In Liebe, Eure Hilde

Hilde ist jung, verliebt in Hans und glücklich. Sie heiraten und erwarten ein Kind – so könnte das Leben seinen Lauf nehmen. Wären da nicht die historischen Umstände: Wir schreiben das Jahr 1942, Hans ist im Widerstand gegen das NS-Regime, Teil einer losen Gruppierung, die später von den Nazis als „Rote Kapelle“ bezeichnet wird. Er bitte Hilde um Hilfe beim Absetzen von Funksprüchen in die Sowjetunion. Hilde zögert, sie ist ein stiller, eher ängstlicher Typ, doch bald obsiegt das Bewusstsein um die Notwendigkeit, etwas zu tun. Andreas Dresen, gefeierter Regisseur des aktuellen deutschen Kinos, erzählt hier bewusst keine heroische Geschichte vom Kampf gegen berserkerhafte Nazischergen. Es geht wesentlich ruhiger zu, selbst beim Prozess – die „Rote Kapelle“ fliegt auf, Hans und Hilde werden verhaftet – und im Gefängnis vor der Hinrichtung treten die Vertreter der Obrigkeit nicht unsympathisch in Erscheinung. Und genau darin liegt der geniale Dreh des Films: „So ein System wird getragen von millionenfachem kleinem Opportunismus, von millionenfacher Anpassung. Für uns war es wichtig, dass man sich sowohl in den Menschen, die da im Widerstand unterwegs sind, als auch in den Leuten, die für das System tätig sind, spiegeln und sich fragen kann: wo wäre ich denn eigentlich?“ Diese Frage kann man sich heute wie damals stellen. Und auch, ob es sich lohnt, sein Leben zu geben, selbst wenn die Sache aussichtslos erscheint. Die Antwort von Drehbuchautorin Laila Stieler ist klar: „Ja, es hat sich gelohnt, Anstand lohnt sich immer.“

Regie: Andreas Dresen

©André Röhner

Filmografie (Auswahl)

1988 Was jeder muß... (Kurzfilm)
1991 Es bleibt alles ganz anders (TV)
1999 Nachtgestalten
2002 Halbe Treppe
2011 Halt auf freier Strecke
2018 Gundermann
2022 Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush
2024 In Liebe, Eure Hilde