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A-League Abenteuer
Fußball fern der Heimat

Der deutsche Fußballer Patrick Ziegler beim Western Sydney Wanderers Training
Der deutsche Fußballer Patrick Ziegler beim Western Sydney Wanderers Training | © Western Sydney Wanderers

Die Zahl deutscher und deutschsprachiger Spieler in der A-League, Australiens höchster Spielklasse, hat in jüngster Zeit zugenommen. Sonne, Sand und Fußball mag für europäische Fußballer, die ihren Horizont erweitern möchten, wie die perfekte Packung aussehen, aber ganz so leicht ist es dann oft doch nicht.

Von André Leslie

Es ist Mittag in der neuen Trainingsanlage der Western Sydney Wanderers in Blacktown am Rande von Sydney. Die Spieler entspannen sich während einer Pause unter roten und schwarzen Sonnensegeln im brütend heißen Innenhof und versuchen, sich ihre Energie für das anstehende Nachmittagstraining aufzusparen.
 
Patrick Ziegler ragt unter ihnen nicht nur wegen seines dröhnenden Lachens und seiner fröhlichen Art heraus. Er ist auch gebaut wie ein Eukalyptusbaum, mit langen, kräftigen Beinen, die zu sagen scheinen: „Glaub bloß nicht, dass du den Ball an mir vorbeidribbeln kannst.“
 
Patricks Vater wuchs in Australien auf, kehrte aber mit 18 nach Deutschland zurück, was bedeutete, dass der groß gewachsene Verteidiger den Großteil seiner Kindheit in München verbrachte. Die Kultur der Antipoden erlebte er bei den seltenen Gelegenheiten, zu denen sein Vater in einem alten Laden mit australischen Produkten für die ganze Familie Vegemite einkaufte.
 
„Ich kannte das Land vom Hörensagen und so, es war mir schon bekannt und ich konnte was damit assoziieren. Aber so intensiv wie die letzten anderthalb Jahre natürlich nicht“, erzählt er.
 
Aber obwohl er nicht viel Englisch spricht, sagt Ziegler, der letztes Jahr mit seiner Frau und seiner kleinen Tochter in Sydney ankam, dass er sich in seiner neuen Umgebung schon bald wohlfühlte.
 
„Die Leute sind ein wenig entspannter als in Deutschland, das ist wirklich so“, sagt er. „Man redet auch mit seiner Frau und fragt: ‚Was hast du im Alltag so für Erfahrungen gemacht?‘, und sie sagt genau dasselbe. Ich denke, es hängt wahrscheinlich irgendwie mit dem schönen Wetter zusammen.“ Der deutsche Fußballer Nicolai Müller am Ball für die Western Sydney Wanderers Nicolai Müller sagt, dass es ein Bonus war, Pirmin Schwegler aus der Bundesliga zu kennen | © Western Sydney Wanderers
 
Was den Fußball betrifft, war der 29-jährige Verteidiger jedoch nach eigener Aussage vom Spielstil in der A-League überrascht.
 
„Ich hatte gehört, dass die Spielweise eher Englisch war – nur Kampf, nur lange Bälle und Kopfball und so. Aber ich war recht überrascht, dass es eigentlich gar nicht mehr so ist“, erzählt Ziegler. „Viele von den Jungs, die hochkommen von der Jugend, sind technisch alle sogar eher gut.“

Neue Chancen

Ziegler ist einer von derzeit fünf deutschsprachigen Ausländern bei den Western Sydney Wanderers, die höchste Anzahl in der ganzen Liga. Sie alle sind seit der Ernennung des ehemaligen deutschen Nationalspielers Markus Babbel zum Cheftrainer hierhergekommen.
 
Die anderen zwei Deutschen im Team sind Alex Meier und Nicolai Müller, beide erfahrene Bundesligaspieler, dazu kommen die Schweizer Profis Daniel Lopar (Torwart) und Pirmin Schwegler. Insgesamt gibt es in der A-League 12 deutschsprachige Spieler, plus zwei deutsche Trainer.
 
Zieglers Mannschaftskollege Nicolai Müller steht noch ganz am Anfang seines australischen Fußballer-Lebens. Er kam erst vor ein paar Wochen als Last-Minute-Ersatz für den verletzten polnischen Stürmer Radoslaw Majeski an.
 
„Es macht es in erster Linie einfacher, wenn man hier ankommt und kennt schon jemanden“, erklärt Müller. „Ich kannte Pirmin schon aus Hannover, die anderen beiden (Meier und Ziegler) kannte ich jetzt nicht persönlich, aber ich glaube, das geht dann relativ schnell.“
 
„Für uns als Fußballer ist es einfach, denn du gehst ja zum Training und hast Kontakt, aber deine Frau muss erstmal suchen.“
 
Der 32-Jährige erzählt, dass er sich seit seiner Ankunft in Sydney auch außerhalb des Trainings schon mit seinen deutschen Teamkollegen getroffen hat, zu gemeinsamen Ausflügen zum Strand, zum Abendessen und auch zu gegenseitigen Besuchen zuhause.
 
„Das ist schon cool irgendwie“, findet er, „wenn man am anderen Ende der Welt noch was zusammen machen kann.“
Richard Windbichler geht in einem seiner ersten Spiele für Melbourne City raus Der Österreicher Richard Windbichler ist bisher nur ein paar Mal für Melbourne City aufgetreten. | © Melbourne City

Menschen zusammenbringen

Etwa 900 Kilometer weiter südlich, in Melbourne, hat es der österreichische Fußballer Richard Windbichler nicht ganz so leicht. Der 28-Jährige ist einer von fünf ausländischen Spielern bei Melbourne City, aber keiner von ihnen spricht Deutsch oder ist ein ehemaliger Teamkollege.
 
Allerdings kann Windbichler gut Englisch, was ihm bei seinen verschiedenen Fußball-Auslandsaufenthalten in Dänemark, Südkorea und jetzt in Australien sehr zugute kam.
 
„Ich habe Englisch in der Schule gelernt und hatte später eine englischsprachige Freundin, und dann wurde es natürlich besser, als ich ins Ausland gegangen bin“, erklärt er. „Learning by doing eben.“
 
Während sich Windbichler von einer Oberschenkelverletzung erholt, engagiert er sich bei „I Speak Football“, einem der Gemeinschaftsprojekte des Clubs. Die fröhlichen Fußballtrainings möchten Kindern mit nicht-englischsprachigem Hintergrund helfen, Barrieren zu überwinden und neue Freunde zu finden. Das ist etwas, womit sich der in Wien geborene Spieler identifizieren kann.

Richard Windbichler hilft bei einer "I Speak Football"-Session in Melbourne aus. Richard Windbichler hilft bei einer "I Speak Football"-Session in Melbourne aus. | © André Leslie / Goethe-Institut Australien „Ich habe das selbst erlebt, als ich in Korea gespielt habe“, erzählt er. „Anfangs fühlt man sich als Außenseiter. Man spricht die Sprache nicht und ist mit der Kultur nicht vertraut. Man denkt, dass man womöglich ein bisschen ausgegrenzt wird.“
 
„Aber sobald man anfängt, zusammen Fußball zu spielen, und sie sehen, der kann was beitragen und der passt sich an unsere Kultur an, fangen sie an, einen zu respektieren und einen in ihre Gruppe aufzunehmen und auf einen zuzukommen.“
 
Obwohl er erst seit Juni in Melbourne ist, sagt Windbichler, dass er sich in Australien gut eingelebt hat. Jetzt möchte er einfach nur wieder vollständig fit werden und zeigen, was er kann.
 
„Man weiß, was man kann, und man weiß, was man erreicht hat, aber die kennen dich ja nicht“, sagt er. „Wo immer du im Fußball hingehst, du musst dich überall neu beweisen. Das ist eine Herausforderung.“

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