Das Zentrum ist tot, es lebe das Zentrum

Das Zentrum ist tot, es lebe das Zentrum  war Teil des Projekts Wie wollen wir zusammen leben?  des Goethe-Instituts Buenos Aires, das einen internationalen Austausch zwischen Künstler*innen, Stadtplaner*innen und Wissenschaftler*innen förderte, um über das Zusammenleben in den Städten der Zukunft nachzudenken, und war Teil der ersten Ausgabe der Veranstaltungsreihe Microcentro cuenta, die vom Kulturministerium der Stadt Buenos Aires präsentiert wurde.

El centro ha muerto, viva el centro - Instalaciones audiovisuales en el Microcentro

Monuments of the Disclosed

Ahmet Öğüt, Niederlande, 2022, Denkmäler in erweiterter Realität (AR).

Monuments of the Disclosed © Ahmet Ögüt

Eine Sammlung von einzigartigen Denkmälern, die bedeutenden whistleblowers gewidmet sind.

In Zusammenarbeit mit Artwrld hat Öğüt Monuments of the Disclosed geschaffen, eine Sammlung von digitalen Denkmälern, die neun bedeutenden whistleblowers gewidmet sind. Menschen, die oftmals nur mit großen persönlichen Opfern Betrug, Bosheit und die Vergehen unkontrollierter Macht aufgedeckt haben und die für ihre mutige Enthüllungen oftmals bis heute noch keine Anerkennung erhalten haben.
Ahmed Ögüt
wurde 1981 in Diyarbakır geboren und ist soziokultureller Manager, Künstler und Professor. Er arbeitet mit einer Vielzahl von Medien, darunter Fotografie, Video und Installationen. Kürzlich präsentierte er Einzelausstellungen im Kunstverein Dresden, der Kunsthal Charlottenborg, der Chisenhale Gallery und dem Van Abbemuseum. Auch nahm er an mehreren internationalen Biennalen und Gruppenausstellungen teil. Er ist Gastdozent, Mentor, Tutor, Berater und Forschungsprofessor an renommierten Universitäten und Kunstakademien. Bei der 53. Biennale von Venedig (2009) war er einer der ausgewählten türkischen Künstler.

Archivo de la Memoria Popular Villa 20

Argentinien, Archiv des Kollektiven Gedächtnisses Villa 20, 2023, Videos und aus Dokumenten bestehendes Diagramm.

Archivo de la Memoria Popular Villa 20 © Archivo de la Memoria Popular Villa 20

Das Viertel wird durch die Arbeit und die Zusammenarbeit der Bewohner aufgebaut. Ein Ort wie Villa 20 lebt immer in der Gegenwart. "Komm nach Lugano und baue dir ein kleines Haus neben meinem", schrieb sein älterer Bruder, der bereits in der Gegend wohnte, Anfang der 1960er Jahre an Ricardo. Es ist wichtig, sich dieses Netzwerkes der Zusammenarbeit und Gemeinschaftsarbeit bewusst zu werden und in Information umzuwandeln. Der Wert eines Grundstücks geht weit über den Wert hinaus, der ihm auf dem Immobilienmarkt beigemessen wird. Deshalb sammeln wir Erzählungen von Aktionen, die die Gemeinschaft durch ein Netz gegenseitiger Hilfe und Unterstützung unter den Menschen stärken. Zum Beispiel die kollektive Organisation lebensnotwendiger Dienstleistungen wie Wasserversorgung, Kanalisation, Kabelfernsehen oder Gemeinschaftsküchen.

Woraus besteht das kollektive Gedächtnis von Villa 20 und wie nimmt es Kontakt auf zum Zentrum der Stadt?
Archivo de la Memoria Popular Villa 20
Das Archivo de la Memoria Popular Villa 20 ist ein Projekt, das aus der 2018 ins Leben gerufenen Werkstatt Film und Erinnerung hervorgegangen ist. Der Aufbau des Archivs zielt darauf ab, einen Raum zum Austausch unter den Bewohnern von Villa 20 zu schaffen als Ausdruck dafür, dass die Erinnerung eine kollektive und aktive Handlung ist, die durch die Produktion von Erzählungen über die Vergangenheit und die Gegenwart entsteht.
Es ist ein Archiv des Stadtviertels für das Stadtviertel, das eine lange Geschichte aufweist und in dem heute viele Veränderungen stattfinden. Viele Nachbarn gestalten das Viertel Tag für Tag und gewinnen dadurch gleichzeitig einen aufmerksamen Blick auf seine Entwicklung. Dieser Blick soll gepflegt und bewahrt werden.
Die Erinnerung setzt sich zusammen aus Fragmenten, Fotos, Videos, Zeugenberichten, Zeichnungen, Gegenständen, Briefen, Schriftstücken und Urkunden. Sie besteht auch aus Häusern, die gebaut wurden, Fenstern, Straßen, Gemeinschaftsräumen, Organisationsformen, persönlichen und gleichzeitig gemeinsamen Geschichten.

Baquedanos

Chile, Baquedanos, 2019/20, 3D-Animation.

Mit Hilfe der Photogrammetrie wurden während der sozialen Unruhen in Chile im Jahr 2019 zahlreiche Momentaufnahmen des Manuel-Baquedano-Denkmals gemacht, die verschiedene Zeitpunkte der Umgestaltung dieses zuvor unbeweglichen und monolithischen Denkmals widerspiegeln. An einem Ort, der offiziell als Plaza Baquedano, umgangssprachlich als Plaza Italia und politisch als Plaza Dignidad bekannt ist, wurde dieses Denkmal im sozialen Zentrum der Stadt Santiago de Chile zu einem beredten Symbol für einen Moment, in dem verschiedene politische und soziale Kräfte einen wahren ästhetischen Kampf führten, um das Reiterdenkmal mit ihren Forderungen und Slogans zu überziehen.
Cristóbal Cea
Ist ein chilenischer Künstler, dessen Arbeit sich auf die Beziehungen zwischen digitalen Medien, Geschichte und Erinnerung konzentriert: Seine interdisziplinäre Praxis nutzt digitale Medien und Archive als Werkzeuge, um vergessene oder übersehene Geschichten neu zu untersuchen mit dem Ziel, das Fortbestehen vergangener Fehler in der Gegenwart zu entmystifizieren.
Werke wie Hawker Haunted, Fountain of Youth oder Followers of the Floodbefassen sich kritisch mit komplexen Themen wie dem Fortbestehen faschistischer Ideologien im heutigen Chile, den Widersprüchen in der Kombination von Demokratie und Wirtschaftsliberalismus und der Reflexion über den öffentlichen Raum, wobei 3D-Scans als Denk- und Gestaltungsmittel eingesetzt werden.
Aktives Mitglied von Antes del olvido, einem ein Kollektiv, das Kunst und Bildung verbindet, um ein offenes Archiv zur Erinnerung an die soziale Explosion in Chile im Oktober 2019 zu schaffen.
Cea ist derzeit Professor für digitale Medien an der School of The Museum of Fine Arts der Tufts University, Boston, USA.

Contagion Post Human - Trailer

Deutschland, 2020, Video.

Contagion Post Human Ⓒ Damjanski

In Contagion Post Human - Trailer verwendet Damjanski die Technologie der Bye Bye Camera. Dabei handelt es sich um eine Anwendung, die neuronale Netze verwendet, um Menschen aus dem Bild zu löschen; allerdings bewahrt die Kamera einige menschliche Spuren. Damjanski vergleicht diese visuellen Spuren mit surrealen Artefakten eines spekulativen post-humanen Szenarios. Wie der Name schon sagt, ist das Video der Trailer für den kommenden Spielfilm Contagion post human, für den die Bye Bye Camera-Technologie den Thriller Contagion (2011) von Steven Soderbergh abfilmt. Thema von Sonderberghs Film ist der Ausbruch einer durch ein tödliches Virus ausgelösten Pandemie.

Contagion Post Human - Trailer wurde in Zusammenarbeit mit dem Software-Ingenieur Barbosa entwickelt.

Inside: Balloon Dog

Deutschland, 2021, Erweiterte Realität (AR), digitales Objekt

Inside: Balloon Dog © Damjanski

Damjanskis Arbeit Inside: Balloon Dog erkundet die erweiterten Möglichkeiten der Realität. Räumliche Software führt neue Materialitäten und Perspektiven in die Wahrnehmung der Menschen ein. Der Mensch ist ein räumliches Lebewesen. Wir erleben den größten Teil unseres Lebens in Zusammenhang mit dem Raum. Inside: Balloon Dog ermöglicht den Besuchern, Jeff Koons' Balloon Dog von innen zu erleben. Eine Perspektive, die ohne Technologien der erweiterten Realität (AR) nicht möglich wäre. Eine neue Raumerfahrung.
Damjanski
Ist ein Künstler, der in einem Browser lebt. Er beschäftigt sich mit Themen wie Macht, Poesie und Partizipation und erforscht das Konzept der Anwendung als Kunstwerk. Seine Arbeiten wurden international ausgestellt, unter anderem im NRW-Forum, König Galerie, Roehrs & Boetsch, Pioneer Works, MoCDA, Tropez e Import Projects. Damjanski wohnt derzeit in New York.

Todo sigue igual

Argentinien, Alles geht seinen gewohnten Gang, 2020, 16 mm.

Todo sigue igual Ⓒ Daniel Carrizo

Daniel Carrizo
ist 27 Jahre alt und wurde in Buenos Aires, Argentinien geboren. Er studierte Beleuchtung und Bildgestaltung/Kamera an der Universität La Fundación del Cine. Seit mehreren Jahren arbeitet er als Kameramann und Farbkorrektor in der Postproduktion, hauptsächlich für Film, Videoclips und Werbung. Als Regisseur hat er den Dokumentarfilm Amazonas gedreht, der im Rahmen des unabhängigen Filmfestivals BAFICI 2021 im lateinamerikanischen Wettbewerb sowie auf mehreren lateinamerikanischen Festivals gezeigt wurde. Als Fotograf wurde er 2019 vom Förderpreis für junge Fotografie der Arte x Arte-Stiftung mit einer lobenden Erwähnung ausgezeichnet.

Not Gone With The Wind

Deutschland / Spanien, 2002, HD/ found footage.

Not Gone With The Wind © Eli Cortiñas

Cortiñas' neuestes Video ist eine Collage von schon existierendem Filmmaterial aus Hollywood-Filmen, Fernsehserien, Werbung, TED-Talks und YouTube-Videos, ergänzt durch von ihr erstellte Animationen. Das Werk ist nach dem fast gleichnamigen Bürgerkriegsepos Vom Winde verweht aus dem Jahr 1939 benannt, das kürzlich eine Kontroverse auslöste, nachdem HBO Max den Film wegen seiner rassistischen Darstellung von Schwarzen vorübergehend aus seinem Streaming-Dienst entfernt hatte. Durch das dem Originaltitel hinzugefügte not, ein simpler, poetischer Zusatz, wird die lange Tradition Hollywoods angeprangert, toxische Stereotypen darzustellen und sie durchzusetzen. Die anhaltende Falschdarstellung im Mainstream-Kino hat dazu beigetragen und trägt weiterhin dazu bei, eine irreführende historische Narrative zu verstärken. Im Zeitalter der Fake News und der von Covid-19 angeheizten Verschwörungstheorien schlägt Cortiñas zur Rettung der Zukunft vor, die Vergangenheit neu zu überdenken. Mit einer sehr präzisen Abfolge von bewegten Bildsequenzen und Zitaten, die sich auf das aktuelle Ideensystem beziehen, zeigt das Video, wie Angst und mediale Komplizenschaft die hegemoniale Politik verstärken.
 
Eli Cortiñas
Ist eine Videokünstlerin kubanischer Abstammung, geboren in Las Palmas de Gran Canaria, Spanien. Sie war Gast- und Vertretungsprofessorin an der Kunsthochschule Kassel und der Kunsthochschule Mainz und teilte sich von 2019 bis 2022 eine Professur für Raumkonzepte mit Prof. Candice Breitz an der Kunsthochschule Braunschweig. In 2022 erhielt sie den Ruf als Professorin für Medienkunst an der Hochschule für Buchkunst und Grafik Leipzig. Cortiñas erhielt zahlreiche Stipendien und Residenzen, u.a. Fundación Botín Stipendium, Kunstfonds, Villa Massimo, Film/Video-Stipendium des Berliner Senats, Villa Sträuli Residenz, Goethe Institut Auslandsresidenz, Kölnischer Kunstverein Atelierstipendium, Rupert und Karl-Schmidt-Rottluff. Ihre Arbeiten wurden in Einzel- und Gruppenausstellungen in Museen wie Museum Ludwig, Kunsthalle Budapest, CAC Vilnius, SCHIRN Kunsthalle, SAVVY Contemporary, Museum Marta Herford, Kunstmuseum Bonn, Kunstraum Innsbruck, Centro Atlántico de Arte Moderno, Centre Georges Pompidou, Museum of Modern Art Moskau, und MUSAC u.a. gezeigt, sowie auf internationalen Biennalen und Festivals wie Riga Biennale, 6. Ural Industrial Biennale, Internationale Biennale für junge Kunst Moskau, Mardin Biennale, Internationale Kurzfilmtage Oberhausen, Curtas Vila Do Conde oder Nashville Film Festival. Sie lebt und arbeitet in Berlin und Leipzig.

Voice Elevator

Deutschland, 2021, 1-Kanal Videoinstallation.

Voice Elevator © Isabell Spengler / Neo Huelcker

In ihrer Vertical-Cinema-Installation VOICE ELEVATOR verwenden die Film-/Videokünstlerin Isabell Spengler und der Komponist*/Performer* Neo Hülcker Methoden des Strukturellen Films, der queeren Abstraktion und der Neuen Musik-Komposition, um Konventionen des narrativen Kinos und des psychologischen Filmschauspiels zu hinterfragen. In einem Performance-Experiment untersuchen sie Zusammenhänge zwischen Stimme, Geschlecht und Statuskonstruktionen in hierarchischen Gesellschaftsstrukturen.

Die Hochformat-Videoprojektion zeigt die zwei Protagonist*innen während sie in verschiedenen,gläsernen Aufzügen im öffentlichen Stadtraum von Berlin hoch und runter fahren. In einer musikalischen Komposition und einer Dialogszene thematisieren, erforschen und feiern sie durch ihre Performance das Phänomen des Stimmbruchs - als eine Folge von Gender-Transition und als ein subversives Werkzeug.

(Text: Sarah Maria Kaiser, Kuratorin GAK - Gesellschaft für Aktuelle Kunst, Bremen)
Isabell Spengler
Geb. 1972, ist eine Künstlerin und Filmemacherin aus Berlin. In ihren Filmen und Videoinstallationen analysiert und vermittelt sie divergierende Wirklichkeitskonstruktionen, imaginären Welten und deren Repräsentation. In Dialogen und Kollaborationen mit anderen Künstler*innen erforscht sie experimentelle, transdisziplinäre Formen der Zusammenarbeit, Film- und Performance-Praktiken und erfindet neue Formate. Sie ist Gründungsmitglied des feministischen Kunstkollektivs Maternal Fantasies (gegründet 2018). Weitere aktuelle Kooperationen mit Antonia Baehr, Jule Flierl, Neo Hülcker und Lindy Annis. Ihre Film- und Videoarbeiten werden seit 1998 weltweit präsentiert, unter anderem auf der Berlinale (2007, 2009, 2010 und 2012), dem Bremer Preis für Videokunst (2019) und der Videonale.19 (2023).
NH
Neo Huelcker
Ist ein* Komponist* – Performer*, dessen* Fokus auf Musik als anthropologische Untersuchung in alltäglichen Lebensumgebungen liegt. Seine* Kompositionen nehmen meist die Form von Situationen, Performances, Installationen, Videos, Aktionen und Interventionen Gestalt an und beschäftigen sich mit digitalen Praxen (wie z.B. ASMR), Kindheit, Tier-Mensch-Beziehungen, queeren Handlungsweisen und kulturellem Hacking.

BED

Belgien, 2009, Video.

Bed Ⓒ Johan Grimonprez

Der Zuschauer betritt „BED", einen intimen, verbotenen, nicht existierenden Raum, der plötzlich greifbar wirklich wird. In einer realen Umgebung tritt die Bewegung des Bildes in den Vordergrund. Die Reality-TV-Kultur hat uns an privilegierte „Schlafzimmerbilder" gewöhnt, Bilder, die in das Privatleben der Menschen eindringen und unser voyeuristisches Verlangen durch knallharte Werbespots, die unsere Wünsche vorgeben, noch steigern. Der Zuschauer hat das Privileg, die Wohnungen anderer Menschen zu betreten, als direkte Folge davon wird ihm jedoch seine eigene Privatsphäre entrissen.
Johan Grimonprez
von der Kritik gefeiertes Werk bewegt sich an den Grenzen zwischen Praxis und Theorie, Kunst und Film, Dokumentation und Fiktion und verlangt einen zweifachen Blick vom Betrachter. Seine Arbeit basiert auf einer Archäologie der aktuellen Medien und sucht die Spannung zwischen dem Intimen und der breiten Perspektive der Globalisierung.
Seine kuratorischen Projekte wurden in Museen auf der ganzen Welt ausgestellt, unter anderem in der Pinakothek der Moderne in München und im MoMA. Seine Werke sind Teil der Sammlungen des Centre Georges Pompidou in Paris und des Tate Modern in London.
In seinen Spielfilmen ist die Zusammenarbeit mit Don DeLillo, Tom McCarthy und Andrew Feinstein hervorzuheben. Grimonprez entwickelt zurzeit den Spielfilm Soundtrack to a Coup d'État. Er hat die Bücher Inflight und Looking for Alfred veröffentlicht.

Quiero ser el fantasma de este lugar

Argentinien, Ich will der Geist dieses Ortes sein, 2023, Videoinstallation.

Quiero ser el fantasma de este lugar © Julián Matta

Geträumte Projekte, ob sie in Erfüllung gehen oder nicht, haben eine Zukunft; sie schwirren herum, scheitern oder scheitern nicht, irren umher wie in der Zeit gefangene Geister, die - wie in den japanischen Horrorfilmen - nicht wissen, dass sie vergessene Gefangene sind. Wenn wir sie sehen, bewahren sie die Zartheit einer neuen Illusion. Deshalb beobachten sie uns unschuldig aus einer Ecke oder kehren uns den Rücken mit der Gleichgültigkeit von Hollywood-Stars. In der vorliegenden Arbeit werden diese Gespenster in einem Schaukasten vorgeführt: eine Zukunft voller Melancholie aufgrund der unerfüllten Träume, der unausgesprochenen Worte, der Menschen und Dinge, die auf der Strecke bleiben.
Julián Matta
Geboren 1985 in der argentinischen Provinz Chaco. Nach dem Studienabschluss in Filmregie an der Universidad del Cine widmete er sich der Produktion und Forschung in den Bereichen Malerei, Videokunst und Installation. Im Jahr 2014 nahm er an dem Workshop Esto no es una Academia (Dies ist keine Akademie) von Diego Figueroa teil. Im Jahr 2019 beteiligte er sich am Programm Arte x Arte unter der Leitung von Florencia Rodriguez Giles und Tomás Espina. Außerdem absolvierte er Praktiken bei Andrés Labaké und in der Bildhauerwerkstatt von Luis Terán. In den Jahren 2017, 2018 und 2019 hielt er sich für Produktionsresidenzen in Südkorea und Japan auf. Im Jahr 2021 war er gemeinsam mit obengenanntem Kollektiv Stipendiat in einer Residenz in Porto, Portugal.

Control a tv show. Temporada 03 Episodio 01. El síndrome de la caverna

Argentinien / Frankreich, 2016, HD-Video.

El síndrome de la caverna Ⓒ Liv Schulman

Die Arbeiten von Schulman entstehen in Form von Spielfilmen, Fernsehserien, Performance-Lesungen und Romanen. Die Erzählungen im Mittelpunkt ihrer Arbeit befassen sich mit der Rolle der Subjektivität im politischen Raum und mit der Schwierigkeit, ihm Glaubwürdigkeit zu verleihen. Folglich wird eine echte Seifenoper im Fernsehen ebenso wie in einem Museum gezeigt. Schaffen bedeutet in Schulmans künstlerischem Verständnis die unmittelbare Erfahrung einer Umgebung, eines Systems, eines Themas.
 
Liv Schulman
wurde 1985 geboren und wuchs in Buenos Aires auf. Die Einführung des Kabelfernsehens im Jahr 1990 und die Finanzkrise von 2001 gehören zu den prägendsten Momenten ihres Lebens. Sie ist Absolventin der École nationale supérieure d'arts von Paris-Cergy und lebt seit 2015 in Frankreich.

Sie stellte in renommierten Institutionen aus, unter anderem in Paris, Kopenhagen, Buenos Aires und Madrid. Sie erhielt das ADAGP-Stipendium, die Förderung der Fondation des Artistes, das DAAD-Aufenthaltsprogramm in Deutschland und wurde 2018 mit dem Ricard-Preis ausgezeichnet.

Es el fin del mundo tal como lo conocemos (Y me siento bien)

Argentinien, Das ist das Ende der Welt, wie wir sie kennen (Und ich fühle mich gut), 2020, Video.

Es el fin del mundo tal como lo conocemos (Y me siento bien) © Manuel A. Fernández

Das Video wurde 2020 in den ersten Wochen des Lockdown gedreht und zeigt Ausschnitte aus 19 Filmenden über Epidemien, Viren, Ansteckungen und Quarantäne. Das Video lädt den Zuschauer dazu ein, sich anhand dieser 19 Science-Fiction-Filme vorzustellen, wie das Ende und die möglichen Auswirkungen der Pandemie, die gerade begonnen hatte, aussehen würden.
Manuel A. Fernández
Die Werke Fernandez` wurden sowohl in Gruppen- als auch in Einzelausstellungen gezeigt und bei Wettbewerben des Caraffa-Museums, der Klemm-Stiftung, der Banco Nación, von Arte x Arte sowie beim Wettbewerb für bildende Künste UADE und dem XVI Salón Nacional de Tucumán ausgezeichnet. 2014 gewann er den ersten Preis für Fotografie beim Salón Nacional de Artes Visuales, 2021 den ersten Preis beim 51. Salón Félix Amador und 2022 zusammen mit Nicolas Martella den Förderpreis der Stadt Santa Fe beim 99. Salón de Santa Fe.

Robotron – a tech opera

Deutschland, 2018/22/23, Webserie, Staffel 1, Screencast.

Robotron - A Tech Opera Ⓒ Nadja Buttendorf

Robotron – A Tech Opera ist die erste Seifenoper, die in der Computerindustrie der DDR spielt und sich mit der Computerentwicklung in einer Planwirtschaft und dem Alltag in Ostdeutschland beschäftigt. Der VEB Kombinat Robotron war der größte Computerhersteller der DDR und einer der bedeutendsten Produzenten von Informationstechnologie im sozialistischen Osteuropa. Inspiriert durch die eigene Familiengeschichte setzt sich Buttendorf mit den politischen, materiellen und sozialen Bedingungen des Miteinanderarbeitens, -lebens und -liebens im Volkseigenen Betrieb Robotron auseinander. In Personalunion übernimmt die Künstlerin dabei alle Positionen: Regie, Kamera, Drehbuch, Maske, Kostüm, Sounddesign, Lichttechnik sowie alle schauspielerischen Rollen.
NB
Nadja Buttendorf
hinterfragt gegenwärtige Normen und Codes von Geschlechterkonstruktionen und Wertschöpfungsmechanismen des menschlichen Körpers in unserer digitalen Gesellschaft. Ihre Arbeiten verdeutlichen, dass auch unser Technikverständnis an patriarchale Machtverhältnisse geknüpft ist. Ihre auf Interaktion angelegten Arbeiten und Video-Projekte zeichnen hingegen mehrschichtigere Neuerzählungen, in denen Frauen als elementarer Teil der Technikgeschichte wieder sichtbar werden. Dabei extrahiert sie sowohl in ihren performativen Schmuck-Objekten als auch in ihren Tutorial-Workshops kommunikative Momente der Teilhabe im Internet. DIY als verbreitete Online-Ästhetik setzt sie gezielt als Strategie des Zugangs sowie der Verweigerung gegenüber einer neoliberalen Arbeitsethik ein.

Ausgrenzung

Deutschland, 2017/21, 3D Animation, Erweiterte Realität (AR).

Ausgrenzung © Robert Olawuyi

Schwalben sind migrierende Vögel, die jedes Jahr zwischen Afrika und Europa pendeln. Eine Schwalbe ist auch das Hauptmotiv dieser Arbeit. Ein in einen konventionellen Fensterrahmen eingebauter Bildschirm hängt von der Decke an zwei dünnen Seilen. Die Bildschirmoberfläche stellt zugleich die Fensterfläche dar. Eine 3D-animierte Schwalbe versucht von “außen” in die Welt des Betrachters einzudringen. Sie fliegt permanent gegen die Scheibe und scheitert so dabei die unsichtbare Grenze zwischen “uns” und “ihr” zu überqueren.
 
Robert Olawuyi
studierte Kunstgeschichte an der Eötvös-Loránd-Universität in Budapest, Videokunst an der Kunsthochschule für Medien Köln sowie in der Klasse von Prof. Marcel Odenbach an der Kunstakademie Düsseldorf. Er entwickelt Videoinstallationen, die sich oft an der Grenze von Figuration und Abstraktion befinden, in denen Wahrnehmung als Besinnungsprozess sichtbar wird. Wenn das Videomaterial mithilfe eines Aufnahmegerätes entsteht, ist es irrelevant, ob es selbst aufgenommen oder gefunden wurde. Seine Bedeutung entsteht erst im Prozess der digitalen Bearbeitung. Robert Olawuyi begreift den Videoloop als ausgedehntes Moment der Erkenntnis, der die Idee der linearen Zeit aufbricht.

Limbo

Deutschland, 2020, Video-Installation HD.

Limbo Ⓒ Sarah Degenhardt / João Carlos Pinto

Die audiovisuelle Installation LIMBO ist eine in einer Einstellung gedrehte Reise durch Landschaftserfahrungen im digitalen und abstrakten Raum. Mittels dem Hin-und Herschwanken zwischen Mikro- und Makroperspektiven thematisiert die Arbeit die Beziehung zwischen Mensch, Natur und Erde. Die stilistische Verwendung extrem langsamer Aufnahmen verweist darauf, dass Umweltveränderungen oft nur schwer wahrzunehmen, aber stetig und kaum rückgängig zu machen sind. Auch bilden die Aufnahmen einen Kontrast zu den schnellen Bildern, die uns im Kontakt mit digitalen Medien tagtäglich umgeben. Angelegt als großformatige Projektion, die sich über ein Schaufenstereck erstreckt, fügen sich die visuellen Ebenen mit den Erkundungen binauraler Beats und spezifischer Frequenzen zu einer Erfahrung zusammen, die für die Betrachtenden physisch erlebbar ist.
Sarah Degenhardt
(*1992) setzt sich in ihren Arbeiten mit Landschaft, Natur und dem Einfluss derselben auf den Menschen und dessen Verhalten auseinander. Im Laufe des Arbeitsprozesses abstrahiert sie ihre Erfahrungen zu dichten, reduzierten Bildern, die ihre Übersetzung in audiovisuelle Mehrkanalinstallationen, Papierarbeiten und Skulpturen finden. Sie absolvierte ihr Studium an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste, Karlsruhe, sowie in Auslandsaufenthalten an der École Supérieure d’Art in La Réunion (FR) und der École nationale supérieure des beaux-arts de Paris (FR). Sarah Degenhardt lebt und arbeitet in Karlsruhe.
João Carlos Pinto
(*1998) studierte Klavier und Komposition am Conservatório Gulbenkian in Braga (PT) sowie Komposition an der Escola Superior de Musica in Lissabon (PT). Zudem besuchte er Meisterklassen und Workshops beim Ensemble recherche, bei Tristan Murail, Thomas Adés und anderen. Seine Musik wurde in Kulturinstitutionen und auf Festivals wie dem CEMI Circles in Denton (US), dem Gaudeamus in Utrecht (NL) und dem Matera Intermedia (IT) gespielt. In seiner musikalischen Arbeit widmet er sich insbesondere elektronischen Instrumenten, die er selbst baut. João Carlos Pinto lebt und arbeitet in Braga (PT).

Alles (Chemnitz)

Deutschland, 2002/2017, Super 8 mm Videotransfer.

Alles Ⓒ Tobias Zielony

Beim Durchforsten seines ehemaligen Depots in Leipzig stieß Zielony auf etwa 100 Fragmente von Super-8-Filmmaterial, die er nach Dreharbeiten in Chemnitz kurz und bündig zerschnitten hatte, um einzelne Bilder einzuscannen. Die Fragmente fügte er nach dem Zufallsprinzip zusammen, und der so entstandene Film wurde digitalisiert. Die kurzen Sequenzen laufen rückwärts und scheinbar ohne beabsichtigte Reihenfolge oder Erzählung. Der Film zeigt junge Leute, die in der ostdeutschen Stadt Chemnitz, früher Karl-Marx-Stadt, herumhängen und gilt als Vorläufer für die späteren Animationen Zielonys und seine Videoarbeiten im Allgemeinen.
Tobias Zielony
1973 in Wuppertal geboren, studierte er Dokumentarfotografie an der University of Wales, Newport, UK und an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. Auf Basis eines dokumentarischen Zugangs stehen in seinem Werk oft Sub- und Jugendkulturen im Zentrum. Darüber hinaus ist die Grundsatzfrage nach der Beziehung von Bild und Welt ein Kernaspekt seiner Arbeit. Zielony arbeitet in Form von Fotografie und Film, die oft installativ präsentiert und kombiniert werden. Auch Recherchen und Interviews spielen vielfach eine Rolle und sind Teil von Werkpublikationen. Zielonys Werk ist so gekennzeichnet von einer humanistischen Haltung, die aber immer auch den Blick auf das große Ganze lenkt. Seit 2022 ist Zielony Professor für Fotografie an der Hochschule für bildende Künste, Hamburg. Er erhielt verschiedene Auszeichnungen und Stipendien und sein Werk wurde weltweit in Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt, so auch im deutschen Pavillon der 56. Biennale von Venedig 2015. 2021 wurde im Museum Folkwang in Essen seine erste umfassende Retrospektive gezeigt.