Hajouri wird einzeln oder gemeinsam von Männern und Frauen und in Begleitung rhythmischen Klatschens aufgeführt. Nachdem ein Solo-Performer beginnt, antwortet ihm ein Chor, welcher von der Kerir, eine Art Klagegesang, der von Männern angestimmt wird, begleitet wird. Kontrapunktische Melodien (verschiedene eigenständig geführte Stimmen) und regionale Varianzen prägen diesen Stil. der Hajouri kann aber auch gemeinsam in einer einfachen, einstimmigen Form aufgeführt werden.
Hajouri-Melodien nutzen vier- oder fünfton Systeme, die ohne Halbtonschritte in einem einfachen Tritonus-Intervall auskommen.
Der Hajouri-Tanz begleitet diese Musik. Dabei verlassen ein einzelner oder mehrere der Männer die Linienformation und wählen eine Partnerin zum Tanz aus. Sie stehen den Frauen gegenüber und stampfen mit einem Fuß auf den Boden, eine Bewegung, die Sakka oder Sagga heißt und der entsprechenden Frau ihre Wahl als Partnerin signalisiert. Zu den Bewegungen und Klatschrhythmen der Jungen im Hintergrund beginnen die Männer und ihre Partnerinnen nun, im Rhythmus zu springen. Der Tanz endet, wenn einer oder beide Partner zu ihren Positionen zurückkehren, um anderen das Tanzfeld zu überlassen. Häufig sind es zukünftige Lebenspartnerschaften, die bei diesem Tanz ausgewählt werden.
Wie viele andere populäre Gesangstraditionen thematisiert Hajouri gesellschaftliche Aspekte und Ereignisse wie zum Beispiel aufeinanderfolgende Revolutionen und die sozialen und wirtschaftlichen Aufstände, die die Menschen im Sudan erlebt haben.
Es war Mohamed Adams Anliegen den Westsudan über seine musikalischen Produktionen bekannt zu machen und die Menschen dieses Tanzes, welche in Darfur leben, hervorzuheben. Dass das Tunjur Volk (abgesehen von jenen aus dem Baggara-Gürtel) den Tanz ebenso darstellen zeigt die Toleranz der Menschen aus dem Darfur.
Text: aus populärer Erinnerung
Komposition: Adam Ibrahim
Arrangement:
Instrumentierung: Sequenzer-Instrumente: Calabash, Bongo, Conga, Gitarren, Glocken, Kalimba
Originalkomposition/Datum: alt
Gesang: Mohamed Adam
Instrumentalisten:
Solina Organ: Melodiestimmen, virtuelle Instrumente
Mohamed Sharhabil: Bass, Schlagzeug
Mohamed Araki: Sequenzer
Aufnahme: August 2021
Text: keine Angabe
Das Warum hinter der Musik
Meine Kindheit im Dorf Grabbishi bei Darfur hat mir die sprachliche, musikalische und kulturelle Vielfalt, die in den zentralen Städten des Sudan und seinen peripheren Regionen existiert, bewusst gemacht. Von klein auf hat mich mein musikalisches Interesse dazu veranlasst, die Melodien, die ich hörte, miteinander zu vergleichen. Seitdem nahm auch mein auditives Gedächtnis Form an, welches ein integraler Teil der vielfältigen sudanesischen Kulturproduktion ist.
Trotz der ethnischen, kulturellen und sprachlichen Vielfalt des Sudan dominiert seit der Verbreitung des Radios und den Anfängen der Dokumentation sudanesischer Musik der sehr spezifische Musikstil des Al-Hakiba die Medien, der während der 1940er-Jahre mit dem Aufkommen des Radios in Khartoum entstand und vor allem mit Khartoum, dem Zentrum des Sudans, verbunden wird.
Jedoch bringt uns die Musik aus den verschiedensten Teilen Afrikas trotz kultureller oder sozialer Unterschiede zusammen. Deshalb will ich die Zuhörer durch dieses Projekt mit den vielfältigen sudanesischen Musikstilen bekannt machen, von denen ich glaube, dass sie religiöse und ethnische Grenzen zwischen verschiedenen Völkern einreißen können. Die Tatsache, dass verschiedene Regierungen daran gescheitert sind, viele der bestehenden Kulturen sichtbar zu machen, während sie sich auf andere konzentriert haben, hat ein größeres Bewusstsein für die Unterschiede zwischen verschiedenen Gruppen hervorgebracht. Das wurde noch durch die Präsenz sozialer Klassenunterschiede, die die Gegensätze zwischen urbanen und ruralen Bevölkerungen betonten, verstärkt und festigte dadurch das Bewusstsein für die eigene Kultur. Diese Unterschiede schmelzen in urbanen Zentren wie Darfur und Khartoum dahin, wenn Einwohner ruraler Gegenden versuchen, sich in die Mehrheitskultur der Stadt einzufügen.
Aufgrund meiner Obsession, unser reichhaltiges musikalisches Erbe zu dokumentieren und an meine Zuhörer weiterzugeben, habe ich mich dem, was ich das „auditive Gedächtnis“ des sudanesischen Volkes nenne, zugewandt. Ich habe mit vielen Musikern, Instrumentalisten und Tänzern gesprochen und Forscher kontaktiert, die mir mit der Analyse der Archivmaterialien halfen. Durch Interviews und Feldforschung habe ich schließlich verstanden, dass das sudanesische Volk sein eigenes kulturelles Archiv durch Erinnerung aufgebaut hat, ein Archiv, das als Teil seines Seins in seinem eigenen Bewusstsein lebt.
Es war schwierig, all diesen kulturellen Reichtum in meinen Liedern zu reflektieren, die überwiegend aus Beispielen aus verschiedenen Ecken dieses großartigen Landes stammen. Dennoch sind sie ein bescheidener Versuch, Teile unseres geliebten Sudans kennenzulernen. Das Projekt und diese Dokumentation bestätigen, dass der Sudan eine Mischung musikalischer und kultureller Identitäten und so ein wahres Beispiel der Vielfalt ist.
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November 2021