Sommerkino im Goethe-Institut

Auf dem Banner ist ein Foto aus dem Film Gundermann zu sehen, auf dem der Protagonist Gerhard Gundermann mit einer Gitarre auf der Bühne steht und ins Publikum lacht. Im Hintergrund verschwimmt Bühnennebel mit gelben Lichtern. Der Text SOMMERKINO at the Goethe-Institut Zypern und die Daten (11-15 July 2022) sind an der linken Seite des Banners platziert. © Peter Hartwig / Pandora Film

Filme für Groß und Klein

Im dritten Jahr in Folge präsentiert das Goethe-Institut Zypern sein Sommerkino. Dieses Jahr werden vier Filme von Andreas Dresen gezeigt, darunter ein Kinderfilm, sowie ein Film für Jugendliche von Fatih Akin. Die Filme beider deutscher Regisseure greifen Themen auf, die oft Randgruppen der Gesellschaft betreffen. Dresen scheut sich auch nicht vor Themen, die für andere Filmregisseur:innen ein Tabu darstellen.

Andreas Dresen, geboren 1963 in Gera, gehört zu den renommiertesten Filmmachern der deutschen Gegenwart. Der mit zahlreichen nationalen und internationalen Auszeichnungen preisgekrönte Regisseur und Drehbuchautor widmet sich aus für ihn so typisch ungewöhnlichen Perspektiven seinen Figuren, die oft Bezug zur Geschichte der DDR haben. Dresen schafft es dabei, mit viel Feingefühl und Nähe für seine Charaktere und scheinbar banalen Alltagsgeschichten ein Bild der emotional-sozialen Lage der Republik zu zeichnen.

Auch sein jüngster Film Rabye Kurnaz gegen George W. Bush, der auf der 73. Berlinale Premiere feierte, wurde vielfach gelobt und nominiert. Dieser Film wird im Rahmen der Berlinale Selection des Goethe-Instituts Zypern Anfang 2023 gezeigt.

© Goethe-Institut


Fatih Akin, geboren 1973 in Hamburg, hat sich mit Filmen wie Soul Kitchen, Gegen die Wand oder Aus dem Nichts einen festen Platz in der deutschen Regie- und Filmszene gesichert und erhielt für sein Werk zahlreiche Auszeichnungen.

Sowohl Dresens als auch Akins filmisches Werk sind aus der deutschen Kino- und Arthouse-Szene nicht mehr wegzudenken.

Das Sommerkino startet mit Akins preisgekrönter Romanverfilmung Tschick. Die Verfilmung des gleichnamigen Bestsellerromans von Wolfgang Herrndorf erzählt von zwei jugendlichen Außenseitern aus Berlin (gespielt von Tristan Göbel und Anand Batbileg), die sich zu Beginn der Sommerferien in einem gestohlenen Auto quer durch den Osten Deutschlands in Richtung Walachei auf den Weg machen. Akin sprang sieben Wochen vor Drehbeginn spontan als Regisseur für die Coming-of-Age Geschichte ein und verfilmte mit Tschick sein erstes fremdes Drehbuch seit 2002. Eine melancholisch heitere Odyssee, die jugendlich-frisches Lebensgefühl versprüht.

Der zweite Film in der Reihe, Halbe Treppe, war Andreas Dresens zweiter Beitrag bei der Berlinale. In dem Drama versuchen zwei befreundete Ehepaare (gespielt von Axel Prahl, Thorsten Merten, Gabriela Maria Schmeide und Steffi Kühnert) aus Frankfurt/Oder, sich finanziell über Wasser zu halten und führen ein unaufgeregtes, aber anstrengendes Dasein in ihren beruflichen wie familiären Lebensverhältnissen. Durch ein Liebesverhältnis zerbricht für alle Beteiligten die Routine ihres Daseins. Das filmische Abenteuer lädt dazu ein, Ehe und Freundschaft neu zu überdenken. Eine ohne festes Drehbuch realitätsnah improvisierte Alltagsbeschreibung, die ebenso einfühlsam wie zurückhaltend die Balance zwischen Alltagsdrama und exquisiter Komödie hält.

Mit dem von der Kritik hochgelobten Film Wolke 9 wagt es Dresen als einer der wenigen Regisseure, die Lebenswelt alter Menschen cineastisch abzubilden und miteinzubeziehen. Inge (gespielt von Ursula Werner) ist seit 30 Jahren glücklich mit ihrem Mann (Horst Rehberg) verheiratet. Doch dann lernt sie den 76-jährigen Karl (Horst Westphal) kennen und landet mit ihm im Bett. Der Film ist wie eine Art minimalistisches Kammerspiel inszeniert und thematisiert teils mit großer Präzision die Lust und Liebe im Alter. Dresen schafft mit diesem außergewöhnlichen Thema einen ernsten Film, in dem der Humor trotzdem nicht zu kurz kommt. Wolke 9 entstand ganz ohne Drehbuch durch lebensechte Improvisation und lebt oft von der spontanen und hüllenlosen Authentizität der Darsteller:innen.

Im viel gelobten und ausgezeichneten Gundermann widmet sich Dresen dem Leben und Œuvre des Rockpoeten und Baggerfahrers Gerhard Gundermanns (gespielt von Alexander Scheer). Gundermann wurde in den 1980-er zum Idol vieler Menschen in der DDR, was sogar den Mauerfall überdauerte. Bis sich das Gerücht verbreitet: War er ein Stasi-Spitzel? Der biografische Film liefert spannende Einblicke in die DDR-Ideologie und stellt die Musik in den Vordergrund: Dresen und Scheer gründeten eigens für den Film eine Band, die Gundermann-Songs ursprünglich zu den Filmpremieren, später aber auch in anderen Kontexten zum Besten gab.

Der letzte Film unseres Sommerkinos ist der Kinderfilm Timm Thaler oder Das verkaufte Lachen, der auf dem gleichnamigen Roman von James Krüss basiert. Dresen wendet sich hier der Kindererzählung über den Jungen mit dem unwiderstehlichen Lachen zu, der seine Gabe in einer Lebenskrise erst an den sinistren Baron de Lefouet verkauft, um später zu versuchen, es mit Unterstützung seine Freunde zurückzuerobern. Mit hochkarätiger Besetzung aus der deutschen Filmszene, mit viel Spaß, Spannung, Charme, Faszination - und für Ältere sogar noch einem emotionalen Echo aus der Vergangenheit - ist Dresens Timm Thaler das perfekte Kinoerlebnis für die ganze Familie.

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