Vor mehr als zehn Jahren stolperte ich im Internet über die Piktogramme von Migrantas. So lernte ich Marula (Künstlerin) und Florencia (Grafikdesignerin) von Migrantas kennen. Seitdem hatte ich den Wunsch, irgendwann ihre Piktogramme in Japan einzuführen, denn sie drücken auf ganz einfache und geschickte Weise die Gefühle und Gedanken von Migranten aus, die ihre eigene Heimat verlassen mussten und in einem fremden Land leben. Ihre visuelle Sprache, die Emotionen weckt, faszinierten mich.
Mehr als ein Jahrzehnt später hatte ich endlich die Chance, meinen Wunsch zu verwirklichen. Und sogar im Rahmen des PASCH-Projekts und mit Schülern sowie ehemaligen Kollegen der Schule zusammen, an der ich früher arbeitete. Inzwischen wird das Thema, Zusammenleben mit Migranten und ausländischen Mitbürgern, auch in Japan immer wichtiger. Deswegen sollte ein Workshop mit Piktogrammen von Migrantas vor allem für die junge Generation eine ideale Gelegenheit sein, Situationen von Migranten kennenzulernen und über das Zusammenleben mit ihnen nachzudenken.
Im Workshop lernten die Schüler zuerst durch den Vortrag „Aufnahmesituation von Flüchtlingen sowie Migranten in Japan und Deutschland“ die Definition von Flüchtling und Migrant, die unterschiedlichen Aufnahmesituationen in Japan und Deutschland sowie die Bedeutung vom Thema Zusammenleben. Als Nächstes waren die Schüler damit beschäftigt, Sprechblasen zu den Piktogrammen hinzuzufügen, die Migrantas durch die verschiedenen Workshops mit Migranten schon erstellt hatte. Jedes Piktogramm von Migrantas enthält wichtige Botschaften ebenderer. Sie herauszulesen oder eine eigene Interpretationen hinzuzufügen sollte eine Hilfe sein, einen näheren Blick auf Migranten zu werfen.
Der Hauptteil des Workshops war es, ein Bilderbuch zu erstellen. Die Schüler lasen die Geschichten von Migrantenkindern, übersetzten sie ins Japanische und wählten die zu den Momenten der Geschichte passenden Piktogramme aus oder dachten sich neue Piktogramme aus. Außerdem wurde den Schülern die Frage „Was würde passieren, wenn die Migrantenkinder weiter nach Japan kommen würden?“ gestellt und sie entwickelten damit die Geschichte weiter.
In der Tat lernten die Teilnehmer durch das Lesen und Übersetzen die verschiedenen Hintergründe von Flüchtlingen kennen und fühlten sich durch das Hinzufügen von Piktogrammen in ihre Situation und Stimmung ein. Darüber hinaus konnten sich die Schüler durch die Verlegung der Handlung der Geschichte nach Japan ein Bild von diesem Thema machen.
Die Ergebnisse waren tatsächlich besser als ich erwartete. Auch Migrantas äußerte als Feedback: „Wir waren völlig überrascht und begeistert. [...] Jede Geschichte ist sehr gut erzählt, nicht nur mit den Piktogrammen, die sie erhalten haben, sondern auch durch Veränderungen oder das Hinzufügen eigener Zeichnungen, um die Botschaft zu verdeutlichen“.
Unsere Herausforderung ist aber noch nicht zu Ende. Wir hoffen vielmehr, dass die PASCH-Schüler von nun an mit diesen Ergebnissen das Thema öfters ansprechen. Wir würden uns freuen, wenn die Schüler die Bilderbücher als Ergebnis vom Workshop mit in die Schule bringen und mit den Mitschülern der Klasse über das Thema reden oder sich zusammen weitere Szenarien ausdenken würden.
Ich bedanke mich herzlich beim Goethe-Institut Tokyo und dessen Mitarbeitern, der PASCH-Koordinatorin Frau Otsu, den Lehrkräften der PASCH-Schulen und den Studenten, die sich als Hilfskräfte freiwillig am Workshop beteiligten, für die enorme Unterstützung.