April: Land Matters
von Tembeka Nqcukaitobi

Rezension von Tlou Meso

In großen roten Lettern steht der Titel des Buches Land Matters, darunter in kontrastreichem schwarz-weiß eine Landschaft mit Seen, Feldern und Hügeln © Penguin Random House South Africa

Was ist zu erwarten

Dieses Buch macht die südafrikanische Landnahme leicht verständlich und nachvollziehbar. Der erste Kontakt der Union mit den Niederländern war nicht 1652. Die Landbevölkerung leistete tapferen Widerstand gegen die gewaltsame Aneignung von Land und Vieh. Sie waren also keine leichte Beute.

In dem Buch werden die Zeitlinien der südafrikanischen Geschichte der Landnutzung und der Bemühungen um deren Bewältigung aufgezeigt. Ngcukaitobi geht noch einen Schritt weiter und führt eine detaillierte Untersuchung durch. Er zeigt auf, auf welche Weise die Gesetze zur Beseitigung der Ungerechtigkeit auf dem Lande unzureichend waren.

Überraschenderweise wurde ausschließlich privater Landbesitz als Voraussetzung für das Wahlrecht herangezogen. Die Bauernschaft war somit gezwungen, ihre Abhängigkeit von Grund und Boden aufzugeben und stattdessen Arbeit zu suchen. Gleichzeitig änderte sich schlagartig der kommunale Grundbesitz, so wie sie ihn bisher verstanden hatten.

Das Buch zeigt deutlich, dass die Umsetzung der erforderlichen Verwaltungsmaßnahmen nur zögerlich vorangetrieben wurde. Ngcukaitobi untersuchte die Einführung von Faktoren des Finanzmarktes in ein emotionales Menschenrechtsthema.

Er vertritt die Ansicht, dass die Regelung der Landfrage in Zukunft zu Recht auf Gleichheit und Gerechtigkeit beruhen sollte. Andernfalls würde die Ungleichheit weiter zunehmen. Schließlich schlägt Ncgukaitobi Maßnahmen vor, die eine Landreform sinnvoll, wirkungsvoll und weit verbreitet machen könnten.

Interessante Denkanstöße

Er hebt Elemente hervor, die dem Leser sonst entgehen würden. Ngcukaitobi befürwortet, dass die Landreform auch den Menschen zugute kommen muss, die das Land bewirtschaften. Derzeit hält den Staat nichts davon ab, Land für Zwecke des öffentlichen Interesses zu enteignen. Allerdings tut der Staat oft so, als hätte er keine Handhabe, um dagegen vorzugehen.

Außerdem ist keine glaubwürdige Prüfung des Landbesitzes ohne weiteres möglich. Das macht die Landreform zu einer gewaltigen Aufgabe, da das Problem in seiner Gesamtheit nicht verstanden wird.
Der Ingonyama Trust war ein Versuch in letzter Minute, eine politische Formation zur Teilnahme an den ersten demokratischen Wahlen zu bewegen.
Das Volk der Xhosa versteckte die Leiche ihres tödlich verletzten Königs. Damit wollten sie verhindern, dass er geköpft und sein Kopf als Andenken verschifft wird. Sie versuchten, das zu retten, was von ihrer Würde noch übrig war, denke ich.

Lektionen & Nuggets

Dies stellt bisherige Überzeugungen in Frage. Der Afrikanische Nationalkongress hat sich seit der Convention for a Democratic South Africa (CODESA) stets für Privateigentum an Land eingesetzt. Die marktbezogene Bezahlung von Land ist kein Hindernis für eine Landreform, wie kein Geringerer als der ehemalige Präsident Kgalema Motlhanthe in seinem Bericht bestätigt.

Die Bildung der Bauernschaft hat die Betroffenen nicht dazu gebracht, den Weg des Unterdrückers zu gehen. Zuweilen festigte es ihre Standhaftigkeit gegenüber den bekannten Wegen ihres Volkes. In der Vergangenheit besaßen einige Frauen Land. Dennoch wurde einigen der Zugang zu Land aus willkürlichen Gründen wie Kultur und Geschlecht verwehrt.

Ngcukaitobi weist darauf hin, dass Projekte wie das Wiederaufbau- und Entwicklungsprogramm unbeabsichtigte Folgen für die Begünstigten hatten. Sie konnten sich die Gebühren und Steuern sowie den Strom nicht leisten.
Der in der Verfassung vorgeschlagene angemessene Betrag für die Landreform wurde fälschlicherweise als finanzielle Entschädigung interpretiert.
Das doppelte Problem der Korruption und der geheimen Absprachen zwischen Staatsbeamten und Landbesitzern bremste die Landreform. In hohem Maße behinderte auch ein Mangel an staatlichen Kapazitäten den Fortschritt der Landreform.

Wirtschaftliche Auswirkungen wie in Simbabwe bremsten eine erfolgreiche Landreform. Die Banken spielen eine aktive Rolle als Nutznießer von gestohlenen Vermögenswerten, die immer noch unter Zollverschluss sind.

Bewertung

Diese Rezension ist eine persönliche Meinung des Rezensenten. Das Buch bringt den Leser:innen mit dem langwierigen und komplizierten Prozess des Landes auf den neuesten Stand. Es bewertet interventionistische Maßnahmen auf ihre Wirksamkeit hin, die meist ins Leere läuft. Ngcukaitobis Wahl des Titels passt zum Inhalt des Buches.

Teaser & Schlusskommentar des Rezensenten

Ngcukaitobi legt ein überzeugendes Argument gegen die Zahlung marktgerechter Preise für die Landreform vor. Er stellt sie bewusst den konkurrierenden sozialen Staatsaufgaben wie Gesundheit und Bildung gegenüber.

Letzten Endes handelt es sich um weißes Land in Privatbesitz, das kapitalisiert werden kann. Dem gegenüber steht schwarzes kommunales/geteiltes Land, das nicht kapitalisiert werden kann.

Über den Verfasser

Weitere Informationen

Diese Rezension ist die erste in der neuen Reihe Buch des Monats vom Goethe Institut Südafrika. 
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    „Das Buch bringt den Leser auf den neuesten Stand des langwierigen und komplizierten Prozesses der Landentwicklung in Südafrika. Es bewertet interventionistische Maßnahmen auf ihre Wirksamkeit hin, die größtenteils ins Nichts führt.“

    Auf der linken Seite das Buchcover von "Land Matters" und rechts im Bild ein Portraitfoto von Tlou Meso, dem Verfasser der Rezension. Beide Bilder vor dem dunkeln Goethe Blau. Penguin Random House South Africa | Tlou Meso Penguin Random House South Africa | Tlou Meso

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