähigkeit junger Menschen an, sich mit schwierigen Themen auseinanderzusetzen. Sie vertraut darauf, dass Literatur nicht nur unterhalten, sondern auch bilden, sensibilisieren und stärken kann. Übersetzer:innen sind dabei nicht nur Sprachkundige, sondern auch kulturelle Vermittler:innen und ethische Akteur:innen. Ihre Arbeit entscheidet mit darüber, welche Stimmen gehört werden – und welche verstummen. Besonders Werke wie die von Klaus Kordon zeigen, wie wichtig eine unverfälschte Übersetzung ist. Eine ideologisch gefilterte Übertragung ins Türkische würde nicht nur die literarische Qualität mindern, sondern auch die Möglichkeit nehmen, junge Leser:innen für historische und soziale Zusammenhänge zu sensibilisieren.
Für die Zukunft wünscht sich Sağlam eine mutigere und offenere Übersetzungskultur, die Kindern und Jugendlichen die Vielfalt der Welt in ihrer Komplexität zugänglich macht. Eine Kultur, die nicht bevormundet, sondern begleitet. Eine Kultur, die Vertrauen in die Fähigkeit junger Menschen hat, sich mit schwierigen Themen auseinanderzusetzen. Denn nur so könne Literatur ihre Rolle als Brücke zwischen Gesellschaften wirklich erfüllen: informierend, sensibilisierend und stärkend. Übersetzer:innen sind dabei nicht nur Sprachkundige – sie sind Wegbereiter:innen für eine offene, reflektierte und vielfältige Gesellschaft. Als weltweit tätige Bildungs- und Kulturinstitution setzt sich das Goethe-Institut für eine lebendige Übersetzungskultur ein, die jungen Menschen den Zugang zu Literatur, Sprache und kritischem Denken ermöglicht. In seiner Arbeit fördert das Goethe-Institut genau jene Offenheit, Reflexion und Vielfalt, die Sağlam beschreibt – durch Übersetzungsförderung, Veranstaltungen, Bildungsprogramme und interkulturellen Dialog.
Sağlam warnt: „Zensur beginnt oft im Kopf. Übersetzer:innen tragen Verantwortung – sie entscheiden mit darüber, welche Stimmen gehört werden und welche verstummen.“ Dieser Satz ist mehr als eine Feststellung – er ist ein Appell. Er fordert damit eine bewusste Auseinandersetzung mit der eigenen Haltung, mit den Mechanismen der Anpassung und mit den stillen Formen der Selbstzensur, die sich in der Übersetzungspraxis eingeschlichen haben. Wer übersetzt, entscheidet nicht nur über Worte, sondern über Perspektiven, über Sichtbarkeit und über Teilhabe. Die Verantwortung liegt nicht allein im sprachlichen Können, sondern im ethischen Bewusstsein.
Die Diskussion um Zensur in der Kinder- und Jugendliteratur ist nicht neu, gewinnt jedoch im Kontext der literarischen Übersetzung eine besondere Brisanz. Übersetzungen sind nie bloße sprachliche Übertragungen – sie sind kulturelle, ethische und politische Entscheidungen. Gerade in der Arbeit mit jungen Leser:innen stellt sich die Frage, wie viel Fremdheit, Komplexität und historische Tiefe zugemutet werden darf – oder vielmehr: zugemutet werden sollte.
Die Übersetzungstheorie bietet hierfür wichtige Impulse. Lawrence Venuti kritisiert die „Unsichtbarkeit“ von Übersetzer:innen und warnt vor einer Anpassung an die Zielkultur, die Differenz auslöscht. Antoine Berman unterscheidet zwischen „ethischer“ und „ethnologischer“ Übersetzung – wobei letztere durch Vereinfachung und ideologische Filterung das Original entstellt. Susan Bassnett wiederum betont die Rolle von Übersetzung als interkultureller Dialog, der nur dann gelingt, wenn er die Komplexität des Ausgangstextes respektiert.
In der Praxis zeigt sich jedoch, dass gerade in der Kinder- und Jugendliteratur häufig eine Form der präventiven Zensur stattfindet: Themen wie Armut, Flucht, politische Gewalt, soziale Ungleichheit oder Sexualität werden als „nicht altersgerecht“ eingestuft und aus Rücksicht auf kulturelle oder politische Empfindlichkeiten abgeschwächt oder gestrichen. Diese Form der Zensur beginnt – wie Sağlam treffend formuliert – „im Kopf“: in den Entscheidungen von Übersetzer:innen, Lektor:innen und Verlagen. Eine mutige Übersetzungskultur erkennt die Fähigkeit junger Menschen an, sich mit schwierigen Themen auseinanderzusetzen. Sie vertraut darauf, dass Literatur nicht nur unterhalten, sondern auch bilden, sensibilisieren und stärken kann. Übersetzer:innen sind dabei nicht nur Sprachkundige, sondern auch kulturelle Vermittler:innen und ethische Akteur:innen. Ihre Arbeit entscheidet mit darüber, welche Stimmen gehört werden – und welche verstummen. Besonders Werke wie die von Klaus Kordon zeigen, wie wichtig eine unverfälschte Übersetzung ist. Eine ideologisch gefilterte Übertragung ins Türkische würde nicht nur die literarische Qualität mindern, sondern auch die Möglichkeit nehmen, junge Leser:innen für historische und soziale Zusammenhänge zu sensibilisieren.
Für die Zukunft wünscht sich Sağlam eine mutigere und offenere Übersetzungskultur, die Kindern und Jugendlichen die Vielfalt der Welt in ihrer Komplexität zugänglich macht. Eine Kultur, die nicht bevormundet, sondern begleitet. Eine Kultur, die Vertrauen in die Fähigkeit junger Menschen hat, sich mit schwierigen Themen auseinanderzusetzen. Denn nur so könne Literatur ihre Rolle als Brücke zwischen Gesellschaften wirklich erfüllen: informierend, sensibilisierend und stärkend. Übersetzer:innen sind dabei nicht nur Sprachkundige – sie sind Wegbereiter:innen für eine offene, reflektierte und vielfältige Gesellschaft. Als weltweit tätige Bildungs- und Kulturinstitution setzt sich das Goethe-Institut für eine lebendige Übersetzungskultur ein, die jungen Menschen den Zugang zu Literatur, Sprache und kritischem Denken ermöglicht. In seiner Arbeit fördert das Goethe-Institut genau jene Offenheit, Reflexion und Vielfalt, die Sağlam beschreibt – durch Übersetzungsförderung, Veranstaltungen, Bildungsprogramme und interkulturellen Dialog.
Schon in seiner Kindheit war Sağlam ein echter “Bücherwurm”. Er eignete sich die deutsche Sprache so früh und intensiv an, dass er darin eine fast muttersprachliche Kompetenz entwickelte – eine Fähigkeit, die für seine Leseerfahrung und spätere Übersetzungspraxis wegweisend war. „Wenn ich lese, verliere ich den Kontakt zur Außenwelt und tauche ganz in die erzählte Welt ein (…) Ich leide mit den Figuren, freue mich mit ihnen, verzweifle – und wenn sich eine Lösung abzeichnet, bin ich überglücklich.“ Bereits im Alter von elf oder zwölf Jahren wagte er sich an erste Übersetzungsversuche – inspiriert durch seinen Vater.
Die Hinwendung zur Kinder- und Jugendliteratur war für Sağlam eine bewusste Entscheidung, die ethisch motiviertwar: „Die Zukunft einer Gesellschaft liegt in den Händen ihrer Kinder und Jugendlichen. Deshalb ist es entscheidend, welche Werke wir ihnen anbieten.“ Immer wieder sei er auf Bücher gestoßen, die ihn tief berührten und ihn angesichts der gesellschaftlichen Realität in der Türkei zu dem Entschluss brachten: „Dieses Werk muss ich unbedingt den türkischen Leser:innen zugänglich machen.“ Besonders prägend waren für ihn in der Kindheit Werke wie Robin Hood von Howard Pyle, Pippi Langstrumpf von Astrid Lindgren und Karl Mays Erzählungen über den Wilden Westen. Diese frühen Leseerfahrungen haben seine Vorstellung von Literatur als Erfahrungsraum und Wertevermittler sowie seinen Umgang mit Sprache nachhaltig geprägt. Die Arbeit mit Sprache beschreibt er als eine Mischung aus Handwerk, Kunst und Vermittlung. „Übersetzen ist eine faszinierende, beinahe magische Tätigkeit. Einen Text, der einen selbst begeistert und sprachlich mitreißt, in die eigene Muttersprache zu übertragen – das ist wie das Formen von Worten mit den Händen eines Bildhauers.“ Die Herausforderungen, die dabei auftreten, seien Teil des Reizes: „Sie zu überwinden, gibt ein ganz eigenes Glücksgefühl.“ Auch seine Rolle als Übersetzer sieht er nicht als bloßen Vermittler zwischen Sprachen. Vielmehr versteht er sich als Mitgestalter. „Für mich ist Übersetzen nicht nur Übertragen, sondern ein schöpferischer Akt. Der Übersetzer ist auch ein Autor.“
Eine Figur aus Kordons Werk hat ihn besonders bewegt: João, ein Kind, das in einer portugiesischen Stahlfabrik arbeitet und dabei einen Arm verliert. Er lebt mit seinem alkoholkranken Vater, einem ehemaligen Schuhputzer, und versucht, sich selbst zu beweisen. „Joãos Kampf, seine heimlichen Übungen am Schuhputzkasten und sein Mut, eines Morgens allein loszuziehen – das hat mich tief berührt. Die Entschlossenheit eines Kindes, das trotz aller Widrigkeiten seinen Platz in der Welt sucht, ist zutiefst bewegend.“ Genau diese Kraft der Literatur möchte Sağlam auch seinen Leser:innen vermitteln. „Ich hoffe, dass Kinder und Jugendliche beim Lesen der türkischen Übersetzungen die Augen schließen und in andere Welten aufbrechen – so wie ich es selbst tue. Und dass sie dabei ihre eigene Realität kritisch betrachten und reflektieren.“
Die Hinwendung zur Kinder- und Jugendliteratur war für Sağlam eine bewusste Entscheidung, die ethisch motiviertwar: „Die Zukunft einer Gesellschaft liegt in den Händen ihrer Kinder und Jugendlichen. Deshalb ist es entscheidend, welche Werke wir ihnen anbieten.“ Immer wieder sei er auf Bücher gestoßen, die ihn tief berührten und ihn angesichts der gesellschaftlichen Realität in der Türkei zu dem Entschluss brachten: „Dieses Werk muss ich unbedingt den türkischen Leser:innen zugänglich machen.“ Besonders prägend waren für ihn in der Kindheit Werke wie Robin Hood von Howard Pyle, Pippi Langstrumpf von Astrid Lindgren und Karl Mays Erzählungen über den Wilden Westen. Diese frühen Leseerfahrungen haben seine Vorstellung von Literatur als Erfahrungsraum und Wertevermittler sowie seinen Umgang mit Sprache nachhaltig geprägt. Die Arbeit mit Sprache beschreibt er als eine Mischung aus Handwerk, Kunst und Vermittlung. „Übersetzen ist eine faszinierende, beinahe magische Tätigkeit. Einen Text, der einen selbst begeistert und sprachlich mitreißt, in die eigene Muttersprache zu übertragen – das ist wie das Formen von Worten mit den Händen eines Bildhauers.“ Die Herausforderungen, die dabei auftreten, seien Teil des Reizes: „Sie zu überwinden, gibt ein ganz eigenes Glücksgefühl.“ Auch seine Rolle als Übersetzer sieht er nicht als bloßen Vermittler zwischen Sprachen. Vielmehr versteht er sich als Mitgestalter. „Für mich ist Übersetzen nicht nur Übertragen, sondern ein schöpferischer Akt. Der Übersetzer ist auch ein Autor.“
Eine Figur aus Kordons Werk hat ihn besonders bewegt: João, ein Kind, das in einer portugiesischen Stahlfabrik arbeitet und dabei einen Arm verliert. Er lebt mit seinem alkoholkranken Vater, einem ehemaligen Schuhputzer, und versucht, sich selbst zu beweisen. „Joãos Kampf, seine heimlichen Übungen am Schuhputzkasten und sein Mut, eines Morgens allein loszuziehen – das hat mich tief berührt. Die Entschlossenheit eines Kindes, das trotz aller Widrigkeiten seinen Platz in der Welt sucht, ist zutiefst bewegend.“ Genau diese Kraft der Literatur möchte Sağlam auch seinen Leser:innen vermitteln. „Ich hoffe, dass Kinder und Jugendliche beim Lesen der türkischen Übersetzungen die Augen schließen und in andere Welten aufbrechen – so wie ich es selbst tue. Und dass sie dabei ihre eigene Realität kritisch betrachten und reflektieren.“
Das Goethe-Institut Ankara war für Sağlam ein prägender Ort des deutsch-türkischen Kulturaustauschs – insbesondere durch seine Bibliothek. Sie bot und bietet nicht nur Zugang zu aktuellen Medien, sondern auch Raum für Begegnung, Bildung und kreative Inspiration. Bereits im Alter von zwölf Jahren kam er erstmals mit dem Goethe-Institut Ankara in Kontakt und arbeitete während seiner Schulzeit drei Sommer lang in der Bibliothek. Diese frühen Erfahrungen weckten seine Leidenschaft für die deutsche Sprache und Literatur und legten den Grundstein für seine spätere Laufbahn als Literaturübersetzer.
Heute verbindet ihn eine enge, vertrauensvolle und freundschaftliche Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut Ankara. Gemeinsam mit Kolleg:innen – oder wie er es selbst formuliert: „Freund:innen“ – organisiert er regelmäßig Veranstaltungen, die den interkulturellen Dialog fördern und die Bedeutung der Kinder- und Jugendliteratur in den Mittelpunkt stellen.
Die Unterstützung des Goethe-Instituts Ankara war für seine jüngsten Übersetzungsprojekte von zentraler Bedeutung. Besonders dankbar zeigt er sich für die Vermittlung zum Nika Verlag und zu Verleger Bülent Özçelik: „Ich bin sehr dankbar, dass mich das Institut mit dem Nika Verlag und meinem deutschen Lektor Bülent zusammengebracht hat.“
Auch die finanzielle Förderung durch das Goethe-Institut war ein entscheidender Faktor. In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit und hoher Lizenzkosten sei es keineswegs selbstverständlich, dass literarische Übersetzungen ohne kommerzielle Absicht realisiert werden können. Sağlam betont: „In Anbetracht der Wechselkursunterschiede können die Lizenzgebühren für Originalwerke berechtigterweise sehr hohe Summen erreichen. Dass das Goethe-Institut Ankara in diesem Zusammenhang die Veröffentlichung meiner Übersetzungen unterstützt hat – ohne dass ich dabei finanzielle Interessen verfolgte, sondern allein aus der Überzeugung heraus, dass Klaus Kordons Themen für türkische Leser:innen wichtig sind – verdient meinen aufrichtigen Dank.“ Diese Haltung steht exemplarisch für eine Übersetzungskultur, die sich nicht allein an marktwirtschaftlichen Kriterien orientiert, sondern dem kulturellen Wert und der gesellschaftlichen Relevanz von Literatur verpflichtet ist. Gerade in Zeiten zunehmender ökonomischer Zwänge braucht es Institutionen, die solche Projekte ermöglichen – und Übersetzer:innen, die mit Leidenschaft und Verantwortung Brücken zwischen Sprachen und Lebenswelten schlagen.
Heute verbindet ihn eine enge, vertrauensvolle und freundschaftliche Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut Ankara. Gemeinsam mit Kolleg:innen – oder wie er es selbst formuliert: „Freund:innen“ – organisiert er regelmäßig Veranstaltungen, die den interkulturellen Dialog fördern und die Bedeutung der Kinder- und Jugendliteratur in den Mittelpunkt stellen.
Die Unterstützung des Goethe-Instituts Ankara war für seine jüngsten Übersetzungsprojekte von zentraler Bedeutung. Besonders dankbar zeigt er sich für die Vermittlung zum Nika Verlag und zu Verleger Bülent Özçelik: „Ich bin sehr dankbar, dass mich das Institut mit dem Nika Verlag und meinem deutschen Lektor Bülent zusammengebracht hat.“
Auch die finanzielle Förderung durch das Goethe-Institut war ein entscheidender Faktor. In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit und hoher Lizenzkosten sei es keineswegs selbstverständlich, dass literarische Übersetzungen ohne kommerzielle Absicht realisiert werden können. Sağlam betont: „In Anbetracht der Wechselkursunterschiede können die Lizenzgebühren für Originalwerke berechtigterweise sehr hohe Summen erreichen. Dass das Goethe-Institut Ankara in diesem Zusammenhang die Veröffentlichung meiner Übersetzungen unterstützt hat – ohne dass ich dabei finanzielle Interessen verfolgte, sondern allein aus der Überzeugung heraus, dass Klaus Kordons Themen für türkische Leser:innen wichtig sind – verdient meinen aufrichtigen Dank.“ Diese Haltung steht exemplarisch für eine Übersetzungskultur, die sich nicht allein an marktwirtschaftlichen Kriterien orientiert, sondern dem kulturellen Wert und der gesellschaftlichen Relevanz von Literatur verpflichtet ist. Gerade in Zeiten zunehmender ökonomischer Zwänge braucht es Institutionen, die solche Projekte ermöglichen – und Übersetzer:innen, die mit Leidenschaft und Verantwortung Brücken zwischen Sprachen und Lebenswelten schlagen.
Prof. Dr. Musa Sağlam ist eine prägende Persönlichkeit im Bereich der literarischen Übersetzung und der interkulturellen Vermittlung. Im Jahr 2006 gründete er nach sorgfältiger Vorbereitung den Studiengang „Almanca Mütercim ve Tercümanlık“ (Deutsch: Übersetzen und Dolmetschen – Deutsch) an der Hacettepe-Universität, wo er über viele Jahre hinweg lehrte. Bis heute ist dieser Studiengang der einzige seiner Art in der Hauptstadt Ankara.
Seit über einem Jahrzehnt ist Prof. Sağlam Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des Atatürk-Kulturzentrums im Rahmen des Atatürk-Kultur-, Sprach- und Geschichtsinstituts. Dort leitet er die Sektion für Übersetzungen und organisiert in Kooperation mit dem Goethe-Institut regelmäßig Symposien und literarische Übersetzungswettbewerbe zu bedeutenden Autor:innen der türkischen Literatur wie Orhan Kemal, Yaşar Kemal, Adalet Ağaoğlu, Sait Faik Abasıyanık und Ahmet Hamdi Tanpınar. Diese Wettbewerbe richten sich an Studierende der Philologien und Übersetzungswissenschaften und sollen das Bewusstsein für die Bedeutung literarischer Übersetzung in der Gesellschaft stärken. Die Preisverleihung erfolgt im Rahmen der Symposien in feierlichem Rahmen.
Ein besonderes Anliegen von Prof. Sağlam ist die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Viele seiner akademischen Beiträge entstehen in enger Zusammenarbeit mit jungen Forscher:innen und Übersetzer:innen – stets mit dem Ziel, gemeinsames Lernen und kollektive Verantwortung zu fördern. Bemerkenswert ist dabei seine Bescheidenheit: Sein Name steht konsequent am Ende der Autor:innenliste.
Seit über einem Jahrzehnt ist Prof. Sağlam Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des Atatürk-Kulturzentrums im Rahmen des Atatürk-Kultur-, Sprach- und Geschichtsinstituts. Dort leitet er die Sektion für Übersetzungen und organisiert in Kooperation mit dem Goethe-Institut regelmäßig Symposien und literarische Übersetzungswettbewerbe zu bedeutenden Autor:innen der türkischen Literatur wie Orhan Kemal, Yaşar Kemal, Adalet Ağaoğlu, Sait Faik Abasıyanık und Ahmet Hamdi Tanpınar. Diese Wettbewerbe richten sich an Studierende der Philologien und Übersetzungswissenschaften und sollen das Bewusstsein für die Bedeutung literarischer Übersetzung in der Gesellschaft stärken. Die Preisverleihung erfolgt im Rahmen der Symposien in feierlichem Rahmen.
Ein besonderes Anliegen von Prof. Sağlam ist die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Viele seiner akademischen Beiträge entstehen in enger Zusammenarbeit mit jungen Forscher:innen und Übersetzer:innen – stets mit dem Ziel, gemeinsames Lernen und kollektive Verantwortung zu fördern. Bemerkenswert ist dabei seine Bescheidenheit: Sein Name steht konsequent am Ende der Autor:innenliste.