Künstlerresidenz / Ausstellung foam born

Eine Komposition von Objekten und Bildern. Links ist eine Tonstatuette zu sehen, die eine nackte weibliche Figur auf einem schwarzen Hintergrund darstellt. Darauf liegt ein Foto, das eine Hand zeigt, die einen geöffneten Granatapfel vor den nackten Brüsten von zwei Frauen hält. Rechts ist ein Foto einer Amphore zu sehen, die die Geburt der Aphrodite darstellt. Über den Fotos befindet sich eine Strickschnur mit schwarz-orangefarbenem Seil. © Peles Empire, mit freundlicher Genehmigung der Eins Gallery

Sa, 17.04.2021 –
Fr, 14.05.2021

eins gallery

Künstlerresidenz und Einzelausstellung des Künstlerduos Peles Empire

Wegen der Ausgangssperre musste die Ausstellung vorrübergehend bis 8. Mai 2021 geschlossen werden. Die Ausstellung wird von 10. bis 14. Mai 2021 verlängert unter den dann geltenden Maßnahmen und Voraussetzungen.

Die Ausstellung foam born ist das Resultat einer dreiwöchigen Künstlerresidenz von Peles Empire in der eins gallery in Limassol, in der sich das Künstlerinnenduo Barbara Wolff und Katharina Stöver mit der auf Zypern geborenen Göttin Aphrodite auseinandersetzt.

Peles Empire sezieren und verändern die vermeintlich ursprüngliche Bedeutung eines Ortes (wie das Schloss Peles), einer Sache (wie eine bestimmte Form der Architektur) oder einer Person (wie Kleopatra oder Aphrodite), um zu hinterfragen, was Zeit und Kultur daraus gemacht haben.

Aphrodite, seit Jahrtausenden Gegenstand von Kunst, Mythologie und Fantasie, wird meistens aus einer männlichen Perspektive dargestellt, die ihr eher eine passive als eine aktive Rolle zuweist. Im Laufe der Jahrhunderte hat sich ihre Darstellung von vogelähnlichen oder penisartigen Tonfiguren zu bärtigen Darstellungen bis hin zu Botticellis berühmtem Bild verändert und damit auch ihre Bedeutung verschoben.

Die teils dämonisierte, teils sexualisierte Wahrnehmung von Aphrodite ist eine neuere Entwicklung; es ignoriert, dass Aphrodite in der Antike eine Schutzpatronin war, nicht nur für die Lust, sondern für die Lust am Leben selbst. Ein oft nicht erwähnter Aspekt ist, dass sie die Göttin der Mixis war, die Sexualität in ihrer Vielfalt zelebrierte und den Menschen half, zusammen zu leben.

Sie soll auch den ersten Granatapfelbaum auf Zypern gepflanzt haben. Die Frucht selbst hat lange historische Wurzeln, einschließlich der Annahme, dass es sich um den „Apfel“ handelt, den Eva im Garten Eden vom Baum gepflückt hat.

Schuldgefühle über Neugier, Sexualität und weiblichen Ausdruck begleiten sowohl Aphrodite als auch den Granatapfel.

Peles Empire wurde 2005 in Frankfurt gegründet. Der Name ist dem rumänischen Königsschloss Peleş in den Karpaten entlehnt, dessen Räume eklektizistische Innenausstattung diverser architektonischer Epochen in einem verworrenen Gefüge vereint. Von Gotik über Rokoko bis hin zur Art Déco erstreckt sich die Ausschmückung der Säle und inszeniert eine Historie, die in dieser Form nie stattgefunden hat.

Das Prinzip des Aneignen und Reproduzieren stellt die Grundlage der künstlerischen Praxis von Peles Empire dar. Das Samplen vorgefundener Strukturen und der eigenen Arbeiten zieht seinen Mehrwert aus dem Spannungsfeld zwischen reproduktioneller Umwandlung und manueller Produktionsweise. Papier, Beton, Kacheln und Steinguss gehören zum Materialrepertoire der Künstlerinnen. Die Komponenten werden überlagert, bedruckt, verformt und vermischt. Nicht nur vorgefundene Situationen finden eine Übersetzung in das Werk, auch die eigene Werke und Installationen werden als fotografische Abbildung oder als Fragment in spätere Arbeiten übernommen. Ausgehend von der Fotografie als Medium räumliche Sachverhalte flächig abzubilden, ist das Spiel zwischen zweidimensionaler und dreidimensionaler Wiedergabe eine Konstante im Werk von Peles Empire.

Peles Empire bestehen aus Barbara Wolff (*1980, Fogarasch, Rumänien, lebt in Berlin) und Katharina Stöver (*1982 Gießen, lebt in Berlin). Sie studierten an der Städelschule in Frankfurt am Main bei Wolfgang Tillmans, Michael Krebber und Hermann Nitsch und an der Slade School of Fine Arts und den Royal Academy Schools in London. Zuletzt waren ihre Werke unter anderem bei Barakat Contemporary, Seoul 2020, in der Scottish National Gallery of Modern Art, Edinburgh, auf der Timisoara Biennale, Rumänien 2019, im Künstlerhaus Graz (2019), im Swiss Institute (2018), bei den Skulptur Projekten Münster (2017), im Kunstverein Hannover (2017), dem Kunstverein Kassel (2017) und im Portikus in Frankfurt (2017) zu sehen. Arbeiten von Peles Empire sind in den öffentlichen Sammlungen des Kunstmuseum Stuttgart, der Europäischen Zentralbank, Frankfurt am Main, der Sammlung für zeitgenössische Kunst der Bundesrepublik Deutschland, Bonn, sowie in zahlreichen privaten Sammlungen vertreten.

Sie haben unter anderem 2021 den Peter Jacobi Preis erhalten, Das Berliner Arbeitsstipendium 2018, Stiftung Kunstfonds 2016, Kunststiftung Baden-Württemberg 2013, und die Hessische Kulturstiftung 2011.

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