#LutherLenin
Reformation und Revolution

Was verbindet Martin Luther mit Mark Zuckerberg? Schauspielerinnen und Freunde des Studio Hrdinů lesen 12 Stunden Manifeste im Foyer des Theaters.
Was verbindet Martin Luther mit Mark Zuckerberg? Schauspielerinnen und Freunde des Studio Hrdinů lesen 12 Stunden Manifeste im Foyer des Theaters. | Foto: Goethe-Institut, Stepan Pech

Drei Bühnen, drei Rundfunksender, zwölf Stunden Programm. Das Theoriefestival „#LutherLenin” des Goethe-Instituts Tschechien verwandelte drei Räume des Prager Theaters Studio Hrdinů in Radiostationen. Im Zentrum stand die Frage, ob wir noch im Zeitalter der Revolutionen leben.

Beginnen wir mit einer der Leitfragen, mit denen auf Plakaten für „#LutherLenin” geworben wurde: Leben wir noch im Zeitalter von Revolutionen? Denn wenn heute gesellschaftliche Anerkennung auf Einzigartigkeit, Originalität und Durchsetzungsvermögen beruht – und nicht auf Empathiefähigkeit, Verständigung und Solidarität –, scheint eine große Veränderung fast unvorstellbar. Vielleicht muss man aber gar nicht so schwarz sehen…

Schauspieler und Hörsprecher Andreas Tschernek im Gespräch mit Tomáš Sedláček, dem bekanntesten Ökonom Tschechiens.
Schauspieler und Hörsprecher Andreas Tschernek im Gespräch mit Tomáš Sedláček, dem bekanntesten Ökonom Tschechiens. | Foto: Goethe-Institut, Stepan Pech

Diskurs im Äther

Das Theoriefestival „#LutherLenin” basiert auf dem Gedanken, dass Revolutionen immer auch auf medialen Umwälzungen basieren: Sei es der Buchdruck mit seinem Einfluss auf die Reformation, das Fernsehen, das die Wenden in den achtziger Jahren begleitete, oder das Internet, das einen enormen Einfluss auf den Arabischen Frühling hatte. Da liegt was in der Luft. Es ist unsichtbar und zugleich notwendig für die Verbreitung einer jeden Botschaft. So ist das Mediale ein Grundprinzip der Inszenierung im Theater Studio Hrdinů in Prag, denn das gesamte zwölfstündige Programm aus Diskurs, Performance und Klangexperimenten wurde in den Äther übertragen. So konnten auch alle diejenigen daran teilnehmen, die die richtige Frequenz eingestellt hatten.

Ein wilder Mix aus philosophischem Diskurs, Literatur Theater und Musik: Radiorevue des A2 Kollektivs aus Prag.
Ein wilder Mix aus philosophischem Diskurs, Literatur Theater und Musik: Radiorevue des A2 Kollektivs aus Prag. | Foto: Goethe-Institut, Stepan Pech

Auf derselben Wellenlänge

Dieser Äther, in dem sich Radiowellen ausbreiten, ist eine schöne Metapher dafür, wie aus einer Versammlung Einzelner ein Ereignis werden kann. Ob wir das nun Revolution nennen oder nicht. Das hängt auch davon ab, wie sie vermittelt, erzählt und erinnert wird. Bei „#LutherLenin” standen Begriffe wie Revolution, Glaube, Subjekt, Performance und Medium im Zentrum. Doch solche Begriffe existieren nicht per se. Was zählt, ist ihr Gebrauch, ihre Verbindung untereinander, wie es der Hashtag im Titel nahelegt. Das löste sich in der Veranstaltung besonders dort ein, wo es zu zwischenmenschlichen Begegnungen und Gesprächen über historische und aktuelle Bezüge kam. Denn nur wenn Menschen miteinander sprechen und einander zuhören, bleibt die Revolution im Bereich des Möglichen.



 

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