Einladende Architektur
Pakistan

Wie junge Architekturtalente aus Pakistan Inspiration für das Bildungszentrum des Goethe-Instituts in Karachi sammelten.

Im September 2024 begaben sich sieben Architekturstudierende aus Pakistan auf eine außergewöhnliche Studienreise durch Deutschland. Als Gewinner*innen eines vom Goethe-Institut Karachi ausgelobten Architekturwettbewerbs zum Neubau seines Bildungszentrums erhielten sie die Gelegenheit, zentrale Orte deutscher Baukultur zu erkunden – von ikonischen Bauhaus-Stätten in Dessau über die Neue Nationalgalerie in Berlin bis hin zum Olympiapark in München. Im Zentrum der vom Besucherprogramm des Goethe-Instituts organisierten Reise: der Austausch über nachhaltiges Bauen und die Frage, wie Architektur Räume schaffen kann, die offen, einladend und sozial wirksam sind.
 
Ein Highlight der Reise: die eindrucksvolle Dachkonstruktion des Münchner Olympiaparks
Ein Highlight der Reise: die eindrucksvolle Dachkonstruktion des Münchner Olympiaparks | © Goethe-Institut

Architektur, die verbindet

Gebäude, die sich zur Stadt hin öffnen, die Begegnung ermöglichen und vielfältige Nutzungen zulassen – diese Idee stand im Mittelpunkt des Wettbewerbs, den das Goethe-Institut Anfang 2024 unter Architekturstudierenden in ganz Pakistan ausgerufen hatte. Die prämierten Entwürfe überzeugten durch kreative Ansätze zur Nachhaltigkeit: von multifunktionalen Lernräumen über natürliche Belüftungskonzepte bis hin zur Verwendung recycelter Materialien wie Eisverpackungen oder von schnell wachsendem Bambus.

Begleitet von der Architektin Asma Zaid, die als Jurymitglied am Wettbewerb beteiligt war, reisten die Studierenden nach Berlin, Dessau und München – im Fokus dabei stets auch der Blick auf Architektur, die sich nicht nur ökologisch, sondern auch sozial nachhaltig versteht.
 
Stahl, Granit und viel Licht - Besuch in der Neuen Nationalgalerie
Stahl, Granit und viel Licht - Besuch in der Neuen Nationalgalerie | © Goethe-Institut

Ikonen der Architekturgeschichte – hautnah erlebt

Ein Höhepunkt der Reise war der Besuch der Neuen Nationalgalerie in Berlin, einem Meisterwerk von Mies van der Rohe. Für Yaqoob Amir, einen der Teilnehmenden, war es ein besonderes Erlebnis, die oft in Lehrbüchern studierten Details – Griffe, Türrahmen, Fensterprofile – endlich aus nächster Nähe betrachten zu können. „Diese Elemente live zu erleben, bestärkt mich in meinem Verständnis, dass genau diese Details gute Gestaltung ausmachen“, so Amir.

Auch das Bauhaus in Dessau beeindruckte die Gruppe nachhaltig. Die Prinzipien von Licht, Transparenz und sozialer Öffnung, die das Bauhaus prägten, fanden sich als roter Faden in vielen der auf der Reise besuchten Gebäude wieder – von der Berliner Philharmonie bis zum Olympiapark in München, dessen einzigartiges Zeltdach nicht nur architektonisch, sondern auch symbolisch für eine neue Offenheit der Olympischen Spiele steht. Besonders begeistert zeigte sich die auf Dachkonstruktionen spezialisierte Studentin Neha Mansoor – eine angeseilte Tour über das Zeltdach bot der Gruppe spektakuläre Einblicke in die Ingenieurskunst der 1970er Jahre.

Nachhaltigkeit als Ausgangspunkt

Die Reise bot nicht nur architektonische Highlights, sondern auch intensiven Austausch mit Expert*innen. Beim Besuch der Transsolar KlimaEngineering GmbH in München diskutierten die Studierenden mit Ingenieur*innen über innovative Konzepte zur Energieeffizienz und Gebäudeklimatisierung. „In Pakistan sprechen wir viel über diese Themen – aber hier konnten wir sehen, wie sie konkret umgesetzt werden“, sagte Insiya Huzaifa beeindruckt.
 
Das Gasteig in seinem Interimsquartier HP8, einer ehemaligen Trafohalle, die zur Heimat verschiedener Kultureinrichtungen umfunktioniert wurde.
Das Gasteig in seinem Interimsquartier HP8, einer ehemaligen Trafohalle, die zur Heimat verschiedener Kultureinrichtungen umfunktioniert wurde. | © Goethe-Institut

In Zukunft wird es verstärkt um neue Lösungen für bestehende Gebäude gehen: Das Münchner Kulturzentrum Gasteig, das bei seinem geplanten Umbau mit großzügigen Glasfronten und dem Erhalt bestehender Bausubstanz neue Maßstäbe setzen will, wurde als Beispiel für nachhaltige Stadterneuerung vorgestellt – ein Konzept, das auch für Karachi von Bedeutung sein könnte.

Impulse für die Zukunft

Für die Studierenden war die Reise weit mehr als ein Studienaufenthalt – sie war ein Türöffner. Viele von ihnen denken nun über ein Master- oder Promotionsstudium in Deutschland nach. Vor allem aber nehmen sie konkrete Impulse mit zurück nach Karachi, wo sie den Entstehungsprozess des neuen Goethe-Bildungszentrums weiter begleiten werden. Ein Zentrum, das mehr sein soll als ein Lernort – eine grüne Oase inmitten der Metropole, offen für alle, die Raum für Bildung, Begegnung und Erholung suchen.

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