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Überlegungen zum BGDF 2021
Zusammenfassung: Deutsch-Britisches Forum für Demokratie

BGDF 2021 - People in debate
© Cumberland Lodge

Von Neicia Marsh

Das erste Deutsch-Britische Forum für Demokratie fand vom 25. bis 27. Oktober 2021 in Cumberland Lodge, Windsor, Großbritannien, statt. Rund 50 Akademiker, Kulturschaffende und Schriftsteller aus ganz Großbritannien und Deutschland nahmen an dem dreitägigen Forum teil, das sich mit Themen wie Kolonialismus, Macht und Demokratie befasste. Das Forum, das von Dr. Katharina von Ruckteschell-Katte vom Goethe-Institut, und Kanonikus Dr. Edmund Newell der Cumberland Lodge, entwickelt wurde, wurde von Eric Otieno und Lord Simon Woolley of Woodford CBE kuratiert.

Tag 1
                                                                                                                                                              
Die Veranstaltung wurde von Eric Otieno und Lord Simon Woolley of Woodford CBE eröffnet, die einen Überblick über das Programm des Forums und seine  Kuratierung gaben. Die erste Rednerin war Dr. Carola Lentz, Senior Research Professor an der Universität Mainz, die ihre Forschungsbiografie vorstellte, die sich mit Erinnerung und Kolonialismus befasst. Anschließend gab Dr. Olivia Rutazibwa, Politikwissenschaftlerin an der London School of Economics, einen kurzen und prägnanten Überblick über den Kolonialismus mit dem Titel "Colonialism revisited": Facts, figures, contestations’ ("Kolonialismus aktuell: Fakten, Zahlen, Streitfragen"). In ihrem Vortrag sprach Dr. Olivia Rutazibwa über postkoloniale Theorie und Dekolonialität.

Später am Nachmittag stellte Hans Kundnani, Senior Research Fellow bei Chatham House, seine Forschungsarbeit vor, die die Zusammenhänge zwischen Kolonialismus und Demokratie untersucht. Im Anschluss an die Präsentationen diskutierten Dr. Olivia Rutazibwa und Hans Kundnani auf der Bühne, moderiert von Yoland Rother, Europa-Chef der Stiftung Zukunft Berlin und Mitbegründer von The Impact Company.

Tag 2

Der zweite Tag stand ganz im Zeichen der Erinnerung. Der Tag begann mit einem Vortrag von Dr. Oliver Eberl, einem Politikwissenschaftler, der einige Fälle vorstellte, die die "Krise der Demokratie und des Kolonialismus" untersuchten. Danach folgte ein Vortrag von Kristin O'Donnell, Dozentin für angewandte Geisteswissenschaften an der Newman University. Kristin O'Donnells Präsentation behandelte die Kulturpolitik des Gedenkens und wie sie in einem Kunstwerk mit dem Titel "We're Here Because We're Here" ("Wir sind hier, weil wir hier sind") von Jeremy Deller konzeptualisiert wurde.

Im Anschluss an diese Vorträge gab es zwei Präsentationen zum Thema Kuratieren und (Post-)Kolonialismus. Den ersten Vortrag hielt die Autorin und Kunsthistorikerin Alice Procter, die über die koloniale Geschichte der Museen sprach. Der zweite Vortrag wurde von der Kuratorin Suy Lan Hopmann gehalten, die die Teilnehmer durch eine kürzlich von ihr und ihrem Team kuratierte Ausstellung mit dem Titel "Hey Hamburg, kennst du Duala Manga Bell?" führte,  in deren Mittelpunkt die deutsch-kamerunische Kolonialgeschichte stand.

Am Nachmittag ging es weiter mit vier Breakout-Sessions, wobei jeder Gast an einer Session teilnahm. Die Sitzung, an der ich teilnahm, wurde von Arike Oké, der Direktorin der Black Cultural Archives, gehalten. In dieser Sitzung diskutierten wir über die Geschichte der Black Cultural Archives und die Finanzierungsstrukturen im Vereinigten Königreich. Der letzte Vortrag des Tages wurde von dem Künstler und Autor Sinthujan Varatharajah gehalten, der seinen Vortrag mit einem gesprochenen Wort über die vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Erfahrungen des Kolonialismus eröffnete.

Tag 3

Der letzte Tag des Forums endete mit zwei Workshops, von denen sich einer mit dem Thema Macht und der andere mit antikolonialen Strategien befasste. Der erste Workshop trug den Titel  Rebooting Active Citizenship:Power and Social Change ("Neubelebung der aktiven Bürgerschaft": Macht und sozialer Wandel") und wurde von der Kulturwissenschaftlerin Suzanna Alleyne vorgestellt. In dem Workshop erörterten wir Macht, sozialen Wandel und Neuroplastizität.

Der letzte Workshop wurde von der Kuratorin, Schriftstellerin und Filmemacherin Aliyah Hasinah gehalten, deren Seminar den Titel Anti-colonial Action:Strategies, tools, resources (Anti-Koloniale Aktion: Strategien, Instrumente, Ressourcen) trug. Während ihres Vortrags stellte Aliyah ihre Methoden zur Entwicklung antikolonialer Strategien vor und erläuterte, wie wir diese Strategien in unserem täglichen Leben umsetzen können.

Schlussgedanken
Während des gesamten Forums wurden in den Vorträgen viele interessante Themen wie Modernität und Kolonialität sowie Pluriversität angesprochen. Dennoch glaube ich, dass viele Teilnehmer das Gefühl hatten, dass es schwierig war, während der programmierten Abschnitte des Forums weitere vertiefte Diskussionen zu führen. Daher fanden viele der interessanteren Gespräche während der informellen Aktivitäten (z. B. während des Pub-Quiz) und am Abendbrottisch statt. Dies war der Zeitpunkt, an dem die Teilnehmer die Vorträge des Tages verarbeiten und über die alltäglichen Auswirkungen des Kolonialismus diskutieren konnten. Dies war für mich einer der Gründe, warum das Forum ein Erfolg war und warum ich hoffe, dass es in Zukunft ein zweites Forum geben wird.

Am Ende des Forums hatte ich einige wichtige Fragen, mit denen ich abschließen wollte, da ich das Gefühl hatte, dass sie für diejenigen von Nutzen sein würden, die am Anfang ihrer Reise zur Überwindung des Kolonialismus stehen:

  • Wie dekolonisieren wir das Wissen? Was können wir als Einzelpersonen/Organisationen tun?
  • Wie können wir die Auswirkungen der Kolonialität an unseren eigenen Grenzen verstehen?
  • Wer erhält die Möglichkeit, den Kolonialismus zu erforschen? Wer wird in dieser Forschung gehört?
  • Wie lässt sich das Postkoloniale in einem ethnografischen Museum gestalten?
  • Wie tragen materielle Objekte zu unserem Verständnis der Kolonialgeschichte bei?
  • Gibt es einen Zusammenhang zwischen Macht, Kolonialismus, aktiver Bürgerschaft, Organisation, Gesellschaft und unserem Denken?
  • Wie können wir in unserem eigenen Leben antikoloniale Strategien entwickeln? 

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