Datum: Mai 2025 Projekt: Lecture performance Partner: La Casa Encendida
Seit über 15 Jahren betreiben katrinem und Sam Auinger – sowohl einzeln als auch gemeinsam – künstlerische Forschung zu den auditiven und atmosphärischen Qualitäten (meist urbaner) Lebensräume.
Ausgehend von einer akademischen Ausbildung im Bereich Musik entwickelte sich bei beiden ein wachsendes Interesse an den Klängen des Alltags – als Inspirationsquelle, Material und damit auch als Ausgangspunkt für das Hören selbst. Im Laufe der Zeit haben sie spezielle Techniken und Methoden für ihre Forschungen entwickelt.
Die dabei entstehenden Materialien bilden die Grundlage für individuell oder gemeinsam entwickelte künstlerische Arbeiten in unterschiedlichsten Formaten – von Texten und Kompositionen bis hin zu audiovisuellen Stücken.
Im Rahmen des Workshops „Thinking with our ears“ der Reihe „Situated Listenings l“ in La Casa Encendida waren katrinem und Sam Auinger für mehrere Tage zu Gast im Goethe-Institut Madrid. Während ihres Aufenthalts lebten und arbeiteten sie im Haus, was einen intensiven künstlerischen Austausch ermöglichte. Der Workshop widmete sich dem bewussten Hören und der sinnlichen Erfahrung urbaner Räume.
Als Teil der Residenz fand außerdem im Goethe-Institut Madrid eine partizipative Lecture-Performance statt, bei der die katrinem und Sam Auinger ihr methodisches Arbeiten vermittelten und das Publikum aktiv in eine Performance, die durch das ganze Haus führte, miteinband. Die Veranstaltung bot einen lebendigen Einblick in ihre Praxis an der Schnittstelle von Klangkunst, Raumwahrnehmung und partizipativer Forschung.
ÜBER DIE KÜNSTLER
Sam Auinger
Sam Auinger ist ein österreichischer Klangdenker, Komponist und Soundkünstler. Seit 1997 lebt und arbeitet er in Berlin – auf Einladung des Berliner Künstlerprogramms des DAAD.
Im Zentrum seiner künstlerischen Arbeit steht der Klang als materielles Phänomen, das Informationen über unsere globalen Verflechtungen vermittelt und zugleich tief in unsere emotionale Wahrnehmung eingreift. Ein besonderer Schwerpunkt seiner Forschung liegt auf dem akustischen Charakter urbaner Lebensräume, insbesondere öffentlicher Räume.
Auinger versteht das „Denken mit den Ohren“ als grundlegende Herangehensweise in Architektur und Stadtplanung – als tägliche Praxis, die uns hilft, unsere Rolle in einer ökologisch bedrohten Welt zu begreifen.
1989 gründete er gemeinsam mit Bruce Odland das Künstlerduo O+A, das seine Arbeit auf das Konzept der „Hörperspektive“ ausrichtet. Ihre großformatigen Klanginstallationen verwandeln den Lärm der Städte in Echtzeit in sich wandelnde Harmonien. Zu den bekanntesten Arbeiten zählen Blue Moon (New York, 2004), Sonic Vista (Frankfurt, seit 2011) und Symphony of Resonances bei der documenta 14 (Thessaloniki, 2017).
Sam Auinger war 2010 City Sound Artist in Bonn und 2011 Featured Artist der Ars Electronica. Er lehrt und gibt Workshops an renommierten internationalen Institutionen, darunter die GSD der Harvard University, ACT am MIT und die London School of Architecture. In der Zusammenarbeit mit Stadtplaner:innen und Architekt:innen betont er die unmittelbare sinnliche Erfahrung als grundlegenden Bestandteil des Entwurfs- und Planungsprozesses.
katrinem
1969 in Augsburg geboren, lebt in Berlin.
Seit vielen Jahren widmet sie sich in ihrer künstlerischen Arbeit dem Verhältnis von Klang und Raum. Ihre fundierte klassische Musikausbildung an Violine und Viola sowie langjährige Erfahrung als Performerin – solo, im Orchester und in Ensembles – bildeten ein breites Fundament, das schließlich zu ihrer Spezialisierung auf räumliche Performances, Installationen und neue performative Praktiken führte.
Seit 2004 erforscht katrinem die Begehbarkeit von Städten und die damit verbundene Raumwahrnehmung in ihrer künstlerischen Praxis. Zwei Perspektiven prägen dabei ihren Zugang: die Beobachtung von Orten und die Selbsterfahrung von Raum durch das Gehen. Die Werkreihego your gait!vereint vielfältige künstlerische Formate – darunter audiovisuelle Kompositionen, Partituren, Performances, ortsspezifische Installationen und Ausstellungen, Workshops, Fotosammlungen und Texte.
MitBesenBallett (2020) und Raumspiel (2024) hat sie neue Formate entwickelt, die als soziale Skulpturen angelegt sind. Diese Arbeiten eröffnen neue Dialoge mit dem urbanen Raum und ermöglichen sowohl den Ausführenden als auch dem Publikum eine gemeinsame räumliche Erfahrung.BesenBallettwurde 2020 bei der Linzer Klangwolke uraufgeführt und eröffnete 2021 das Humboldt Forum in Berlin.
katrinem hält Vorträge über ihre Arbeit und die Methodik ihrer künstlerischen Forschung und leitet Workshops. Ein besonderes Anliegen ist ihr die Arbeit mit Schulkindern, mit denen sie die atmosphärischen Klangqualitäten ihrer Schulwege untersucht (Pause and Listen).