Youth Internet Governance Forum
Mit Bildung Fake News bekämpfen

Junge Stimmen für die Netzpolitik kamen auf dem Youth Internet Governance Forum zusammen.
Junge Stimmen für die Netzpolitik kamen auf dem Youth Internet Governance Forum zusammen. | Foto: Paul Stender

Seit 2012 gibt es das Youth Internet Governance Forum. Nun fand zum ersten Mal ein Treffen in Deutschland statt. Das Goethe-Institut unterstützte Akteur*innen des globalen Südens bei der Teilnahme.

Von Annette Walter

Bei dem mehrtägigen Summit im Berliner Spreepalais hatten rund 100 junge Menschen aus knapp 40 Ländern die Möglichkeit, ihre netzpolitischen Forderungen auszuhandeln. Die Teilnehmer*innen zwischen 18 und 30 engagieren sich im Bereich der Internet Governance. Was sie konkret möchten, formulierten sie auf der Veranstaltung in einem Maßnahmenkatalog, das Ergebnis eines dreimonatigen, kollaborativen Arbeitsprozesses in zehn Webinaren. Dazu zählen etwa der Schutz von Kindern im Internet, die Transparenz von Unternehmen hinsichtlich ihrer Algorithmen, Daten, Inhalte, Regeln und Entscheidungen sowie die Garantie von Netzneutralität und uneingeschränktem Internetzugang. Das Goethe-Institut hat Stipendien an sechs Akteur*innen aus Malaysia, Brasilien, Nigeria, Panama, Namibia und Ghana vergeben, um diesen jungen Entscheidungsträger*innen aus dem digitalen Bereich die Teilnahme in Berlin zu ermöglichen.

Einer der Teilnehmer beim Interview in Berlin
Einer der Teilnehmer beim Interview in Berlin | Foto: Paul Stender

Digitale Bildung als wichtigstes Thema

Für Kayc Alexy James sind Lernprozesse zentral für die Gestaltung der Digitalisierung: „Nur mit Bildung können wir Desinformation und Fake News im Internet bekämpfen und mehr Sicherheit im Netz erreichen“, sagt die junge Frau aus Panama. James ist besorgt, dass Falschmeldungen, die online kursieren, Wahlen und damit Demokratien direkt schädigen. In ihrer Heimat Panama beobachtet sie, wie die Bedeutung von Künstlicher Intelligenz (KI) zunimmt und dort in vielen Bereichen bereits menschliche Arbeitskraft ersetzt. Ohne entsprechende Regularien könne KI aber auch Schaden anrichten, warnt James.

Josaphat Tjiho aus Namibia stimmt ihr zu: Digitale Bildung und der Zugang zu Informationen im Internet für alle Menschen stehen für ihn ganz oben auf der Liste. Er ist der Meinung, dass es mehr Online-Plattformen geben müsse, die Informationen auf transparente Weise vermitteln. Er selbst arbeitet als Medienvermittler für die Organisation MILLI (Media Information Literary Learning Initiative), eine Initiative des College of the Arts Namibia und der Deutsche Welle Akademie. MILLI bildet junge Menschen darin aus, digitale Inhalte ohne verzerrte und irreführende Information mit mobilen Geräten zu erstellen. Die Chancen von KI liegen für Tjiho darin, dass Aufgaben von Maschinen übernommen werden können, um Menschen zu entlasten. Eine Gefahr sieht er allerdings darin, dass KI zu viel Kontrolle über Menschen erhält oder sie zu stark davon abhängig werden. Deshalb ist Tjiho eine aktive Rolle der Zivilgesellschaft sehr wichtig.

Rund 100 junge Menschen aus 40 Ländern kamen in Berlin zusammen.
Rund 100 junge Menschen aus 40 Ländern kamen in Berlin zusammen. | Foto: Paul Stender

Mehr Wissen über Cyber-Sicherheit

Mit Tjiho diskutierte auch Aisyah Shakirah Suhaidi aus Malaysia. Die Jurastudentin aus Kuala Lumpur arbeitet über den „Internet Society 2020 Action Plan“ an Zielen wie der effektiven Verschlüsselung von Online-Kommunikation und sicheren Finanztransaktionen. Sie wurde im letzten Jahr als IGF-Botschafterin des „Internet Governance Forum“ ausgezeichnet. Die wichtigsten Herausforderungen sind für sie die Digitale Inklusion und die Förderung der Kompetenz von Menschen aus unterschiedlichen Communitys: „Die Menschen müssen mehr über Cyber-Sicherheit lernen und verstehen, was Internet Governance bedeutet. Wenn du deine Stimme erheben und deine Rechte kennen willst, musst du erst informiert sein“, sagt Suhaidi. Da es viele Initiativen gibt, die an diesen Zielen arbeiten, stimmt sie die momentane Entwicklung durchaus optimistisch.

Was alle Teilnehmer*innen eint, ist ihr Plädoyer für eine Stärkung der Teilhabe von jungen Menschen: Der Brasilianer Elisson Diones, der sich beim Youth Observatory engagiert, einer weltweit aktiven Gruppe von Cyberaktivist*innen, tut dies etwa, indem er in Schulen auftritt und den Schüler*innen zeigt, wie man mit dem Internet umgeht. Er betont: „Die Jugend hat eine Stimme, die gehört werden muss.“

Gemeinsam Forderungen formulieren
Gemeinsam Forderungen formulieren | Foto: Paul Stender

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