Ehemalige Gasfabrik und Kraftwerk

Ehemaliges Elektrizitäts- und Gaswerk

  • Baujahr: 1928-33
  • Ort: Sıhhiye, Ankara
  • Architekt: Werner Issel

Die Anlage in Maltepe war in Ankara das erste Gaswerk und das erste Kraftwerk, das Strom durch die Verarbeitung von Koks produzierte. Der Komplex wurde von der deutschen Firma „Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft“ (AEG) entworfen und errichtet, Architekt und Ingenieur war Werner Issel.

Mit dem Bau des Kraftwerks und der Schornsteine wurde 1928 begonnen, 1928 folgten die Erdgasöfen, im Jahr 1933 wurde das Kraftwerk weiter ausgebaut und zum Gas- und Elektrizitätswerk Maltepe vereint. Heute umfasst der Komplex die EGO-Generaldirektion, das Betriebsgebäude, die Erdgasfabrik und ihre Verwaltung, einen Kran für die Kohleverladung, die Entschwefelungsanlage, den Kühlturm, den Dieselgenerator und Pumpen, das Kraftwerk mit seinen Schornsteinen, das Transformatorenhaus, die Elektrowerkstatt und den Gasometer. Neben den technischen Anlagen für die Strom- und Gaserzeugung wurden auf dem 57.270 m2 großen Areal auch Wohnblocks für die Arbeiter, eine Kantine und eine Moschee bereitgestellt; alles in allem befinden sich rund 40 Bauten auf dem Fabrikgelände. Sie wurden anfangs von deutschen, später von englischen und türkischen Ingenieuren und Baumeistern errichtet.

Ebenso wie an anderen Bauwerken aus der Frühzeit der Republik, zeigen sich auch an den Anlagen der Gasfabrik die für Industriebauten charakteristischen Formen des internationalen Stils. Nicht nur die technischen Bauten mit den ihrer Funktion entsprechenden Formen, sondern auch die Sozialbauten wie die Wohnhäuser und die Kantine spiegeln einen internationalen Architekturstil wider.

Der Komplex bildet zusammen mit einigen nahe gelegenen, anderen mittelgroßen Betrieben und den Gleisanlagen das Industriegebiet der Hauptstadt Ankara. Die Bauten des Elektrizitäts- und Gaswerks sind abgesehen von ihrem technisch-industriellen und architektonischen Wert nicht nur Zeugen aus den Gründungsjahren der Republik, sondern die Gasometer, Gasöfen, Kühltürme und Schornsteine sind mit der Zeit auch zu städtischen Industriedenkmälern geworden.

Am 19. März 1991 wurde der Komplex vom Rat für den Schutz der Kultur- und Naturschätze Ankaras als Immobilie mit besonderem kulturellem Wert ausgewiesen. Im Anschluss daran hat die EGO-Generaldirektion, einer der Eigentümer, ihren beim Verwaltungsgericht angestrengten Prozess über die Aufhebung des genannten Beschlusses verloren; eine endgültige Entscheidung erging von der 6. Kammer des Obersten Verwaltungsgerichts mit Nr. 1996/5342. Durch einen vom Rat für den Schutz der Kultur- und Naturschätze Ankaras am 16. Juni 2006 erlassenen Beschluss wurde jedoch für den Kühlturm, den Kran, der Gasometer, die Schienen, die Pumpenstation und die Schornsteine des Kraftwerks die Bezeichnung „Kulturgut“ aufgehoben, wobei die Stadtverwaltung bereits am 13. Juni 2006 mit dem Abriss wichtiger Gebäude des Komplexes begonnen hatte.

Goethe-Institut Ankara
2010