5 plus 1
Ich habe viel Glück gehabt

Jakob Hein
©Susanne Schleyer

Jakob Hein er født i Leipzig i 1971 og er sønn av forfatteren Christoph Hein. Han studerte medisin i Berlin, Stockholm og Boston og er i dag privatpraktiserende lege innen barne- og ungdomspsykiatri samtidig som han arbeider som forfatter.

1. Statten Sie ihre Charaktere mit autobiografischen Eckdaten aus?

Direkt mache ich das nicht, indirekt mache ich das sicher. Schließlich greift der Schriftsteller immer auf eigene Erfahrungen zurück.

2. Sie sind mal Arzt, mal Schriftsteller. Wechseln Sie Ihre Tätigkeiten in einem bestimmten Rhythmus ab, oder fließt beides ineinander?

Für beide Tätigkeiten ist ein gewisses Interesse an den Menschen hilfreich, insofern fließt da sicher auch einige ineinander. Gleichzeitig gibt es ziemlich feste Zeiten, wann ich als Arzt arbeite, damit ist es als Schriftsteller natürlich genauso.

3. Haben Sie das Schreiben von ihrem Vater, der ja auch Schriftsteller ist, gelernt? Lesen Sie beispielsweise Ihre Bücher gegenseitig und geben sich Tipps?

Das Schreiben ist kein Lehrberuf, einerseits kann man es nicht lernen, andererseits muss man es lernen. Am Beispiel meines Vaters konnte ich früh verstehen, wie der Literaturbetrieb läuft, das war sicher sehr hilfreich. Wir geben einander sicher keine Tipps. Mein Vater würde sich sehr amüsieren, wenn ich ihm Tipps geben würde und ich wäre tödlich beleidigt, wenn er mir welche gäbe. Aber natürlich lesen wir gern des anderen Texte und unterhalten uns über Literatur.

4. An welchem Punkt in Ihrem Leben mussten Sie schon mal den Sprung ins „Kalte Wasser“ wagen?

Ich kenne kaum ein Jahr meines Lebens, in dem das nicht so war: Als ich mit 18 und einem one-way-ticket in die USA flog, als ich das Medizinstudium begann, mein erster Tag als Arzt, mein erstes Kind, meine eigene Praxis. Das kalte Wasser ist das Elixier unseres Lebens.

5. Ziehen Sie wie Ihr Protagonist im Buch „Kaltes Wasser“ elegante Lügen der plumpen Wahrheit vor?

Die so genannte Wahrheit halte ich für vollkommen überschätzt. Sie ist meist auch nur das Lebensmodell engstirniger Leute, die die Lebensmodelle anderer Menschen dann als Lügen bezeichnen.

+1: Vorausgesetzt, Sie könnten Ihre Karriere noch einmal ganz von vorn beginnen. Würden Sie den Beruf des Schriftstellers und Arztes wieder gehen oder hätten Sie einen anderen Weg eingeschlagen?

In meinem Leben habe ich unendlich viel Glück gehabt. Müsste ich noch einmal von vorn beginnen, hätte ich große Angst, es nicht noch einmal so hinzubekommen. Aber müsste ich zwischen den wichtigen Tätigkeiten in meinem Leben wählen, würde ich mich ohne zu zögern für meine schöne Tätigkeit als Vater entscheiden!