Danachgedanken

Danachgedanken im Kopf © Kitty Kahane

Ein Virus führt uns vor Augen, wie global vernetzt und zugleich fragil unser öffentliches Leben ist. Was bedeutet die Pandemie für jede*n Einzelne*n von uns und was für die Gesellschaft?

Intellektuelle und Künstler*innen weltweit antworten auf diese Frage – mit Blick auf das Jetzt und mit Blick auf eine Zeit danach.

Stellungnahme des Institutsleiters Markus Huber zu Coronamaßnahmen in der Slowakei

Liebe Besucher*innen,

Die Bühnen sind verweist, die Museumstüren geschlossen und die Orchester spielen nicht. Den Künsten fehlt das Publikum. Für eine moderne Gesellschaft ist das eine Katastrophe. Nicht nur, weil eine wunderbare Freizeitbeschäftigung fehlt. Das auch. Sondern, weil der Gesellschaft der Ort fehlt, an dem sie sich selbst reflektiert und beobachtet. Das tut sie in keinem anderen Bereich so sehr wie im Kunstsystem. Die Künste vermögen es, durch Wahrnehmung zu kommunizieren und komplexe Themen zu veranschaulichen. Wenn sie verstummen, dann verstummt die Quelle für Selbstkritik und es fehlen neue Perspektiven und Utopien. Beides brauchen wir gerade jetzt, in einer Zeit, in der wir Kontakte meiden sollen.

Umso größer war in den vergangenen Tagen das Unverständnis über die neuen Hygieneschutzmaßnahmen zur Eindämmung der Pandemie. Denn die Beschränkungen im Kulturbereich stellen die slowakische Kulturszene nicht nur vor enorme logistische Herausforderungen. Was bedeuten die Regelungen für bereits laufende Veranstaltungen? Wie kann unter diesen Umständen Spielpläne, Konzerte Ausstellungen, Konferenzen etc. geplant werden? Zugleich werden die Beschränkungen zunehmend zu einer existentiellen Bedrohung – für die Veranstalter*innen, die ein enormes finanzielles Risiko eingehen; für die Künstlerinnen und Künstler, die ihr Engagement verlieren; für die vielen Handwerker*innen, Techniker*innen, Dienstleiser*innen etc., die zum Gelingen von Kulturveranstaltungen beitragen. Hier braucht es mehr Solidarität und mehr Unterstützung, damit der Ort, der für die Gesellschaft so wichtig ist, nicht dauerhaft verloren geht.

Trotz der Beschränkungen finden einige Veranstaltungen und Festivals online oder mit einer limitierten Besucherzahl statt. Es ist ermutigend zu sehen mit wieviel Kreativität und Energie die Kulturschaffenden der Slowakei sich diesen Herausforderungen stellen – konstruktiv, dialogbereit, aber auch wütend.

Das Goethe-Institut versteht sich als Plattform für den internationalen Kulturaustausch. Wir unterstützen den transkulturellen Dialog in Europa und darüber hinaus, wir fördern die internationale Vernetzung von Kulturszenen, weil wir überzeugt sind, dass jede gesellschaftliche Debatte diese Vielstimmigkeit braucht – gerade jetzt in diesem pandemischen Zeitalter. „Selbst im Augenblick des höchsten Glücks und der höchsten Not bedürfen wir des Künstlers." Goethe






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