Food Crossroads (Teil 2)
Heimat ist da, wo es Jollof Rice gibt
Das Goethe-Institut Nigeria unterstützt Autoren und Verlegerinnen aus Nigeria und der Diaspora mit dem Projekt „Literary Crossroads“, in dessen Rahmen literarische Trends und Themen diskutiert werden. Das zugehörige „Food Crossroads“ zielt darauf ab, Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen der nigerianischen und deutschen Küche herauszuarbeiten und zu verstehen. Im zweiten und letzten Teil der Artikel-Serie erzählt die deutsche Social Media Influencerin Felicitas Then von ihren kulinarischen Erlebnissen in Lagos.
Ich habe das große Glück, als TV-Köchin und Travel-Bloggerin beruflich viel zu reisen. Italien. Spanien. Österreich. Südafrika oder die Dominikanische Republik. All diese Länder durfte ich dieses Jahr schon erleben und schmecken. Doch kein Ziel war so aufregend und horizonterweiternd wie Nigeria!
Der größte kulinarische Unterschied, den ich zwischen Deutschland und Nigeria feststellen konnte: Nigeria hält noch viel mehr an seinen ursprünglichen Gerichten fest, als wir es tun. Findet man in Berlin kaum noch deutsche Restaurants, dafür aber vietnamesische Imbisse, Sushi-Restaurants und Pizzerien, wird in Lagos auf der Straße nach wie vor nigerianisch gekocht. Spricht man mit „Foodies“, erzählen sie, dass sie im Ausland als Erstes nach nigerianischen Restaurants suchen und die Sehnsucht nach Jollof Rice immer am größten ist.
Zwei Brotnationen
Trotz der Unterschiede hinsichtlich Klima und Historie gibt es natürlich auch Parallelen zwischen Nigeria und Deutschland. So spielt Brot in beiden Kulturen eine große Rolle. Deutschland ist als Brotnation bekannt, hier werden vor allem die rustikalen Sauerteig- und Vollkornbrote geschätzt. In Nigeria hingegen ist es ein helles, fluffiges Weizen-Brot, das als Sättigungsbeilage gereicht wird. Die nigerianische Sättigungsbeilage „pounded yam“ ähnelt zudem sehr dem deutschen Kartoffelbrei und auch in Nigeria wird er zu Gulasch ähnlichen Ragouts gegessen.Abgesehen von konkreten Zutaten oder Gerichten haben wir alle die emotionale Verbindung zum Essen gemein. So stehen kulinarische Traditionen sowohl in Nigeria als auch in Deutschland immer stark in Verbindung mit der Familie, mit Ritualen und dem Zu-Hause-Gefühl.
Reisen bildet – nicht nur die Geschmacksnerven
Auch wenn die Bereitschaft, mit traditionellen Rezepten zu experimentieren, Zutaten auszutauschen oder Aromen zu verändern, in Nigeria noch nicht so groß zu sein scheint, konnte ich eine immense kulinarische Neugier spüren, was für eine Zukunft mit vielen Fusion-Gerichten sprechen könnte.Selbstverständlich ist das Reisen – egal, in welches Land – nicht nur für den kulinarischen Horizont äußerst wertvoll: Vorurteile verschwinden, Ängste stellen sich als unbegründet heraus, eigene Grenzen werden überwunden und neue Freundschaften geschlossen. Und genau diese Dinge durfte ich in Lagos erleben.
Den ersten Teil dieser Artikel-Serie von Ozoz Sokoh könnt ihr hier lesen.