Film + Gespräch "Frost" + Gespräch mit Fred Kelemen

Foto Frost © Fred Kelemen

Mittwoch, 14.06.2017, 18.00 Uhr

Filmoteca Española - Madrid

Regie: Fred Kelemen, 1997/98, 201 Min.

Zeit der Feuer und der Liebe, entzündet gegen Kälte und Furcht. Zeit zwischen den Jahren, da alles stillzustehen scheint und alles sich schmückt zu heiligen Festen. Zeit der Dunkelheit.In der Weihnachtsnacht muß der siebenjährige Micha mit seiner jungen Mutter Marianne vor der Gewalt seines betrunkenen Vaters fliehen. Das Notwendigste in einem Koffer verstaut, verlassen sie heimlich ihre Wohnung im Souterrain eines Mietshauses. Marianne erinnert sich an ihre Kindheit, die sie auf dem Land in Ost-deutschland verbrachte. Dorthin, an den Ort ihrer Kindheit, will sie zurück. Dort hofft sie Hilfe, Güte, Frieden zu finden. Als sie glaubt, am Ziel ihrer Reise angekommen zu sein, findet sie eine von Eis überzogene Landschaft vor. Bäume starren aus der erfrorenen Bewegung von Wellen. Am Horizont sticht die Spitze eines versunkenen Kirchturmes durch die winterliche Erde. Hat es den Ort ihrer Kindheit hier gegeben, überflutet jetzt und vereist? Oder täuscht sie die Erinnerung?
Die Suche geht weiter. Endlos erstreckt sich das Land. Schneefelder. Gefrorene Seen. Harter, dunkler Boden, vereiste Straßen. Die wenigen Häuser sind verlassen und zerstört. Der Hölle ihres Lebens im Souterrain vorerst entkommen, befindet sich Marianne im Nichts, in scheinbar endloser Eiszeit, der sie mit keiner Vision, keinem Entwurf eines neuen Lebens etwas entgegenzusetzen weiß. Nur Micha, dem Kind, das auch in der Hölle den Engel sehen kann, gelingt es hin und wieder, die Leer zu füllen mit den Bildern seiner Phantasie – oder zu fliegen.
Auf ihrer siebentägigen Odysee durch das vereiste Deutschland begegnen ihnen Menschen, die alle keine Ruhe, keinen Ort des Bleibens bieten, sondern von Hintergedanken, der eigenen Armut oder Verlorenheit geleitet, sie nur tiefer verwunden und nichts weiter als erneute Stationen der Flucht sind. Am vorläufigen Ende des Weges, im Hotel einer fremden Stadt, kommt es für kurze Zeit zum ersehnten Frieden, der jedoch nicht dauern kann.
(Quelle: Katalog des 27. Internationalen Forums des Jungen Films, Berlin 1997)

Regie, Buch, Kamera: Fred Kelemen
Schnitt: Klaus Bieberthaler
Ton: Holger Ahrens, Vasco Pimentel, Amy Öström, Javier Moya
Musik: Charles Mori
Ausführende Produzenten: Fred Kelemen, Björn Koll
Darsteller: Paul Blumberg, Anna Schmidt, Mario Gericke, Harry Baer, Isolde Barth, Adolfo Assor, Thomas Baumann


In Zusammenarbeit mit:

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