Anne Frank
Der Anne-Frank-Platz in Gràcia

Anne Frank © © Foto: Goethe-Institut Barcelona Anne Frank © Foto: Goethe-Institut Barcelona

Über dem Eingang zu dem Centre Artesà Tradicionarius im Stadtteil Gràcia finden wir eine liegende Statue von Anne Frank, die in ihrem Tagebuch zu lesen scheint. Die Intimität dieses Moments steht im großen Widerspruch zu der Berühmtheit, die dieses Tagebuch auf der ganzen Welt erlangt hat.
Das Tagebuch der Anne Frank ist in mehr als 70 Sprachen übersetzt worden und für jede neue Generation Heranwachsender weltweit ein erschütterndes Dokument über die Lebensumstände, in denen vom Nationalsozialismus Verfolgte ums Überleben kämpfen mussten.
 

Ein Versteck im Hinterhaus

Anne Frank Haus Amsterdam
Können wir uns vorstellen, sich mehr als zwei Jahre lang mit sieben weiteren Personen in einem 50qm kleinen Hinterhaus zu verstecken? Tagsüber keinen Lärm machen zu dürfen, auch nicht für einen kurzen Moment den Fuß vor die Tür setzen zu dürfen, sich von immer knapperen Lebensmittelrationen ernähren zu müssen und dabei ständig in der Angst zu leben, entdeckt und dem Tod ausgeliefert zu werden?
Ihre Ängste, ihre Sorgen, ihren Kummer aber auch ihre Hoffnung auf ein Leben in Freiheit, alles schreibt Anna in ihr Tagebuch, das ihr am 12. Juni 1942 zu ihrem 13. Geburtstag geschenkt wird.
 

Das Tagebuch

Ein Dokument, das uns umso mehr erschüttert, weil wir um das tragische Ende der Anne Frank wissen. Im August 1944 werden sie und ihre Mitbewohner aufgrund eines anonymen Hinweises entdeckt und verhaftet. Anne wird zunächst nach Auschwitz deportiert, dann ins Konzentrationslager Bergen-Belsen, wo sie im März 1945 an Typhus stirbt. Wenige Wochen vor ihrer Verhaftung schreibt die inzwischen 15­-Jährige in ihr Tagebuch:
„Ich sehe, wie sich die Welt nach und nach in eine Wüste verwandelt, ich höre / immer lauter den drohenden Ärger, der uns umbringen wird, ich spüre / das Leid von Millionen von Menschen und doch, wenn ich in den Himmel schaue, denke ich / dass eines Tages alles wieder gut sein wird, dass all dieses Leid auch / ein Ende haben muss.“
Genau diese Worte lesen wir in katalanischer und spanischer Übersetzung auf einem Monolithen, der unweit der lesenden Figur steht. Dieser Monolith aus Stahl wurde bereits 1998 zum Gedenken an Anne Frank aufgestellt. Kurz danach aber entluden Rechtsextremisten ihren Zorn gegen den Monolithen und zerstörten ihn in einem Akt von blindem Vandalismus. Im Jahr 2001 wurde er durch eine neue Tafel ersetzt. Aus diesem Jahr stammt auch die lesende Statue.

Auch finden wir auf zwei aus Bronze gefertigten Buchseiten eine Mahnung der Bildhauerin Sara Pons Arnal, die die Bronzefigur erschaffen hat:

Anne Frank Tagebuch
 “Wenn nicht einmal die Namen der Henker übrig sind. Sie lebt weiter. Aber möge dieser lange Schatten und der Strom von Blut und Tränen und Schlamm und Trauer, der so viel Schönheit, deren Symbol ein blühendes Mädchen war, ertränkte, niemals wiederkehren.“
 

Ein Mädchen

Anne Frank Briefmarke
Anne Frank wurde am 12. Juni 1929 in Frankfurt am Main geboren. Um der Judenverfolgung der Nationalsozialisten in Deutschland zu entgehen, übersiedelte ihre Familie 1934 in die Niederlande. Der Vater Otto Heinrich Frank leitete dort die holländische Niederlassung einer deutschen Lebensmittelfirma. Nachdem die Niederlande von deutschen Truppen besetzt wurden, begann für Anne und ihre Familie ein Leben im Verborgenen.
Über zwei Jahre versteckten sie sich zusammen mit vier weiteren Leidensgenossen im Hinterhaus der Firma in der Prinsengracht 263 in Amsterdam. Die Sekretärin Miep Gies versorgte zusammen mit ihrem Mann und einigen anderen Eingeweihten die Untergetauchten mit Lebensmitteln und anderen lebensnotwendigen Dingen. Am 4. August 1944 wurden sie entdeckt, verhaftet und deportiert. Miep Gies bewahrte das in holländischer Sprache geführte Tagebuch auf und konnte es nach Kriegsende dem Vater, der als einziger den Holocaust überlebt hatte, zukommen lassen.

Anne Frank Huis
Nachdem er einige sehr persönliche Einträge, die auch ihn und sein Verhältnis zu seiner Frau zum Thema hatten, löschte, veröffentlichte er das Tagebuch im Sommer 1947 unter dem Namen: „Het Achterhuis“ (Das Hinterhaus). Schon in den 50er Jahren wurde es zum meistverkauften Taschenbuch und Bühnenstück in Deutschland.
2009 wurde es zum UNESCO Weltdokumentenerbe ernannt.
 

Eine Inschrift

Anne Frank, Carrer Sèneca

Wo sich die Carrer Minerva und die Carrer Sèneca kreuzen, ist auf dem Boden die Hälfte eines großen Davidsterns abgebildet. Die andere Hälfte müssen wir uns vorstellen. Ganz in der Nähe, eingelassen in den Boden, findet man eine weitere Ehrung von Anne Frank: einen Schriftzug mit ihrem Namen und ihren Lebensdaten.
Der Bildhauer Ignasi Sanfeliu schuf dieses stille Werk in den 90er Jahren. Die Schrift gestaltete er aus oxidiertem Stahl und verlegte sie diagonal zu den Bodenplatten aus Granit und lachsfarbener Keramik.


Quellen:
Anne Frank Haus 
Inschrift: Tresors a Barcelona
© Text: Ulrike Fiedler
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