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19:00 Uhr
Syrien: Quo Vadis?
Filmvorführung & Paneldiskussion | Flucht, Migration und die Politik der Zugehörigkeiten
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ACUD Studio, Berlin
- Sprache Englisch
- Preis Eintritt frei
- Teil der Reihe: Syrien: Quo Vadis?
Für viele syrische Künstler*innen, die in Deutschland im Exil leben, stehen politische Forderungen nach ihrer „sofortigen Rückkehr“ – oft in ausschließenden oder diskriminierenden Begriffen formuliert – in Widerspruch zu ihrem prekären rechtlichen Status, der häufig nicht einmal einen Besuch in der alten Heimat zulässt. Darüber hinaus versetzt die zunehmend migrationsfeindliche Rhetorik in Deutschland und ganz Europa sie in eine immer größere Ungewissheit – sie sind gefangen in einem politischen Klima, das sie zum Weggang drängt, und einem Heimatland, in das sie nicht sicher zurückkehren können. Unsere nächste Diskussion wird sich mit dieser Spannung befassen – und damit, wie rechtliche, politische und soziale Kräfte die künstlerische Produktion im Exil prägen und die persönlichen und beruflichen Werdegänge syrischer Künstler*innen in Deutschland beeinflussen.
Als Beitrag zu dieser offenen Diskussion präsentieren wir den Film „Becoming Iphigenia“ (Regie: Reem Al-Ghazzi), der die Theaterproduktion Iphigenie dokumentiert, inszeniert von Mohammad Al Attar und Omar Abu Saada für die Berliner Volksbühne 2017.
Auf die Filmvorführung folgt eine Gesprächsrunde mit dem Dramatiker Mohammad Al Attar, der multidisziplinären Künstlerin Zena El Abdalla sowie der Migrationsforscherin Ruby Haji Naif.
Die Diskussion wird sich darauf fokussieren, wie syrische Exilierte in Deutschland mit der sich rasant verändernden politischen Landschaft umgehen. Wie beeinflusst der wachsende Druck auf Abschiebungen sowie die Verschiebung in der Migrationsdebatte ihr Gefühl der Zugehörigkeit? Was bedeutet es, in einem Land eine Zukunft zu gestalten, in dem die Stimmung gegenüber Geflüchteten zunehmend feindseliger wird? Welche Auswirkungen haben in diesem Kontext die tiefgreifenden politischen Veränderungen in Syrien – wo das Assad-Regime gestürzt wurde und das Land nun in eine neue, unsichere Phase eingetreten ist – auf die Wahrnehmung von Heimat und die Möglichkeit einer Rückkehr? Sind syrische Künstler*innen und Intellektuelle zwischen zwei instabilen Kontexten gefangen? Und wie prägt dies ihre kreative Arbeit, ihre Erzählungen und ihr sich wandelndes Identitätsverständnis?
Die Diskussion wird moderiert von Carmen Herold, Projektleiterin des Goethe-Instituts im Exil.
Gäste
Mohammad Al Attar ist ein syrischer Schriftsteller, Dramatiker und Essayist. Sein Werk vereint Dokumentation mit Fiktion, er gilt als wichtiger Chronist des vom Krieg gezeichneten Syriens. Seine Theaterstücke, u. a. Withdrawal, A Chance Encounter, Could You Please Look into the Camera?, Antigone of Shatila, While I was waiting, Aleppo. A Portrait of Absence, Iphigenia, The Factory, Damascus 2045, Yesterday’s Encounter und Searching for Zenobia wurden in verschiedenen Sprachen an bedeutenden internationalen Bühnenund Festivals aufgeführt, darunter die Berliner Volksbühne, HKW Berlin, Ruhrtriennale, Theater Freiburg, das Avignon Festival und das Festival d'Automne in Paris, das Lincoln Center in New York, das Kunsten Festival in Brüssel, das Royal Court Theatre in London, das Zurich Theater Spektakel und das Adelaide Fringe Festival in Australien. Zusätzlich zu seinen Bühnenwerken hat Al Attar zahlreiche Beiträge in Magazinen und Zeitungen veröffentlicht, mit einem besonderen Fokus auf die syrische Revolution und die daraus resultierenden Konflikte seit 2011.
Zena El Abdalla ist eine syrische Architektin und multidisziplinäre Künstlerin, die in ihren Arbeiten psychologische Zustände erforscht und menschliche Prinzipien, Werte und gesellschaftliche Fragen hinterfragt.
Sie ist Mitgründerin und Managerin der MENA Art Gallery, einer Online-Plattform, die sich der Präsentation und dem Verkauf von Kunstwerken aus Nahost und Nordafrika widmet. Darüber hinaus ist sie als Senior Art Director für Syria Untold und Untold Mag tätig, zwei unabhängige journalistische Plattformen, die sich Storytelling und freier Meinungsäußerung widmen.
Ruby Haji Naif ist eine syrische Forscherin und Anthropologin. Sie hat an mehreren Forschungsprojekten mit akademischen Einrichtungen und internationalen Organisationen gearbeitet und sich dabei auf Migration und kulturelle Dynamik konzentriert. Derzeit promoviert sie an der Universität Cambridge, wo sie sich mit Migration und kultureller Staatsbürgerschaft befasst.
In ihrer Arbeit untersucht sie, wie sich Syrer*innen in Berlin durch Kunst, Musik, Filme, Comedy und andere Formen der kulturellen Teilhabe an der Öffentlichkeit beteiligen. Durch umfangreiche Feldforschung erkundet sie, wie Syrer*innen in Deutschland als Aktivist*innen, Künstler*innen, Musiker*innen, Performer*innen und Stand-up-Comedians soziale und kulturelle Integration gestalten.