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Soziale Medien im Museum
Nah bei den Menschen

Goethe-Selfie im Wallraff-Richartz-Museum in Köln
Goethe-Selfie im Wallraff-Richartz-Museum in Köln | Foto (Ausschnitt): Anke von Heyl

Sammeln, bewahren, forschen, bilden – das waren bislang die klassischen Aufgaben des Museums. Heute warten neue Herausforderungen auf die Kulturinstitutionen. Museen müssen sich auf den demografischen Wandel und die veränderten Sehgewohnheiten im Digitalzeitalter einstellen. Dabei spielt die Sichtbarkeit eines Museums in der Informationsflut eine entscheidende Rolle. Und die Frage, ob es einen bleibenden Eindruck im Netz hinterlässt.

Das Bedürfnis wächst, auch im Netz mit dem Lieblingsmuseum in Kontakt treten zu können. Eine erfolgreiche Kommunikation in den sozialen Netzwerken ist aber nur mit einer klugen Digitalstrategie zu erreichen. Das Städel Museum in Frankfurt betont die Chancen eines uneingeschränkten Zugangs für alle im digitalen Raum. Die zeitgenössisch orientierte Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf arbeitet daran, dem Besucher über die aktuellen technischen Möglichkeiten einen individualisierten Zugang zu den Kunstwerken anzubieten. Zögernd noch, aber immer öfter werden Stellen an Museen eingerichtet, die sich ausschließlich mit dem digitalen Auftritt des Hauses beschäftigen.

Sender und Empfänger

Wo mischt man mit? Diese Frage ist nicht einfach zu beantworten, da es für jede Plattform eigene Gesetzmäßigkeiten gibt. Und die Erreichbarkeit der Zielgruppen lässt sich auch nicht auf einfache Formeln herunterbrechen.

Selfie im Städel Museum Frankfurt Selfie im Städel Museum Frankfurt | Foto: Städel Museum, Frankfurt am Main Wirft man einen Blick auf die Facebook-Aktivitäten der Museen, so sind neben Veranstaltungsankündigungen Beiträge beliebt, die mit einem aktuellen Aufhänger zur Interaktion einladen. Einige Häuser experimentieren mit der Funktion von Live Videos. Facebook funktioniert wie die Warenauslage in den Schaufenstern einer Fußgängerzone. Den meisten Zuspruch gibt es vor allem für die großen Marken. Auf Platz eins aller deutschen Museen steht mit über 500.000 Likes das Mercedes-Benz-Museum in Stuttgart. Aber auch Kunst-Ausstellungshäuser mit vielen Wechselausstellungen punkten bei der Facebook-Gemeinde. So hat die Schirn Kunsthalle in Frankfurt fast 90.000, die Bundeskunsthalle in Bonn gut 75.000 Likes.

Beim Microblogging-Netzwerk Twitter werden Museen mit verstärkter Interaktion belohnt. Wenn sie die Echtzeitkommunikation beherrschen, können sie vor allem bei international angelegten Aktionen wie oder #askacurator ihre Inhalte einem breiten Publikum präsentieren und mit ihm ins Gespräch kommen.

Teilen und Teilhabe

Sinnvoll in jeder Hinsicht ist es, online und offline zu verbinden. Hier können Museen eine treue Gefolgschaft aufbauen, die im Netz aber auch analog als Botschafter des Hauses agiert. Zahlreiche Begegnungen zum Beispiel bei Tweetups, persönlichen Treffen von Twitterern, haben das bewiesen. Das Städel Museum hatte am Social-Media-Abend anlässlich seines 200. Jubiläums 120 Teilnehmer vor Ort erreicht, insgesamt aber ein Vielfaches darüber hinaus an Menschen im Netz. Museen verwalten als Hüter auratischer Werke und meist außergewöhnlicher Architekturen wertvolle Bildmotive. Indem sie sogenannten Influencern, also Social-Media-Bloggern mit großer Reichweite, Zugang zu diesen Motiven ermöglichen, beispielsweise über exklusive „Photo Walks“, nehmen sie die wachsende Gemeinschaft der Fotografie-Plattform Instagram für sich ein. Wer dort beispielsweise nach den Schlagworten #artwatchers oder #emptymuseum sucht, bekommt schnell Lust auf einen Museumsbesuch.
 

Interaktion

Der Medienwandel bringt nicht nur neue Voraussetzungen dafür, wie sich ein Museum nach außen zeigen sollte. Auch die Erwartungshaltungen der Besucher verändern sich. Denn heute ist jeder in der Lage, eigene Inhalte zu produzieren und möchte davon auch ausgiebig Gebrauch machen. In den sozialen Netzwerken zählt vor allem die Interaktion. Mit einfachen Worten ausgedrückt, stellt sich das Web 2.0 gerne als „Mitmach-Web“ vor. Hier geht es um mehr, als nur den Like-Button zu drücken.

Social-Media-Abend im Städel Museum Frankfurt Social-Media-Abend im Städel Museum Frankfurt | Foto: Städel Museum, Frankfurt am Main Besonders erfolgreiche Aktionen im Social Web leben vom Input der Teilnehmer. Ein Beispiel hierfür war #myRembrandt, eine Aktion, die von den Pinakotheken München initiiert wurde. Eine eigens dafür hergestellte Replik eines kleinen Rembrandt-Selbstbildnisses lieferte Bloggern und Social-Media-Fans des Museums die perfekte Vorlage für das Erzählen eigener Geschichten. So wurden sie zum Co-Kurator für neue Inhalte. Es entstanden emotionale Beziehungen zur Kunst Rembrandts aber auch eine enge Bindung an das Haus, das für zukünftige Aktionen immer wieder auf die hier gewonnenen Unterstützer zählen kann.

Mini-Storytelling für jedermann

Es müssen aber nicht immer große Projekte sein. Auch mit kleinen Impulsen kann User Generated Content, also vom Nutzer erstellter Inhalt, angeregt werden. So hat das Museum Schloss Moyland mit der Aktion #beuysheute viele Fans des Künstlers motiviert, eigene Gedanken zu seinem Todestag beizusteuern und so die Erinnerung an ihn im Netz sichtbar gemacht.

Social-Media-Abend im Städel Museum Frankfurt Social-Media-Abend im Städel Museum Frankfurt | Foto: Städel Museum, Frankfurt am Main Eine äußerst beliebte Aktion in verschiedenen sozialen Netzwerken ist auch das #MuseumSelfie, eine Anregung, sich in einem Museum selber zu fotografieren und Teil einer weltweiten Aktion zu werden. So sammelt das Netz zahllose Bekenntnisse zu einem bestimmten Museum oder gar einem besonderen Kunstwerk. Im Osthaus Museum Hagen setzt man hier sogar noch eins drauf und hat eine Ausstellung nur mit Selfie-Stationen zu berühmten Kunstwerken entwickelt. Auf diese Weise kann man auch das Problem der Bildrechte umschiffen, welches an manchen Häusern zu einem Fotografierverbot geführt hat.

Social-Media-Abend im Städel Museum Frankfurt Social-Media-Abend im Städel Museum Frankfurt | Foto: Städel Museum, Frankfurt am Main Betrachtet man die Landschaft deutscher Museen, so muss allerdings noch viel Raum im Digitalen erobert werden. Damit sich das Potenzial eines offenen Museums als zukunftsfähig erweist, braucht es vor allem geschultes Personal. Die Universitäten sind daher dringend gefordert, das Thema der Kulturvermittlung im Social Web nicht auszuklammern, sondern explizit zu fördern. Dann klappt’s auch mit dem Besucher.
 

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