Australischer Untergrund Metal
Die Dunkle Seite Australiens?

Dröhnende Musik tönt gedämpft in den Biergarten. Es ist ein schöner warmer Frühlingstag und ein paar langhaarige Gestalten, meist bärtig, sitzen zusammen und trinken das erste Bier. Viele tragen Jeanswesten mit Aufnähern, sogenannte Kutten oder T-Shirts der lokalen Bands. Eine typische Szene aus dem Metal Untergrund in Sydney, wo jeden Freitag und Samstag local shows mit australischen Untergrund Bands stattfinden.
Der Metal Untergrund ist allerdings mehr als das. Wenn man genauer hinschaut, fallen unter allen Akteuren des Untergrunds vor allem zwei Gruppen auf: Fans und Bands. Die Fans (oder Metalheads) wollen Teil des Untergrunds sein, wohingegen der Untergrund für viele (nicht alle!) Bands der Ausgangspunkt ist - mit dem Ziel, dann irgendwann doch den Durchbruch zu schaffen und international bekannt zu werden. Für die einen ist Untergrund Metal eine Art Lebensstil; für die anderen ist es der Weg zum Erfolg oder zumindest die Hoffnung auf Erfolg.
Anders sein wollen
Wie in anderen Untergrundszenen verbindet der Wunsch der Fans nach einem Raum, in dem man gemeinsam anders als die anderen sein kann. Duncan Therkildsen Jones schließt gerade seinen Master in Musikwissenschaften ab und hat seine Masterarbeit über die Metalszene von Sydney geschrieben. „Ich denke, dass Sydneys Metalszene sich eben durch den Untergrund Status auszeichnet“, meint Jones und ergänzt, dass Sydneys Metalszene versucht, eben nicht Mainstreamideen, Musikstilen und Ideologien zu folgen. Außerdem findet er, dass „dieser dadurch entstehende Raum sehr wichtig ist. In vielerlei Weise kann man in den Untergrund Shows einen Funken Punk wiedererkennen, weil die Selbständigkeit und Unabhängigkeit der Szene als ernsthaftes Ziel anerkannt werden.“
Der Weg zum Durchbruch
Es gibt eine Reihe von Bands, die gerne spielen ohne sich eine große Karriere davon zu versprechen. Viele Bands wünschen sich aber den Durchbruch und der Untergrund bietet eine Plattform, um sich eine Fangemeinde und einen Bekanntheitsgrad zu erspielen. Allerdings ist die Größe Australiens, die geringe Bevölkerungsdichte sowie die Entfernung zu anderen Ländern ein Hindernis für den Erfolg und die meisten Bands bleiben im Untergrund. Stu McGill ist Gitarrist der Power Metal Band Silent Knight und Organisator des Metalfestivals Stormrider in Perth, der isoliertesten Großstadt der Welt. Er sieht Engagement als wichtigstes Merkmal der australischen Metalbands: „Australien ist so weit weg vom Rest der Welt, sodass Bands einen unglaublichen Antrieb brauchen, um Erfolg zu haben“. McGill meint, dass die australischen Bands wahrscheinlich zu den am härtesten arbeitenden Bands der Welt gehören. Seine Band hat schon ein gutes Stück geschafft, schließlich haben sie in der Szene bereits einen Namen und dazu ein gut produziertes Album. Im Sommer 2017 reisen sie nach Deutschland und spielen auf dem Headbangers Festival in Brande-Hörnerkirchen. Wie die meisten ambitionierten australischen Bands haben Silent Knight zunächst in Südostasien gespielt und wagen nun den Sprung nach Europa.
Band oder Fan, Durchbruch oder nicht, wer zum australischen Untergrund gehört, steht für Metal. Und Metal verbindet. Weltweit.